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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Velde, Henry van de: Das Museum "Folkwang" in Hagen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0285

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INNCN'DEKORATfON

MEINHEIM-

MEIN-STOLZ

xiii. MHRsans.

Darmffcidt 1902.

novemBeR=H£FT.

Das ITlufeuin »Folkwang<i in fiagen.

(Schluss.)

Wis die eigentliche Form der Säule betrifft,
so gibt sie die Lage der in ihr befindlichen
Träger an. Ein Schnitt würde genügen, um
diese Stellung erkenntlich zu machen; die Kontur
der Säule folgt der der Träger selbst. Im Schnitt
dargestellt, geht diese Kontur von einem Winkel
aus, den sie übertreibt; folgt dann dem Flantsch des
Trägers und höhlt sich im Zwischenraum des ersten
und zweiten Trägers; nimmt und verfolgt dann eine
andere Richtung und macht den Winkel von neuem
kenntlich. Bei dieser Wendung bildet die Linie eine
Höhlung, um sich mit dem Steg des Trägers wieder
zu vereinen; sie würde diese bis zum anderen Winkel,
der am Flantsch hervortritt, verfolgt haben, wenn ich
nicht vorhergesehen hätte, dass eine so gleichmässige
und ununterbrochene Fläche, eine tote Fläche ge-
wesen wäre. Das Licht musste auf dieser Fläche
spielen und sich gleich einer Welle heben und senken;
— diese würde sich am Fusse der Säule, wo sie ihr
Leben und ihre Berechtigung hernimmt, aufrichten,
und sich an dem Vorsprung des Kapitals brechen,
wo andere Elemente sich um den Vorrang, das
Mauerwerk der Bogen zu tragen und Leben zu
erzeugen, streiten. — Ich frage mich jetzt oft, ob
die vier Zähne, welche vom Kapital dieser Säulen
hervorragen, nicht eine zu grosse Betonung er-

halten haben. Durch sie wurde es mir leichter, die
Säulen mit den Bogen zu verbinden; und aus diesem
Bedürfnis heraus sind sie entstanden; und dies
Bedürfnis rechtfertigt sie auch in meinen Augen.

Es ist selbstverständlich, dass ich nur das Ver-
fahren, die Art auf welche ich in diesem Museum
alle architektonischen Skulptur-Elemente geschaffen
habe, verteidige und deren Fortbestehen ich ver-
künde; was die Formen selbst betrifft, so ist es
nicht meine Sache, sie zu verteidigen. Ich offen-
bare ihr Innerstes, ihre Seele; ich sage, dass sie
nach der Art der antiken Formen und Ornamente
entstanden sind. Ich kann mich nicht enthalten,
das zu erwähnen, was ich Dem verdanke, der besser
als irgend einer in ihr Geheimnis gedrungen ist.
Der Graf H. Kessler nahm sich die Mühe, uns in
alles, was er von ihnen wusste, einzuführen
hat uns dies in dem interessanten Artikel,
»Pan« und als Broschüre unter dem Titel »Kunst
und Religion« erschienen ist, klar gelegt.

Er sagte, dass der Rhythmus der unum-
schränkte Schöpfer und das gebieterische Gesetz der
griechischen Architektur sei, und um seine Lehre zu
ergänzen, müsste man jetzt dieser Entwicklung ihren
Wert beimessen, dass nämlich der Schrecken des
Todes, die Abscheu gegen tote Flächen bei den

und er
der im

1902. XI 1.
 
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