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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Commichau, Felix: Deutsche Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe I. B.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0207

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Seite 178.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Oktober-Heft.

P. Huber. Heizkörper-Verkleidung im Ratich-Zimmer des Hauses Gluckert.

Gitter ausgeführt von Paul Stotz, Stuttgart.

in der Ausstellung nicht mehr
erreichte Innigkeit des gan-
zen Vortrags verbindet. Die
Kartons zu den Glasgemäl-
den aus dem Rathaus zu
Freiburg (Frührenaissance),
welche historisch bedeutende
Momente aus der Stadt-Ent
Wickelung darstellen, und
die Glasgemälde im Stile des
13. und 16. Jahrhunderts
von edler Formreinheit und
Leuchtkraft sind hier beson-
ders hervorzuheben. Naivität
und Kraft des Mittelalters
sprechen zugleich aus ihnen.
Die gleiche Vollendung ist
den anderen Arbeiten dieses
trefflichen Künstlers zuzu-
sprechen, der mit seiner reich-
haltigen Kollektiv - Ausstel-
lung einen Ehrenplatz in der
Ausstellung einnimmt.*) Ihm

P. Huber. Heizkörper- Verkleidung im Speise-Zimmer des Hauses Gluckert.

Gitter ausgeführt von Paul Stotz, Bronze - Giesserei, Stuttgart.

und grösserer Mannigfaltigkeit der Motive. Das Trausaal-
Fenster von Linnemann ist ein liebliches Stück, in zarten
Tönen gehalten, der Stimmung des Ortes entsprechend; der
Einzug des Siegers von Lüthi zeigt Makart'sche Farbenpracht.
Recht ansprechende Leistungen sind auch die landschaftliche
und märchenhafte Motive behandelnden Glasgemälde der
Offenburger Glasmaler Schell und Vittali. Interessant für
die Weiterentwickelung der Technik und die Möglichkeit
bestimmter Motive sind die Glasmalereien von Goller, Dresden,
Zentner, Wiesbaden, Müller-Hickler, Aachen. Dem impres-
sionistischen Zug folgt am glücklichsten Goller, dessen »Frau
Musika« ein Stück voll Leben und Leuchtkraft ist. Zentner
hat in seinem Fenster »Herbststimmung« das malerische
Problem so ziemlich gelöst, wenn eine gewisse Unruhe auch
zurückgeblieben ist, und Müller-Hicklers »Dame«, Entwurf
von G. de Feure, Paris, ist immerhin rein technisch ein sehr
bemerkenswertes Stück, wenn auch das Motiv ein befrem-
dendes bleibt. Bis eine der Glasmalerei glücklich anzu-
passende Damentracht erfunden ist, werden Versuche, sie
diesem Gebiet einzubürgern, Experimente bleiben. Auf jeden

Fall aber sind diese Glas-
malereien sehr schätzens-
werte Dokumente für die
ihre Bahn erweiternde Tech-
nik, die hier mit starkem
Raffinement an malerische
Probleme herangeht. Ueber-
blickt man den Weg von
Geiges' Glasgemälden bis zu
Müller-Hicklers »Dame«, so
wird man zum mindesten
die Genugthuung empfinden,
dass diese Kunst in stetig
fortschreitender Bewegung
ist. Wie sehr es aber geboten
ist, die Glasmalerei in be-
stimmten , ihrem ganzen
Wesen notwendigen Gren-
zen zu halten, zeigt das tech-
nisch vielleicht am höchsten
entwickelte Verfahren der
Barmener Kunst - Anstalt

reihen sich an die schon
genannte Zettler'sche Glasmalerei, München, die ein präch-
tiges Rundfenster »Patrona Bavariae« zeigt, und de Bouche",
München, der in der Kabinettmalerei ganz hervorragende
Leistungen aufzuweisen hat. Seine Wappenscheiben usw.
sind köstliche Stücke, voll Schmelz und von grösster Subtilitätt
ohne kleinlich oder spielerisch zu wirken. Das Königliche
Glasmalerei-Institut, Berlin, hat eine Reihe tüchtiger Sachen
ausgestellt, erreicht aber die Vorgenannten nicht. Am
besten gefiel mir ein Flur-Fenster, einen Pfau darstellend,
und ein Treppenhaus-Fenster: Alt-Berlin, das in der male-
rischen Wirkung recht gut ist. Drinneberg, Karlsruhe, und
Reuter und Reichhardt, Köln, halten sich auf einem an-
erkennenswerten Niveau; man wird aber schwerlich irgend-
welche frappierende Leistungen von ihnen erwarten dürfen.
Durch grosse Leuchtkraft und edle Form zeichnet sich das
dreiteilige Kirchen-Fenster von Kriebietzsch und Voege, Mann-
heim, aus. Mit Linnemann und Lüthi, beide Frankfurt,
kommen wir zur freieren Ausgestaltung des Glasgemäldes

*) Geiges hat auch einen Katalog seiner Ausstellung herausgegeben, der
interessante Reproduktionen enthält. Der Katalog der Ausstellung dürfte hin-
gegen in den Reproduktionen und der ganzen Ausstattung etwas gediegener sein.

Haus Christiansen, Darmstadt.

Heizkörper- Verkleidung.

Ausgeführt von Epple & Ege, Hof-Möbelfabrik, Stuttgart.
 
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