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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Kurth, Betty: Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0090
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Betty Kurth Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient

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Unsere bisherigen Ausführungen ergeben somit einerseits, daß der neue Stil weder
durch eine autochthone veronesische Kunstentwicklung gebildet wurde, noch als Produkt
fremder Einflüsse von Verona als Zentrum aus sich verbreitete. Andererseits, daß er in Verona
eine kräftige Entwicklung von immerhin unterscheidbarer lokaler Eigenart nimmt, die es
als erklärlich erscheinen läßt, wenn man geneigt war, der veronesischen Kunst eine führende
Rolle in dieser Epoche zuzuweisen. Um so mehr wird sich uns nun die Frage aufdrängen,
wo nach dem Zeugnis der Denkmäler die Entstehung des neuen Stiles zu suchen sei? Da
weist uns nun zunächst die Beobachtung, daß die Stilmerkmale in den westlichen Provinzen
Oberitaliens am stärksten ausgeprägt erscheinen, dann auch die topographische Verteilung

Fig. 42 Bergamo, Biblioteca civica. Skizzenbuch

der Kunstwerke auf eine von West nach Ost verlaufende Kunstströmung. Fügen wir noch
hinzu, daß schon wiederholt auf die nahen Beziehungen der piemontesischen Kunst zur Kunst
des benachbarten Frankreich hingewiesen wurde140) und daß Paolo d'Ancona sogar Vorbilder
für die Malereien im Kastell Manta in französischen Miniaturen beibringen konntew7) — eine
Tatsache, die bei der Grenznähe des Landes und der Stammesverwandtschaft der Bevölkerung
nichts Verwunderliches hat und überdies durch die auf mehreren piemontesischen Malereien
befindlichen französischen Beischriften eine Art Bestätigung erfährt — wenn wir dies alles
bedenken, so liegt es nahe, auch für die Kunst des übrigen Oberitalien den Ein-
fluß Frankreichs als stilbildendes Ferment anzunehmen.

,4°) Paolo d'Ancona, op. cit. Arte VIII, 1905. ,47) Paolo d'Ancona, op. cit. Arte VIII, >9°5> Pa8-

Schlosser, op. cit. Jahrbuch d. Samml. d. Allerh. Kaiser- 188 ff. (mit Abbildungen),
hauses XVI.

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