Die Zeit Kaiser Karls V.
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buches. Schon in Manuskripten hatte man dies gern mit dem deutschen
Vegetius in Verbindung gebracht, wie u. a. ein in der Berliner Bibliothek
aufbewahrtes Exemplar (rrmusor. Zsrra. kol. 94) zeigt, und in dieser
Verbindung wurde es denn auch zuerst gedruckt u. zw. von Stainer
zu Augsburg 1529. sß 4s. — Jn demselben Jahre gab übrigens auch
Egenolph in Straßburg das Buch selbständig heraus unter dem Titel
„Büchsenmeisterey von Geschoß, Büchsen, Pulver, Sal-
peter u. s. w." — Neue Auflagen erschienen 1531, 1534 (Leipzig
bei Blum), 1534 in Egenolphs „Kriegsbuch" sß 16s, 1569 und 1582
und vermutlich noch öftersi.
Überschaut man diese deutsche Artillerieliteratur des ersten Drittels
des 16. Jhdts., so ergibt sich, daß sie nur altes Gut überliefert, daß
sich keine neue Richtung anbahnt, daß kein neuer Gedanke hervortritt.
Unter solchen Umständen zeigte sie sich begreiflicherweise sehr aufnahme-
fähig, als von jenseits der Alpen neue Jmpulse gegeben wurden.
tz 41.
Kein Volk Europas hat sich ursprünglich feindseliger gegen die
Feuerwasfen verhalten, als das italienische. Geringschätzig urteilten
Münner wie Machiavelli und Guicciardini, die doch sonst so klare
Augen hatten, über diese „deutsche Pest". Seit aber die Artillerie
einmal als notwendiges Übel anerkannt worden, da beschäftigten sich
mit ihr gleich auch die Gelehrten, und wührend in Deutschland nur
Fachmünner die zunftmäßige Tradition überlieferten und sehr vor-
sichtig und langsam bereicherten, gewann der durch das Studium
der Antike aufgeklärte und methodisch geschulte Geist der Jtaliener
bald genug auf rein wissenschaftlichem Wege einen Vorsprung.
Ein sienesischer Edelmann Banuccio Biringuccio hat in
metallurgischer Hinsicht einen so bedeutenden Einfluß auf die Ent-
wickelung der artilleristischen Technik ausgeübt, daß seines Werkes
eingehend zu gedenken ist, obgleich dasselbe in Deutschland nicht deutsch,
sondern nur in lateinischer Übertragung erschienen ist. — Biringuccio
hat in Jtalien, aber auch im Auslande, persönlich eingehende Studien
i) Ausg. v. 1529 in der kgl. Bibl. zu Berlin, die von 1531 und 1534 im dortigen Zeughause
(^. 260, 261, 262), im Kupferstichkabinet die von 1582. Die Bibl. Hauslab (jetzt Liechtenstein) zu
Wien besitzt die Ausgaben von 1569 und 1582. — Von 1531 gibt es zwei Frankfurter Ausgaben, deren
eine (Zeughaus 261) einige Zusätze hat: Gemeine Streitsregeln nach Vegez, Lehre Maximilians
und Ordnung, Namen und Geschlecht der Büchsm nach Ott-Preuß.
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buches. Schon in Manuskripten hatte man dies gern mit dem deutschen
Vegetius in Verbindung gebracht, wie u. a. ein in der Berliner Bibliothek
aufbewahrtes Exemplar (rrmusor. Zsrra. kol. 94) zeigt, und in dieser
Verbindung wurde es denn auch zuerst gedruckt u. zw. von Stainer
zu Augsburg 1529. sß 4s. — Jn demselben Jahre gab übrigens auch
Egenolph in Straßburg das Buch selbständig heraus unter dem Titel
„Büchsenmeisterey von Geschoß, Büchsen, Pulver, Sal-
peter u. s. w." — Neue Auflagen erschienen 1531, 1534 (Leipzig
bei Blum), 1534 in Egenolphs „Kriegsbuch" sß 16s, 1569 und 1582
und vermutlich noch öftersi.
Überschaut man diese deutsche Artillerieliteratur des ersten Drittels
des 16. Jhdts., so ergibt sich, daß sie nur altes Gut überliefert, daß
sich keine neue Richtung anbahnt, daß kein neuer Gedanke hervortritt.
Unter solchen Umständen zeigte sie sich begreiflicherweise sehr aufnahme-
fähig, als von jenseits der Alpen neue Jmpulse gegeben wurden.
tz 41.
Kein Volk Europas hat sich ursprünglich feindseliger gegen die
Feuerwasfen verhalten, als das italienische. Geringschätzig urteilten
Münner wie Machiavelli und Guicciardini, die doch sonst so klare
Augen hatten, über diese „deutsche Pest". Seit aber die Artillerie
einmal als notwendiges Übel anerkannt worden, da beschäftigten sich
mit ihr gleich auch die Gelehrten, und wührend in Deutschland nur
Fachmünner die zunftmäßige Tradition überlieferten und sehr vor-
sichtig und langsam bereicherten, gewann der durch das Studium
der Antike aufgeklärte und methodisch geschulte Geist der Jtaliener
bald genug auf rein wissenschaftlichem Wege einen Vorsprung.
Ein sienesischer Edelmann Banuccio Biringuccio hat in
metallurgischer Hinsicht einen so bedeutenden Einfluß auf die Ent-
wickelung der artilleristischen Technik ausgeübt, daß seines Werkes
eingehend zu gedenken ist, obgleich dasselbe in Deutschland nicht deutsch,
sondern nur in lateinischer Übertragung erschienen ist. — Biringuccio
hat in Jtalien, aber auch im Auslande, persönlich eingehende Studien
i) Ausg. v. 1529 in der kgl. Bibl. zu Berlin, die von 1531 und 1534 im dortigen Zeughause
(^. 260, 261, 262), im Kupferstichkabinet die von 1582. Die Bibl. Hauslab (jetzt Liechtenstein) zu
Wien besitzt die Ausgaben von 1569 und 1582. — Von 1531 gibt es zwei Frankfurter Ausgaben, deren
eine (Zeughaus 261) einige Zusätze hat: Gemeine Streitsregeln nach Vegez, Lehre Maximilians
und Ordnung, Namen und Geschlecht der Büchsm nach Ott-Preuß.