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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 1.1883

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5609#0075

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Römische Medaillons.

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Eine wahrscheinlich von Fröhlich im Jahre 1752 vorgenommene zweite Prüfung der Medaillons der
Karthäuser ergab bei einer Gesammtzahl von 160 Stücken (42 griechische, 108 römische, 1 o Contorniaten)
nur 8 griechische und 10 römische, also nur 18 falsche und verdächtige Münzen;1 auch dieses Urtheil
erlitt später durch Eckhel, Neumann und Arneth mannigfache Abänderungen, indem nur mehr 1 grie-
chischer und 6 römische Medaillons, die schon früher einen schlimmen Eindruck gemacht hatten, als
unecht bestätigt, dagegen 3 griechische und 10 römische, welche man ehedem für gut hielt, als falsch
ausgeschieden wurden. Mit Abrechnung dieser2 und einiger anderer, welche unter der gewöhnlichen
Courantmünze ihren richtigen Platz fanden, sind nun 78 römische Medaillons aus der Sammlung der
Karthäuser eingelegt und im Folgenden angeführt. Ihre Beschreibung wird die Vorzüge dieser Erwerbung
in einem wohlverdienten besseren Lichte erscheinen lassen, als bisher der Fall war.

Ueber die Erwerbungen des XIX. Jahrhunderts können wir uns kürzer fassen. Sie brachten 142 Me-
daillons, von denen auf die im Jahre 1821 erworbene Sammlung Tiepolo, nach Abschlag der auch in
dieser vorhanden gewesenen Falsa, 66 Stück entfallen. Die übrigen wurden einzeln aus den Sammlungen
Edelsbacher, Koller, Montenuovo, Viczay (J. 1835), Welzl durch Tausch oder Kauf erworben. Die Fund-
orte sind nur von 26 Stücken bekannt.

Im Allgemeinen zeichnet sich der Charakter dieser Sammlung schon durch die Beschaffenheit der
Quellen, aus denen sie sich bildete. Der alte Besitz, welcher wohl hauptsächlich aus Rom und Italien
stammt, und die Medaillons der Karthäuser umfassten in überwiegender Anzahl Gepräge des II. Jahr-
hunderts von Hadrian bis Commodus, also aus der Blütheepoche der Bronzemedaillons; sie enthielten
auch die meisten Fälschungen, nach deren Ausscheidung gerade dieser Zeitraum nunmehr schwächer ver-
treten erscheint, als es zu erwarten wäre. Dagegen die Erwerbungen des XIX. Jahrhunderts stammen aus
Sammlungen, welche ihren Bestand zumeist aus den Provinzen des alten römischen Reiches zogen, aus
Funden, die im Bereich derselben gemacht wurden, nicht aus Rom und Italien selbst. So vor Allem die
Sammlung Tiepolo, die im Umkreise der venezianischen Besitzungen und Handelsverbindungen, d. h. in
den türkischen Ländern der Levante und auf den griechischen Inseln die Quellen der Entstehung hat. Die
meisten anderen von den obengenannten Privatsammlungen entstanden zum guten Theile aus Funden in
den österreichischen und ungarischen Ländern; die Medaillons derselben gehören nach ihrer Mehrzahl
dem Ende des IL, dem III. und IV. Jahrhunderte an. Für letzteres bilden die schweren Goldmedaillons von
Kaiser Constantius II. und Valens aus dem Funde von Szilägy-Somlio seit hundert Jahren eine berühmte
Specialität der Sammlung des allerh. Kaiserhauses. Da die Zahl der aus diesen Quellen stammenden
Bereicherungen durch Ausscheidung von etwa falschen Stücken nicht verringert worden ist, machen sie
den weitaus überwiegenden Bestandtheil aus und sind für den Charakter der Sammlung bestimmend; durch
sie ist der Schwerpunkt ihrer Bedeutung in die zweite Hälfte des III. und in das IV. Jahrhundert gerückt.

1 Ein Exemplar der römischen Ausgabe der Tafeln in der Bibliothek der kunsthistorischen Sammlungen des allerh.
Kaiserhauses zeigt auf eingebundenen Blättern zu jedem Stück die betreffenden Anmerkungen.

2 Für einige von Arneth in der Synopsis beschriebene, zum Theile schon von ihm als verdächtig bezeichnete Stücke
wage ich nicht einzustehen und habe sie daher in der nachfolgenden Beschreibung übergangen. Das gilt nicht blos von
Medaillons der Karthäuser, sondern auch von solchen alten Besitzes und aus der Sammlung Tiepolo, kurz von allen, die in
der Synopsis angeführt und im Folgenden nicht erwähnt sind.
 
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