Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

DOI article:
Kurth, Betty: Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0082
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6o

Betty Kurth Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient

Ich bringe diese neue Zuschreibung hier nur zögernd vor. Denn trotz der geschilderten
Beziehungen zu Venedig kann ein definitives Urteil erst geschöpft werden, bis einmal die vene-
zianische Kunst vom Ende des XIV. und Anfang des XV. Jhs. grundlegend bearbeitet wurde.

Wenn jedoch unsere Hypothese sich als richtig erweisen sollte, so hätten wir in diesem
Werkchen, das trotz seiner mangelhaften Perspektive hohe künstlerische Qualitäten auf-

Fig. 35 Rom, Galleria Corsini. Skizzenbuch Blatt 24 verso

weist und eine große Eigenart in der Komposition bekundet, einen Beweis dafür, daß der
neue gotische Stil, die neue naturalistische Richtung und Formenwiedergabe — man ver-

recto unseres Skizzenbuches mit Bl. 28 (Golubew) im Lon- mit den im Verhältnis zu kleinen Köpfen, die wir übrigens

doner Buch Bellinis auf. Hier wie dort ist Gott-Vater in der auch bei einzelnen venezianischen Tafelbildern um die Wende

Glorie dargestellt, von byzantinischen Engeln und gewellten des XIV. und XV. Jhs. finden, sind charakteristisch für

Wolkensäumen umgeben. Schließlich sei noch auf den klei- die Skizzen Bellinis. Doch ist natürlich von den neuen

nen Bären hingewiesen (Bl. 24 recto des römischen Skizzen- perspektivischen Lösungen, nach denen der viel bedeuten-

buches) mit Halsband und Kette, der sich in den Londoner dere und vorgeschrittenere Künstler ringt, in unseren noch

Skizzen Bellinis auf Blatt ii, 18 und 92 ebenso wieder- ganz in trecentesker Raumwiedergabe befangenen Skizzen

findet. Auch die überschlanken Proportionen der Figuren nichts zu ahnen.
 
Annotationen