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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Seite 196.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

November-Heft.

Anton Httber—Berlin.

Landhaus M. Faust—Schlachtensee b. Berlin. Diele.

sondern für die breiten Schichten der Bevölkerung sein.
— Herr Direktor Dr. Jessen—Berlin bespricht die Wege
der Erziehung der Jugend in der Handfertigkeit. Er stellt
als Hauptgrundsatz für die künstlerische Ausbildung des
Handwerks eine rationelle Behandlung der Materialien auf.
Der Geschmack des Volkes müsse auf zweckmässige Gebrauchs-
Formen gelenkt werden und der Ueberfluss an Zier-Formen
sei möglichst zu vermeiden. Zweck, Form, Material und
Farbe sollen möglichst harmonisch zusammenwirken. Nur
durch öffentliche Mittel könne eine wirksame Unterstützung
der Handarbeit erreicht werden.

Hierauf berichtet Herr Direktor Professor Dr. Lichtwark
—Hamburg über die Art, wie die Jugend zum Genuss der
Kunstwerke anzuleiten sei. Herr Seminar-Lehrer Muthesius—
Weimar geht nun auf das Thema der Ausbildung der Lehrer
in den Seminaren ein. Auch er ist wie Prof. Lichtwark der
Ansicht, dass die Stoffe für den Zeichen-Unterricht womöglich
der Heimat entnommen werden sollen. Der Lehrer soll auch in
moderner Kunst sich ein gewisses Urteil aneignen und dieses
momöglich an den Originalen ausbilden. Eine kunsthistorische
Erziehung des Lehrers erscheint dem Referenten unerlässlich.

Professor Dr. Lange erörterte die Vorbildung der Lehrer
an den Universitäten und stellt folgende Grundsätze hierfür
auf: Jede Universität solle mindestens einen Archäologen und
einen etatsmässig angestellten Professor der Kunstgeschichte
haben. Geheimrat von Seidlitz sprach sodann in einem
Schluss-Worte den Teilnehmern den verdienten Dank für ihre
mehrtägige Arbeit aus. — Möchte die Thätigkeit des ersten
deutschen Kunsterziehungs - Tages bei den Regierungen der
Einzelstaaten eine Aera der Reformen zur Folge haben!

Zu unseren Illustrationen. Die Fassaden-Entwürfe auf
Seite 194 und 195, sowie die Interieurs (siehe Doppel-Beilage)
stammen aus dem Wettbewerbe der Innen-Dekoration über:
»Wohnhaus eines Kunst-Freundes« und zeichnen sich vor
allem durch die wohlthuende Formenruhe und Klarheit aus,
ein Lob, das besonders den Aussen-Architekturen, welche von
den Architekten C. Seebach und W. Martin herrühren, gezollt
werden muss. Die Interieurs von H. Schellenberg und Schadler
sind freundliche, ansprechend und praktisch ausgestaltete
Zimmer, die zudem in einer sehr flotten Art dargestellt sind.
Beide Entwürfe wurden s. Zt. durch Ankauf von je einem
Blatte ausgezeichnet. — Die Illustrationen auf Seite 196, 197
und 198 zeigen den Architekten Anton Huber—Berlin —
einen um etwas älteren Bruder des bekannten Mitgliedes der
Darmstädter Künstler - Kolonie, Patriz Huber — als Innen-
Künstler. Mit Ausnahme des Entwurfes auf Seite 197 sind
diese Abbildungen Aufnahmen aus dem Landhause von
M. Faust in Schlachtensee bei Berlin, welches der junge
Künstler im Laufe dieses Jahres eingerichtet hat. Von Interesse
ist es, zu beobachten, dass Anton Hubers Art stark verwandt
derjenigen seines Bruders ist, ohne dass behauptet werden
könnte, sie folge diesem. Wir haben hier den interessanten Fall,
dass stark ausgesprochene persönliche Gleichheit zu ähnlichem
künstlerischem Ausdrucke führt. — Anton Huber war längere
Zeit in dem Atelier Bruno Möhrings—Berlin thätig; in dessen
Auftrage übernahm er die Leitung der Innen-Ausstattung des
Deutschen Wein - Restaurants auf der Welt-Ausstellung zu
Paris 1900; seit Mitte dieses Jahres ist Huber selbständig in
Berlin. Von ihm erschien vor kurzem bei M. Spielmeyer—
Berlin ein empfehlenswertes Vorlagenwerk: »Das Holzwerk«.
 
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