Die neueste Auflage von J. Hübner’s Katalog der
Dresdener Galerie*).
Der jetzige Director der Dresdener Galerie, Professor Julius Hübner,
versichert in der neuesten (vierten) Auflage seines Kataloges, welche Ende
v. J. erschienen ist, „dass sie eine vielfach vermehrte und verbesserte ist,
wenn schon natürlich nicht mehr in dem Umfange als die früheren.“ So
ganz „natürlich“ scheint uns dies jedoch nicht: die vorige Auflage des
Kataloges hätte einer so gänzlichen Umarbeitung bedurft, dass neben ihr
särnmtliche Aenderungen und Zusätze seit dem ersten Erscheinen des
Kataloges unerheblich hätten erscheinen müssen. So theilt das Ver-
zeichniss der Dresdener Gemäldegalerie auch in seiner neuesten Gestalt
noch dasselbe Schicksal mit den Katalogen der übrigen weltbekannten
Galerien Deutschlands, der Berliner und Münchener Galerie: sie ent-
sprechen sämmtlich weder der Bedeutung der betreffenden Sammlungen
noch den Anforderungen der Kunstwissenschaft in ihrem heutigen Stande;
den meisten Katalogen der auswärtigen Galerien von gleichem Rufe
stehen sie entschieden nach: dem des Louvre, dem der Eremitage und
zumal dem der National Gallery.
Der Katalog einer Gemäldesammlung von dem Umfange und der
Bedeutung wie die Dresdener muss heutzutage nicht nur völlig unparteiisch
und kritisch mit Benutzung alles wissenschaftlichen Materiales die einzelnen
Bilder bestimmen, dieselben kurz aber präcis beschreiben, über ihre Her-
kunft, Erhaltung u. s. f. Rechenschaft geben, etwaige Bezeichnungen und
Daten womöglich im Eacsimile wiedergeben: er muss zugleich bei streng
historischer Anordnung nach den neuesten Forschungen eine kurze Ge-
schichte und Charakteristik nicht nur der Schulen, sondern auch der
*) Die hier zusammengestellten Notizen sollten ursprünglich als Beiträge
dienen für einen wissenschaftlichen Katalog der Dresdener Galerie, welchen mein
verstorbener Freund Albert von Zahn vorbereitete. Durch seinen Tod ist die Aus-
sicht auf einen solchen Katalog wieder in weite Ferne gerückt, wesshalb ich jetzt
das von mir gesammelte Material der Oeffentlichkeit übergebe.
Dresdener Galerie*).
Der jetzige Director der Dresdener Galerie, Professor Julius Hübner,
versichert in der neuesten (vierten) Auflage seines Kataloges, welche Ende
v. J. erschienen ist, „dass sie eine vielfach vermehrte und verbesserte ist,
wenn schon natürlich nicht mehr in dem Umfange als die früheren.“ So
ganz „natürlich“ scheint uns dies jedoch nicht: die vorige Auflage des
Kataloges hätte einer so gänzlichen Umarbeitung bedurft, dass neben ihr
särnmtliche Aenderungen und Zusätze seit dem ersten Erscheinen des
Kataloges unerheblich hätten erscheinen müssen. So theilt das Ver-
zeichniss der Dresdener Gemäldegalerie auch in seiner neuesten Gestalt
noch dasselbe Schicksal mit den Katalogen der übrigen weltbekannten
Galerien Deutschlands, der Berliner und Münchener Galerie: sie ent-
sprechen sämmtlich weder der Bedeutung der betreffenden Sammlungen
noch den Anforderungen der Kunstwissenschaft in ihrem heutigen Stande;
den meisten Katalogen der auswärtigen Galerien von gleichem Rufe
stehen sie entschieden nach: dem des Louvre, dem der Eremitage und
zumal dem der National Gallery.
Der Katalog einer Gemäldesammlung von dem Umfange und der
Bedeutung wie die Dresdener muss heutzutage nicht nur völlig unparteiisch
und kritisch mit Benutzung alles wissenschaftlichen Materiales die einzelnen
Bilder bestimmen, dieselben kurz aber präcis beschreiben, über ihre Her-
kunft, Erhaltung u. s. f. Rechenschaft geben, etwaige Bezeichnungen und
Daten womöglich im Eacsimile wiedergeben: er muss zugleich bei streng
historischer Anordnung nach den neuesten Forschungen eine kurze Ge-
schichte und Charakteristik nicht nur der Schulen, sondern auch der
*) Die hier zusammengestellten Notizen sollten ursprünglich als Beiträge
dienen für einen wissenschaftlichen Katalog der Dresdener Galerie, welchen mein
verstorbener Freund Albert von Zahn vorbereitete. Durch seinen Tod ist die Aus-
sicht auf einen solchen Katalog wieder in weite Ferne gerückt, wesshalb ich jetzt
das von mir gesammelte Material der Oeffentlichkeit übergebe.