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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0227

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November-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 195.

Chr. Seebach—München und W. Martin—Zürich.

Entwurf aus dem Wettbewerbe: Wohnhaus eines Kunst-Freundes.

Schmuck als Nebensache betrachtet. Vor allem aber sollen
Natürlichkeit und Einfachheit die Hauptnormen für die Ein-
richtung sein. Imitationen von wertvollen Materialien seien
durchaus verwerflich. Wahrheit sei hier erste Forderung.

Herr Ober-Bürgermeister Beutler ergreift sodann das
Wort und warnt vor einer allzugrossen Generalisierung der
abfälligen Ansichten über den modernen Schulbau. Nicht auf
die künstlerische Ausstattung, sondern auf die hygienische
Einrichtung, auf eine ruhige und bequeme Lage müsse das
Hauptgewicht gelegt werden. Erst Gesundheit, dann Schönheit.

Dieser Behauptung wird mit dem Einwände entgegen-
getreten, dass architektonische Schönheit und Hygiene mit
einander nicht unvereinbar seien. Geheimer Regierungsrat
von Seidlitz unterzieht sodann als nächster Referent die An-
forderungen, die an den bildnerischen Wand-Schmuck zu
stellen seien, einer eingehenden Erörterung. Die Photographien
und farblosen Reproduktionen und Farbenbilder betrachtet er
nur als Notbehelf. Hierauf ergreift Herr Direktor G. Pauli—
Bremen das Wort über ein den künstlerischen Anforderungen
entsprechendes Bilderbuch. Er geht von der Anschauung aus,
dass das Kind zunächst selbst darüber urteilen müsse, welche
Bücher für sein Auffassungsvermögen die verständlichsten und
ansprechendsten seien. Herr Lehrer C. Götze—Hamburg spricht
sodann zu dem Thema »Erziehung in Form und Bildern«. Er
geht von der Ansicht aus, dass durch das fortwährende Um-
gehen mit dem geschriebenen Wort unser Denken und
Empfinden ein zu wenig unmittelbares, d. h. ein durchaus

abstraktes geworden sei. Eines der wirksamsten Gegenmittel
glaubt er im Zeichen-Unterricht zu finden, das Zeichnen sei
in gewisser Beziehung dem Sprechen oder Schreiben gleich-
zuhalten. Nur drückt es im Gegensatz zur Sprache die Ge-
danken bildlich aus. Es muss daher diesem Ausdrucksmittel
ein ebenso hervorragender Platz im Schul-Unterricht einge-
räumt werden wie dem Wort und der Schrift.

Herr Landes-Schulinspektor Scherer befürwortet vor allem
das Formen nach der Natur. Vom Standpunkt des Künstlers
bemerkt Herr Bildhauer Obrist, seine Ansicht gehe dahin, dass
das durch den Kunsterziehungs-Tag angestrebte Ziel nicht zu
erreichen sei, wenn nur die Frage erörtert werde, ob der An-
schauungs - Unterricht in der Schule vertieft und erweitert
werden müsse. Er spricht die Besorgnis aus, dass auf dem
eingeschlagenen Wege dem Kind nur die Kunst verleidet
werden würde. Er fasst seine Ansicht dahin zusammen, dass
der künstlerische Unterricht der Jugend nur von bildenden
Künstlern zu erteilen sei und schliesst mit dem Warnungsruf:
»Man möge die Kunst-Erziehung nicht in Bahnen leiten, die
man nach 50 Jahren als vollständig falsch erkennen würde«.
Herr Götze schliesst sich den Ausführungen des Vorredners
an, nur spricht er die Ansicht aus, dass sich der Lehrer den
Verhältnissen allmählich anpassen und dass sich die Wissens-
Schule allmählich in eine Können-Schule verwandeln werde.

Herr Professor Flinzer—Leipzig warnt vor einseitiger
Ausbildung der künstlerischen Ziele. Der Zeichen-Unterricht
solle nicht blos eine Vorbildung für den Künstler allein,
 
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