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auf der Granitz bei Putbus.

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breite in Granit gehauene Treppe, deren Seitenwangen zwei aus Metall
gegossene Wolfshunde zieren. Die Portalthür mit allerlei Ornamenten
aus Zinkguß geschmückt, führt zum Vestibul, welches letztere durch zwei
Etagen gehet, mit gemalter Wandr,uaderung cassettirter Stuckdecke und
verschiedenen Wanddecorationen, Iagd- und Ritterthum bezeichnend. Dke
Fußboden des Vestibuls und der Corridore sind theils Marmorgetäfel, theils
Sandsteinfliesen in bunten Mustern. Der große Mittelthurm dient als
Treppenhaus, und zwar führt zunächst eine 8 Fuß breite Kreuztreppe von
24 Stufen aus hessischem Sandstein zur Hauptetage. Die hier bis jetzt
vollendeten 4 Zimmer sind im mittelalterlichen Geschmack decorirt, mit
Parguett-Fußböden, polirten und geschnitzten Flügelthüren, hohen Lambris
von polirtem Eichenholz mit Schnitzwerk und Roccoco - Verzierungen,
die Wände mit Boisserie - und anderen Tapeten. Eine hübsche Zierde
sind die weißen Porzellanöfen, im gothischen und byzantinischen Bau-
Styl ausgeführt, und mit Vergoldungen, Basreliefs und Figuren ge-
schmückt. Von dieser Etage ab führt eine leichte, durchbrochen gearbei-
tete Gußeisentreppe mit 12 Podesten und 154 Steigungen an den innern
Cylinderflächen des Mittelthurms sich hinschlängelnd, und an den Fenster-
gruppen, welche den Thurm erhellen, Ruhe- und Aussi'chtspunkte darbie-
tend, bis zur Plattform, wo eine freie reiche Rundsicht den steigenden
müden Wanderer belohnt. Von diesem 450 Fuß über der Meeresfläche
hohen Srandpunkte aus beherrscht das umhecspähende Auge fast die ganze
Insel Rügen und die ferne liegende Küste Pommerns, so wie einen gro-
ßen Theil des offenen Meeres, welches viele Meerbusen und Einschnitte
bildet, wodurch dies ein Panorama unendlich reichhaltiger Abwechselungen
wird, und zu einem der schönsten Sichtpunkte Deutschlands zu rechnen ist.

Beschreibung des neuerbauten Gesellschafts-Salonsim
Badeorte Putbus.

Der bisherige Gesellschafts-Salon lag >m Fürstlichen Park am Ende einer
dichten schattigen Linden-Allee und war der Mittelpunkt des regen Bade-
lebens in dem herrlichen und reizenden Schloßpark, der mit seiner mannig-
fachen Abwechselung von malerischen Baumgruppen, Rasenplätzen, Blumen-
Parthieen, buschigen Spaziergängen, kleinen Teichen und Jnselchen, dem
Lustwandelnden eine wahre Erholung, einen hohen Genuß darbietet, und
mit allen diesen lieblichen Naturschönheiten dennoch von Fremden oft zu
wenig genossen, zu gewöhnlich geachtet und zu spärlich aufgesucht wird.
Es mögen wenige Punkte in Deutschland aufgefunden werden, welche so
viel freundliche Annehmlichkeit in ihren innern Bestandtheilen, als auch so
 
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