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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Presel, J.: Monumenta deperdita
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Vorschläge zur Reform der Architekturschulen in Wien aus dem Jahre 1801
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Burg, Hermann: Einige Urkunden zur Geschichte der Gemäldegalerien im Anfang des XIX. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0287
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Vorschläge zur Reform der Architcuturscliulen in Wien aus dem Jahre 1801

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Die einfache horizontale Linie, die sich vom
Venetianischem Turme bis zu den Prokurativen
hinzog, machte einen ungemein wohltuenden Eindruck
auf das Auge und die vertikale Linie wurde durch
die schweren Umrisse des Turmes im Schwerpunkte
des Bildes hinter der horizontalen Linie fixiert. Durch
die Verdeckung des alten Turmes durch das neue
Gebäude, welches nahezu die Höhe wie der Turm
hat, wurde diese Vertikale in den Vordergrund ver-
schoben, ist aber, wegen der schwächeren Betonung
derselben, nur eine Karikatur der früher so impo-
santen, schweren und massiven Höhenbetonung. Durch
dies,en unglücklichsten Eingriff in das altgewohnte
Bild dieser Häusergruppe wird die Riva gegen
Norden von einer langweilig sich hinziehenden Fläche
ohne Schatten, ohne Farbe eingefaßt und für immer
ist das charakteristischeste Wahrzeichen aus alter
Zeit der Stadt Spalato verwischt. J. Preski..

Vorschläge zur Reform der Architektur-
schulen in Wien aus dem Jahre 1801

Aus den „gehorsamsten Verbesserungsvorschlä-
gen" des Fr. J. Beck, Professors an der Architektur-
schule der Akademie in Wien, entnehmen wir folgende
Stellen:

„Damit der Unterricht der beste sei, muß er
sich durchaus nicht auf bloße Nachahmungen be-
schränken. Sie verringern die Tatkraft des Geistes
und hemmen jeden Schwung, durch welchen er
sich über das, was er nachahmt, erheben könnte,
wodurch dann die Kunst stehen bleibt . .

„Ohne die natürliche Anlage wird sicherlich
keiner zum Künstler, denn wirkt in ihm des Himmels
geheimer Einfluß nicht, so ist für ihn Appollo taub
und Pegasus stützig, wie Boileau von den Dich-
tern sagt ..."

„Die Architekturschule hat zwar einigen Ein-
fluß auf das, was gebaut wird, da sich alle die
Professionisten, welche bei Gebäuden zutun haben,
bevor sie Meister werden, an derselben müssen
prüfen lassen. Diese 'Prüfungen sind aber selten
so streng, als sie in einer solchen Angelegenheit
sein könnten. Wenn sie aber auch in aller Strenge
vorgenommen würden, so hört mit derselben doch
aller Einfluß auf die Gebäude auf und die ge-
prüften Meister flicken aus allerhand Baumeistern
Stücke auf so mancherlei widrige Arten zusammen,
daß ich mich nie einem Kenner als ein Glied der
Architekturschule zu erkennen zu geben getraue,
obschon diese Schule bei der dermaligen Ein-

Kunstgeschichtlichcs Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1911.

richtung über die Fehler wider den Geschmack
nicht verantwortlich zu sein scheint. Will man
guten Geschmack in Gebäuden haben, so müssen
alle Risse zu Gebäuden, die man führen will, ihrem
Urteile unterlegt und nicht ausgeführt werden,
wenn sie nicht ihre Genehmigung erhalten haben.
Es ist falsch zu sagen, daß j'eder Bauherr
bauen kann, wie er will, nur die innere Ein-
teilung gehört sein. Diese kann er ver-
winkeln lassen, wie er will, das Äußere aber
gehört dem Publikum, das Verschönerung
und guten Geschmack daran verlangen
kann, und soll daher verhalten werden,
diesem Verlangen des Publikums zu ent-
sprechen, um so mehr, da so manche After-
zieraten, die nun an der Tagesordnung
sind, weit mehr kosten, um die Fassaden
zu verflicken, als geschmackvolle kosten
würden . . ."

Es ist erstaunlich, wie diese Gravamina auf
unsere heutigen Verhältnisse passen. Mit besonderer
Schärfe finden wir da von einem verständigen und
unterrichteten Manne ausgesprochen, was wir erst
in der letzten Zeit allgemein einzusehen begonnen
haben. Jedenfalls ist es auch vom rein historischen
Standpunkte sehr bemerkenswert und wichtig, daß
sich der Zwiespalt in der Architektur, der Kampf
zwischen einer Architektur der Baumeister und
Poliere und der Architektur der Künstler in einer
Zeit bereits zu entwickeln begonnen hat, wo auch
für den leidenschaftlichen Freund der historisierenden
Nachahmung oder für den eifrigsten Glaubensbekenner
der absoluten Gleichwertigkeit aller historischen
Kunsterscheinungen doch nicht ein Zweifel bestehen
kann, was in diesem Zwiespalt als Weiterbildung
der Architektur, als künstlerische Potenz und was
als ein Hindernis dieser Weiterbildung anzusehen
ist. M. D.

Einige Urkunden zur Geschichte
der Gemäldegalerien im Anfang des
XIX. Jahrhunderts

Im Archiv der Wiener Akademie der Künste
befinden sich einige Schriftstücke aus den ersten
Jahren des XIX. Jhs., die nicht nur für die Kunst-
geschichte jener Zeit von Interesse sind, sondern sich
auch über Fragen äußern, über die auch gegenwärtig
der Streit der Meinungen nicht völlig zur Ruhe ge-
kommen ist,

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