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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Gnirs, Anton: Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0207
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Anton Gnirs Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien

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ein Endstück, das in wand des Langhauses und der Apsis eingebaut war,
die Südmauer einge- Als Unterbau dient eine 0-98 m hohe Säule aus Kalk-
lassen war. Der Stein- stein. Die Tischplatte 0 65 m X 0-58 111 groß, 0 09 m
balken der Pergola dick, oben glatt abgearbeitet, unten mit einer kreis-
war 0-2 m hoch, Oi m runden, auf den Säulenkopf passenden Vertiefung,
dick und an der Vor- wurde, in zwei Teile gebrochen, neben der Säule
derseite mit durch- gefunden. In
laufendem Flechtband diesem Einrich-
und einem für den tungsstück des
Völker wanderungsstil Altarraumes
besonders charakteri- wird die einfach-
stischen Volutcnorna- ste Form einer
ment geziert, in dem Prothesis zu er-
man die antike Zeich- kennen sein, für
nung der Wellenlinie die in der klei-
wiedererkennt25). Sie nen Kultanlage
erscheint hier aber von ein besonderer
einer Kunstübung, die Raum nicht zur
für die rhythmisch be- Verfügung war.

wegte Linie kein Ver- Von der eigent-
•_ , .. , , ,. , ., Fii>. 41 S. Pictro: Bruchstück einer

Kijr ao standnis mehr hatte, liehen Altar- , , , .„,.„,

» t" ..... Schrankenplatte mit Medaillonkreuz

Dekor eines frühmittelalterlichen UJ ihre einzelnen Ele- mensaoderauch

Gral>steines (VII. Jh.) aus der mentezerschnitten,die nur von ihrem Standplatz ließ sich mit Sicherheit
Marienbasilika auf Brioni unverbunden anein- nichts mehr ermitteln.

ander gereiht werden. Vor der Front der Kirche liegt ein aus Steinwerk

Von den aus Kalkstein hergestellten Schranken- ohne Mörtel gefügter Bau D, dessen Mauern ungefähr
platten sind genügend Bruchstücke erhalten; sie sind
0-85 m hoch, nur 0'07 m dick und oben mit einer
O OS in hohen, um 0 02 m vorspringenden
Leiste gedeckt. Diese mit Medaillonkreuzen
geschmückten Platten (Fig. 41) scheinen
hier wie in der Madonnenbasilika Ersatz-
stücke für ältere zerstörte Platten mit Relief-
ornamenten zu sein, von denen Fragmente
im Schutt aufgelesen wurden.

Im Altarraum konnte beobachtet wer-
den, daß hier einmal Schatzgräber an der
Arbeit gewesen waren, die den unter dem
Altare beigesetzten Reliquienbehälter ge-
hoben haben (Fig. 42). Denselben bildeten
zwei anpassende Monolithe, von denen der
eine seitlich den Loculus enthielt, dem der
verloren gegangene Nachbarstein die eine
fehlende Wandung gab. Gedeckt war der Fig, +2 s, Pietro: Reste vom Loculusstein des Altars.

Reliquienbehälter nach der vorhandenen Ein- Draufsicht und vordere Seitenansicht

arbeitung mit einer Platte in Kreuzform. Zur

Einrichtung des Altarraumes ist noch eine steinerne 3/4111 hoch zutage stehen. Seinen schmalen Eingang an
Mensa zu zählen, die in dem Eck zwischen der Nord- der Südseite zeichnet eine in situ liegende Türschwelle
Gleiche doppelte Bandfüllung auf dem skulpierten mit Anschlagleisten. Diese primitive Bauanlage
Steinbogen vom Ziborium der Kirche in Pieve di Bagno- wurde ebenfalls ausgegraben, wobei nur einige Bruch-
cavallo aus dem VIII. Jh. (R. Cattaneo, l'architecture en stücke eines Steinsarkophags zum Vorschein kamen,
Italie p. 117). Der Übergangszeit vom VII. zum VIII. Jh. die zur Deutung eines Grabbaues Veranlassung geben
möchte ich den Architrav aus S. Pietro zuweisen. könnten. Ein zweites Bauwerk B, das sich unmittel-
 
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