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Jähns, Max; Jähns, Max [Hrsg.]
Geschichte der Kriegswissenschaften vornehmlich in Deutschland (Band 1): Altertum, Mittelalter, XV. und XVI. Jahrhundert — München, Leipzig, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26141#0009
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Einleitendes Vorwort

Jm Herbst 1880 trat ich an die mir von der Historischen Kvm-
mission übertragene ehrenvolle Aufgabe, eine „Geschichte der
Kriegswissensch aft" zu schreiben, mit großer Freude heran und
erwog dieselbe mit befreundeten Kennern. Jn erster Reihe stand die
Frage, was denn eigentlich unter „Kriegswissenschaft" zu ver-
stehen sei. Als ich eimnal die Ehre hatte, mit Seiner Exzellenz dcm
Herrn General-Feldmarschall Grafen von Moltke über die von
mir begonnene Arbeit ein eingehendes Gespräch zu führen, bemerkte
der scharfnnterscheidende Feldherr: „Der Titel.Geschichte der Kriegs-
wissenschaft' ist wohl uicht ganz zutreffend; es müßte heißen,Ge-
schichte der Kriegswissenschaften'. Jch kenne wohl Eine Kriegs-
kunst, aber nur eine Mehrheit von Kriegswissenschasten." —
Diesem Fingerzeige bin ich gefvlgt, auch bei der Feststellung des
Titels meiner Arbeit. — Jn der Tat: die Kriegskunst erhebt sich
zur Einheit in der Persönlichkeit des handelnden Kriegskünstlers; die
Kriegswissenschaften dagcgen, welche die Kriegsmittel schildern
und aus den Kriegshandlnngen Theorien abzuleiten versuchen, er-
reichen jene Einheit niemals, weil die Gegenstände, mit denen sie sich
beschäftigen, endlich und veränderlich sind. Denn es gibt keine „exakte"
Kriegswissenschaft, keine, welche wie Logik und Mathematik, zwar die
Fvrm, doch nie das Wesen wechselte; vielmehr sind sie sämtlich Er-
fahrungswissenschaften, welche am Stoffe hangen, und deren
Kategorien nicht an nnd für sich bestehen. Wohl mag der Denker
die Überlieferungen sammeln und sichten, mag sie methodisch ordnen,
mng die Elementarbegriffe zu höheren Einheiten zusammenfassen nnd
durch systematische Vergleichung langcr Reihen von Tatsachen zu
 
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