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Anton Gnirs Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien
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bar an die Nordseite der Apsis anschließt, enthielt
ebenfalls nur Bauschutt. In diesem Raum kann kaum
etwas anderes als eine Zisterne vermutet werden, zu
der das Kirchendach die Regenauffangfläche bildete.
Nördlich vom Grabungsplatze, wenige Schritte
davon entfernt, liegt noch ein weiterer Schutthügel, in
Fig. 43 Situation der oströmischen Niederlassung
auf der Insel Brioni grande
A: Castrum, B: Basilika S. Maria, C: Kirche S. Pietro,
D: Monte della guardia, E: Porto buon, F: Eiland Ma-
donna del deserto, G: Mittelalterliche Salinen.
dem zahlreich Fragmente antiker Tegulae vorkommen.
Er dürfte auch Material für die Baugeschichte der
Örtlichkeit S. Pietro bergen, die zweifellos zu der
ostromischen Niederlassung (Fig. 43) des VI. und
VII. Jhs. auf Brioni gehörte. Dieselbe hat eine Reihe
bedeutsamer Denkmale unweit des Kirchleins zu
S. Pietro hinterlassen. Südlich davon ungefähr 500
Schritte entfernt liegt ein Castrum (Fig. 43, ^4), eine
Befestigungsanlage, das die Merkmale oströmischer
Befestigungskunst zeigt. Die gewaltigen Mauern sei-
ner Südfront sind bis gegen 5 in Höhe erhalten. Das
Lagertor dieser Front hat eine Grabung vor drei
Jahren neu geöffnet. Ebenso ist die östliche Mauer
gut erhalten, während die Nord- und Westfront durch
Zerstörung arg gelitten haben. Mächtige Schuttmassen
füllen das Innere des Castrums und bedecken sein
Bauwerk, das am Strand von der Brandung stellen-
weise aufgeschnitten wurde. Der zu dieser Ansied-
lung gehörige Kultbau, eine Marienbasilika, die im
Mittelalter durch einige Umbauten entstellt worden
ist, liegt am halben Weg zwischen Castrum und
S. Pietro. Die Kirche wurde 1908 über Auftrag der
Z. K. freigelegt und auf Rechnung der Gutsdirektion
der brionischen Inseln baulich gesichert-0). Die
Reihe dieser oströmischen Denkmale Brionis schließt
dann die zugehörige Nekropole zwischen der Basilika
und Val Saline, deren Ausdehnung von Sarkophag-
trümmern gezeichnet wird, die hier zerstreut umher-
liegen.
Brioni, Mai 1911. Anton Gnirs
2G) Dieses Baudenkmal und die bei seiner Bloßlegung
aufgedeckten Funde werden im V. Bande p. 75 ff. des Jahr-
buches der k. k. Z. K. für Altertumskunde ausführlich
mitgeteilt.
Anton Gnirs Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien
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bar an die Nordseite der Apsis anschließt, enthielt
ebenfalls nur Bauschutt. In diesem Raum kann kaum
etwas anderes als eine Zisterne vermutet werden, zu
der das Kirchendach die Regenauffangfläche bildete.
Nördlich vom Grabungsplatze, wenige Schritte
davon entfernt, liegt noch ein weiterer Schutthügel, in
Fig. 43 Situation der oströmischen Niederlassung
auf der Insel Brioni grande
A: Castrum, B: Basilika S. Maria, C: Kirche S. Pietro,
D: Monte della guardia, E: Porto buon, F: Eiland Ma-
donna del deserto, G: Mittelalterliche Salinen.
dem zahlreich Fragmente antiker Tegulae vorkommen.
Er dürfte auch Material für die Baugeschichte der
Örtlichkeit S. Pietro bergen, die zweifellos zu der
ostromischen Niederlassung (Fig. 43) des VI. und
VII. Jhs. auf Brioni gehörte. Dieselbe hat eine Reihe
bedeutsamer Denkmale unweit des Kirchleins zu
S. Pietro hinterlassen. Südlich davon ungefähr 500
Schritte entfernt liegt ein Castrum (Fig. 43, ^4), eine
Befestigungsanlage, das die Merkmale oströmischer
Befestigungskunst zeigt. Die gewaltigen Mauern sei-
ner Südfront sind bis gegen 5 in Höhe erhalten. Das
Lagertor dieser Front hat eine Grabung vor drei
Jahren neu geöffnet. Ebenso ist die östliche Mauer
gut erhalten, während die Nord- und Westfront durch
Zerstörung arg gelitten haben. Mächtige Schuttmassen
füllen das Innere des Castrums und bedecken sein
Bauwerk, das am Strand von der Brandung stellen-
weise aufgeschnitten wurde. Der zu dieser Ansied-
lung gehörige Kultbau, eine Marienbasilika, die im
Mittelalter durch einige Umbauten entstellt worden
ist, liegt am halben Weg zwischen Castrum und
S. Pietro. Die Kirche wurde 1908 über Auftrag der
Z. K. freigelegt und auf Rechnung der Gutsdirektion
der brionischen Inseln baulich gesichert-0). Die
Reihe dieser oströmischen Denkmale Brionis schließt
dann die zugehörige Nekropole zwischen der Basilika
und Val Saline, deren Ausdehnung von Sarkophag-
trümmern gezeichnet wird, die hier zerstreut umher-
liegen.
Brioni, Mai 1911. Anton Gnirs
2G) Dieses Baudenkmal und die bei seiner Bloßlegung
aufgedeckten Funde werden im V. Bande p. 75 ff. des Jahr-
buches der k. k. Z. K. für Altertumskunde ausführlich
mitgeteilt.