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Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.

9. Jahrgang. Wien, 15. April 1917. Nr. 8.

Historische Persönlichkeiten als Münzensammler.
Vom Hofrat Konstantin Danhelovsky (Wien).

Die Leser der „Internationalen Sammler-Zeitung“
mögen nicht erschrecken, wenn ich, wie bei einem
geschichtlichen Aufsatze üblich, weit aushole: bei den
alten Ägyptern, Babyloniern, Griechen und Römern.
In jeglicher Kulturbetätigung als Vorkämpfer der
Menschheit gewertet, haben diese Völker zweifellos
auch auf dem Gebiete des Kunstsammelns im allge-
meinen anerkennenswerte Frühproben geleistet. Man
denke hur an die zahlreichen Statuen, Urnen, Vasen,
an die geschmackvollen, mitunter geradezu künstleri-
schen Geräte und Schmuckobjekte aller Art, mit denen
diese klassischen Vorläufer der Geistesbildung ihre
Gr dheitstempel so reichlich ausstatteten, daß man
diese füglich als Sammlungen großen Stils ansehen
kann.
Und trotz alledem kann ich den Reigen meiner
heutigen Plauderei nicht mit diesen alten Kulturvor-
kämpfern eröffnen, da ich über ihre Eigenschaft, ob
sie speziell Münzen gesammelt haben, nicht das ge-
ringste zu sagen weiß. Bezüglich der Babylonier be-
drückt mich diese Ignoranz insofern nicht sonderlich,
weil von ihnen keinerlei Münzen auf uns übergekommen
sind. Aber auch von den Ägyptern und insonderheit
den Griechen und Römern, deren Stempelschneide-
kunst stellenweise Staunen erregt, kann ich mit Seelen-
ruhe sagen, daß trotz ihrer massenhaften Münzprä-
gungen keine Münzensammler unter ihnen nachweisbar
sind.
Von Griechen und Römern ist uns nur durch be-
glaubigte Geschichtsquellen bekannt, daß sie alte
Gold- und Silbermünzen als Gemmen gefaßt aufbe-
wahrten, wohl auch, daß der römische KaiserAugustus
(gest. 14 n. Ohr.) bei festlichen Gelegenheiten alte
königliche und fremde Münzen verteilte. Stellt
man sich nun die Frage, woher und warum Kaiser
Augustus solche alte königliche, also nicht unter
seiner Herrschaft geschlagene und überdies auch
fremde, somit nicht römische Münzen aufbewahrte,
so möchte man fast einen Sammler in ihm erkennen.
Freilich keinen im vollausgereiften Sinne unserer Zeit,
der etwa vor seinem Münzspinde sitzend einen Münz-
katalog anlegt, oder mit Sammelgenossen Doubletten
austauscht, sondern einen verständigen Kunstfreund,
in dessen Biust nur Keimzellen eines Sammeltriebes
schlummern. Vielleicht können wir darin, daß der
erste römische Kaiser bei feierlichen Anlässen Münzen

verteilte, ein ahnungsvoll tastendes Präludium er-
blicken, aus dem sich erst später, im 15. und 16. Jahr-
hundert, volltönig und ernstlich das Thema des syste-
matischen Sammelns alter Münzen entwickelt hat.
Petrarka, der große Lyriker Italiens (1304—1374)
gilt uns gemeiniglich auch als einer der ersten Münzen-
sammler in der Reihe von Personen, die sich eines
berühmten geschichtlichen Namens erfreuen. Wie unser
Schiller, feiert auch Petrarka seine Geliebte unter dem
Namen Laura und nennt wie jener eine gewaltige
Gelehrsamkeit sein eigen. Unter dem Einfluß des
Humanismus stehend, wandte Petrarka sein numis-
matisches Interesse römischen Geldstücken zu und
sammelte sie, namentlich kostbare Stücke aus Gold.
Gleichzeitig mit ihm hatte auch der deutsche Kaiser
Karl IV. eine ausgesprochene Vorliebe für Römer-
münzen und erscheint uns füglich als der erste namhafte
Münzensammler auf deutschem Boden. Petrarka hat
manch wertvolles Stück seiner Römersammlung dem
Kaiser geschenkt und zum Teil käuflich überlassen.
Daß Petrarkas Beispiel, Münzen zu sammeln, bald
allerorten Nachahmung fand, dünkt uns fast selbst-
verständlich, da die einmal wachgerufene Bewegung
für das Wiederbeleben der Traditionen des alten
Römertums damals in der Luft lag und wie ein Lauf-
feuer immer weitere Kreise ergriffen hatte. Zunächst
wetteiferten mit Petrarka seine Landsleute Cosimo von
Medici, dann zahlreiche andere Fürsten, wie die
Este, Farnese, dann Alfons von Aragonien usw.;
in Ungarn König Matthias Corvinus, in Deutsch-
land nebst dem schon erwähnten Karl IV. auch spätere
deutsche Kaiser wie Friedrich IV., der kunstsinnige
Maximilian L, Karl V. usw.
Von Kaiser Ferdinand I. (gest. 1564) wissen wir
aus der Zeitchronik, daß er seine umfangreiche antike
Münzensammlung durch spezielle testamentarische Ver-
fügung weiter vererbte, sie also sicherlich mit besonderer
Herzens wärme veranschlagt haben muß.
Auch andere Habsburger hatten etwas für die Münz-
sammelpassion übrig. Erzherzog Sigismund, genannt
„der Münzreiche“ (unter dessen Herrschaft in Tirol,
1439 bis 1490, die ersten Talertypen in Hall geprägt
wurden), wie auch seine Gemahlin Eleonore widmeten
ihr Interesse dem Sammeln alter Prägungen, ebenso
auch Erzherzog Ferdinand (1621 bis 1623). Dieser
kunstsinnige Fürst, der an der Seite seiner vielgeliebten
 
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