Betty Kurth Ein Freskenzyklus im Adlcrturra zu Trient
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ausgeführten Handschrift des Terenz aus der Bibliotheque de 1'Arsenal zu Paris243). Aus
dem Vergleich mit einem ähnlichen Blatt des Tacuinum sanitatis (Fig. 48) ersehen wir,
daß nebst denselben Prinzipien der Raumdarstellung und Perspektive, nebst der ähnlichen
Art, wie das Zimmer, die Fliesen des Bodens, der Tisch dargestellt und verkürzt sind, auch
stilistische Analogien, Ähnlichkeit in der Gewandbehandlung, in der Modellierung, in der
Zeichnung der Finger usw. vorhanden sind. Und dieselben Übereinstimmungen finden wir
bei der einem Blatt des Tacuinum (Fig. 50) gegenübergestellten Schäferszene (Fig. 51) aus
einer französischen Handschrift des Vergil, die sich in der Bibliothek des Lord Leicester
zu Holkham Hall befindet244). Abgesehen von der ganz verwandten Auffassung der Szene,
zeigt vor allem die Wiedergabe der Wiese mit den stilisierten Pflanzen Ähnlichkeit. Und
Fig. 51 Holkham Hall, Bibliothek des Lord Leicesler.
Übereinstimmungen finden sich auch in der Zeichnung und Darstellung der Tiere, die zwar
noch wie hölzernes Spielzeug erscheinen, jedoch durch eine Reihe von naturalistischen
Einzelbeobachtungen in Haltung und Bewegung charakterisiert wurden.
Ich glaube nicht, daß wir fehlgehen, wenn wir somit annehmen, daß die Arbeiten der
veronesischen Werkstatt, die durch die Eigenart ihres Stils gegenüber allen anderen Miniatoren-
schulen Italiens eine Sonderstellung einnehmen, unter dem unmittelbaren Einfluß französischer
Werke und wie uns am wahrscheinlichsten dünkt — französischer Miniaturen entstanden
sind*45), einem Einfluß, dem gerade die veronesische Kunst, vermöge ihrer zum
24:t) Henry Martin: Le Terence des Ducs. Paris 1907.
2") Leon Dorez: Les Manuscrits a peintures de la
Bibliotheque de Lord Leicester ä Holkham Hall. Norfolk.
245) Die Jagdbilder des Tacuinum weisen überdies
große Verwandtschaft mit den Miniaturen des Jagdbuchs
von Gaston de Foix auf, das zu verschiedenen Malen kopiert
und miniert wurde. Die berühmteste Handschrift befindet
sich in der Bibliotheque Nationale zu Paris (Kod. Nr. 616).
Sie wird in die erste Hälfte des XV. Jhs. datiert (vergl.
Burlington Magazine 1903 II, pag. 8 ff). Doch dürften auch
diese Miniaturen auf ältere ähnliche Kompositionen zurück-
gehen.
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ausgeführten Handschrift des Terenz aus der Bibliotheque de 1'Arsenal zu Paris243). Aus
dem Vergleich mit einem ähnlichen Blatt des Tacuinum sanitatis (Fig. 48) ersehen wir,
daß nebst denselben Prinzipien der Raumdarstellung und Perspektive, nebst der ähnlichen
Art, wie das Zimmer, die Fliesen des Bodens, der Tisch dargestellt und verkürzt sind, auch
stilistische Analogien, Ähnlichkeit in der Gewandbehandlung, in der Modellierung, in der
Zeichnung der Finger usw. vorhanden sind. Und dieselben Übereinstimmungen finden wir
bei der einem Blatt des Tacuinum (Fig. 50) gegenübergestellten Schäferszene (Fig. 51) aus
einer französischen Handschrift des Vergil, die sich in der Bibliothek des Lord Leicester
zu Holkham Hall befindet244). Abgesehen von der ganz verwandten Auffassung der Szene,
zeigt vor allem die Wiedergabe der Wiese mit den stilisierten Pflanzen Ähnlichkeit. Und
Fig. 51 Holkham Hall, Bibliothek des Lord Leicesler.
Übereinstimmungen finden sich auch in der Zeichnung und Darstellung der Tiere, die zwar
noch wie hölzernes Spielzeug erscheinen, jedoch durch eine Reihe von naturalistischen
Einzelbeobachtungen in Haltung und Bewegung charakterisiert wurden.
Ich glaube nicht, daß wir fehlgehen, wenn wir somit annehmen, daß die Arbeiten der
veronesischen Werkstatt, die durch die Eigenart ihres Stils gegenüber allen anderen Miniatoren-
schulen Italiens eine Sonderstellung einnehmen, unter dem unmittelbaren Einfluß französischer
Werke und wie uns am wahrscheinlichsten dünkt — französischer Miniaturen entstanden
sind*45), einem Einfluß, dem gerade die veronesische Kunst, vermöge ihrer zum
24:t) Henry Martin: Le Terence des Ducs. Paris 1907.
2") Leon Dorez: Les Manuscrits a peintures de la
Bibliotheque de Lord Leicester ä Holkham Hall. Norfolk.
245) Die Jagdbilder des Tacuinum weisen überdies
große Verwandtschaft mit den Miniaturen des Jagdbuchs
von Gaston de Foix auf, das zu verschiedenen Malen kopiert
und miniert wurde. Die berühmteste Handschrift befindet
sich in der Bibliotheque Nationale zu Paris (Kod. Nr. 616).
Sie wird in die erste Hälfte des XV. Jhs. datiert (vergl.
Burlington Magazine 1903 II, pag. 8 ff). Doch dürften auch
diese Miniaturen auf ältere ähnliche Kompositionen zurück-
gehen.