128 Dr. Albert Hg.
RVD. II. ROM. IMP. CAES. AUG. .ET. SV.E • LVII.
ANNO 1609.
ADRIANVS FRIES FEC.
Die Höhe der Büste beträgt 2 Fuss 4 Zoll engl. Mass. Abgebildet in Robinson J. C, Italian sculpture
of the middle ages and period of the revival of art. South-Kensington-Museum. London 1862, Fol.
Katalog dieser Abtheilung des Museums von Robinson, London 1862, p. 167.
Das nächstfolgende Werk ist eine reizende Gruppe von Bronze, über welche bisher ebenfalls nichts
bekannt war. Ich verdanke die Kunde davon der Güte des Herrn Louis Courajeod, Conservateur im
Louvre, welcher mir auch eine Photographie des Gegenstandes vermittelte.1 Das Kunstwerk befindet sich
gegenwärtig in der Collection der Herren Barone R. und F. Seiliiere in Paris. Die Gruppe besteht aus den
Figuren zweier nackter Frauen, von äusserst vollendeter, graziöser Körperbildung. Die Eine kehrt dem
Beschauer die Vorderseite zu; sie ruht auf dem linken Bein, das rechte tritt nach hinten auf die Hüfte der
neben ihr ins Knie gesunkenen Anderen, deren zu ihr emporgerichteten linken Arm ihre Rechte gewaltsam
niederdrückt. Mit der Linken hebt sie einen Lorbeerkranz hoch über das selbst bekränzte schöne Haupt,
welches mit dem Ausdruck der Verachtung auf die Gegnerin herabblickt. Diese ruht zurückfallend auf
der Ferse des linken Fusses, der rechte Arm stützt sich auf die Erde, die Hand umklammert krampfhaft
einen Sack, aus welchem Münzen hervorquellen, das Antlitz starrt mit offenem Munde zu der Siegerin
empor; Alles athmet heisspulsirendes Leben, ja Leidenschaft und Aufregung.
Die 76 Ctm. hohe Gruppe ist an der Basis bezeichnet:
ADRIANVS FRIES FE. 1610.
Der Grundgedanke der leicht verständlichen Allegorie bezieht sich auf den Triumph des Ruhmes
über den materiellen Gewinn. Die Geschichte des edlen Gebildes ist zwar total in Dunkel gehüllt, doch
liegt es sehr nahe, anzunehmen, dass auch dieses Werk aus Rudolphinischem Besitz, wahrscheinlich gleich der
Gruppe des Merkur mit der Psyche, durch Christine von Schweden nach Frankreich gekommen sein dürfte.
Ausserordentlich gross scheint die Zahl von Nachbildungen antiker Originale gewesen zu sein, welche
aus dem Atelier des Künstlers hervorgingen, eine Richtung, mit welcher er gleichfalls seinem Lehrmeister
nachfolgte. Hieher gehört unter Anderem eine Copie des Farnesischen Stieres, wovon Key ssler2 in seinen
«Reisen» bei der Beschreibung der Kunstkammer zu Gotha im Jahre 1776 berichtet: «II toro Farnese ist
im Jahre 1614 von Adrian Vries im(!) Haag meist aus einem Stücke im Kleinen nachgemacht. Dieses
Werk ist von Metall schön gearbeitet, der Meister aber hat sich die Freiheit genommen, in verschiedenen
Dingen von dem römischen Originale abzugehen.» Dieses Kunstwerk, welches sich noch im herzoglichen
Museum befindet, hat eine Höhe von ro35 M., eine Breite vono-635 M. Die Rückseite trägt die Aufschrift:
• ADRIANVS FRIES-
• HAGIENSIS BATAVVS • FE: 1614-
Eine kleine Wiederholung, ebenfalls von kupferfarbenem Erz, ebenfalls von dem antiken Original in
Manchem abweichend, jedoch ohne Inschrift, augenscheinlich ein Product des Fries'schen Ateliers, befindet
sich zu Wien im Besitze der fürstlich Liechtenstein'schen Gemäldegalerie. Das Gothaer Exemplar wiegt
gegen acht Centner und hat den Ton der Goldbronze; das Zeichen zweier ins Kreuz gestellter F deutet
Rathgeber auf Herzog Friedrich IL, welcher das Werk angekauft haben dürfte.
Aus demselben Jahre, 1614, datirt weiters ein gleichfalls fast verschollenes Werk. Ich fand es
erwähnt in der zu Brieg 1794 erschienenen Beschreibung der Stadt Breslau, p. 85: «In der Kathedrale
St. Johann zu Breslau findet sich an einem Altar (statt des Altargemäldes) bei dem Eingang ins Presby-
terium eine trefflich von ihm gegossene Platte, die den heiligen Vincenz auf dem Roste darstellt.» Auf
meine Bitte theilte mir über den Gegenstand Herr Universitätsprofessor Dr. Alwin Schultz in Breslau
1 Siehe auch die Abbildung in: Le Musee retrospectif du metal a I'exposition de l'union centrale des beaux-arts 1880.
Par Germain Bapst (Paris 1881), p. 63.
2 II. Bd., p. 1356. Siehe auch Hirsching, Nachrichten von Gemälde- und Kupferstichsammlungen etc., Erlangen
1789, III., p. 224.
RVD. II. ROM. IMP. CAES. AUG. .ET. SV.E • LVII.
ANNO 1609.
ADRIANVS FRIES FEC.
Die Höhe der Büste beträgt 2 Fuss 4 Zoll engl. Mass. Abgebildet in Robinson J. C, Italian sculpture
of the middle ages and period of the revival of art. South-Kensington-Museum. London 1862, Fol.
Katalog dieser Abtheilung des Museums von Robinson, London 1862, p. 167.
Das nächstfolgende Werk ist eine reizende Gruppe von Bronze, über welche bisher ebenfalls nichts
bekannt war. Ich verdanke die Kunde davon der Güte des Herrn Louis Courajeod, Conservateur im
Louvre, welcher mir auch eine Photographie des Gegenstandes vermittelte.1 Das Kunstwerk befindet sich
gegenwärtig in der Collection der Herren Barone R. und F. Seiliiere in Paris. Die Gruppe besteht aus den
Figuren zweier nackter Frauen, von äusserst vollendeter, graziöser Körperbildung. Die Eine kehrt dem
Beschauer die Vorderseite zu; sie ruht auf dem linken Bein, das rechte tritt nach hinten auf die Hüfte der
neben ihr ins Knie gesunkenen Anderen, deren zu ihr emporgerichteten linken Arm ihre Rechte gewaltsam
niederdrückt. Mit der Linken hebt sie einen Lorbeerkranz hoch über das selbst bekränzte schöne Haupt,
welches mit dem Ausdruck der Verachtung auf die Gegnerin herabblickt. Diese ruht zurückfallend auf
der Ferse des linken Fusses, der rechte Arm stützt sich auf die Erde, die Hand umklammert krampfhaft
einen Sack, aus welchem Münzen hervorquellen, das Antlitz starrt mit offenem Munde zu der Siegerin
empor; Alles athmet heisspulsirendes Leben, ja Leidenschaft und Aufregung.
Die 76 Ctm. hohe Gruppe ist an der Basis bezeichnet:
ADRIANVS FRIES FE. 1610.
Der Grundgedanke der leicht verständlichen Allegorie bezieht sich auf den Triumph des Ruhmes
über den materiellen Gewinn. Die Geschichte des edlen Gebildes ist zwar total in Dunkel gehüllt, doch
liegt es sehr nahe, anzunehmen, dass auch dieses Werk aus Rudolphinischem Besitz, wahrscheinlich gleich der
Gruppe des Merkur mit der Psyche, durch Christine von Schweden nach Frankreich gekommen sein dürfte.
Ausserordentlich gross scheint die Zahl von Nachbildungen antiker Originale gewesen zu sein, welche
aus dem Atelier des Künstlers hervorgingen, eine Richtung, mit welcher er gleichfalls seinem Lehrmeister
nachfolgte. Hieher gehört unter Anderem eine Copie des Farnesischen Stieres, wovon Key ssler2 in seinen
«Reisen» bei der Beschreibung der Kunstkammer zu Gotha im Jahre 1776 berichtet: «II toro Farnese ist
im Jahre 1614 von Adrian Vries im(!) Haag meist aus einem Stücke im Kleinen nachgemacht. Dieses
Werk ist von Metall schön gearbeitet, der Meister aber hat sich die Freiheit genommen, in verschiedenen
Dingen von dem römischen Originale abzugehen.» Dieses Kunstwerk, welches sich noch im herzoglichen
Museum befindet, hat eine Höhe von ro35 M., eine Breite vono-635 M. Die Rückseite trägt die Aufschrift:
• ADRIANVS FRIES-
• HAGIENSIS BATAVVS • FE: 1614-
Eine kleine Wiederholung, ebenfalls von kupferfarbenem Erz, ebenfalls von dem antiken Original in
Manchem abweichend, jedoch ohne Inschrift, augenscheinlich ein Product des Fries'schen Ateliers, befindet
sich zu Wien im Besitze der fürstlich Liechtenstein'schen Gemäldegalerie. Das Gothaer Exemplar wiegt
gegen acht Centner und hat den Ton der Goldbronze; das Zeichen zweier ins Kreuz gestellter F deutet
Rathgeber auf Herzog Friedrich IL, welcher das Werk angekauft haben dürfte.
Aus demselben Jahre, 1614, datirt weiters ein gleichfalls fast verschollenes Werk. Ich fand es
erwähnt in der zu Brieg 1794 erschienenen Beschreibung der Stadt Breslau, p. 85: «In der Kathedrale
St. Johann zu Breslau findet sich an einem Altar (statt des Altargemäldes) bei dem Eingang ins Presby-
terium eine trefflich von ihm gegossene Platte, die den heiligen Vincenz auf dem Roste darstellt.» Auf
meine Bitte theilte mir über den Gegenstand Herr Universitätsprofessor Dr. Alwin Schultz in Breslau
1 Siehe auch die Abbildung in: Le Musee retrospectif du metal a I'exposition de l'union centrale des beaux-arts 1880.
Par Germain Bapst (Paris 1881), p. 63.
2 II. Bd., p. 1356. Siehe auch Hirsching, Nachrichten von Gemälde- und Kupferstichsammlungen etc., Erlangen
1789, III., p. 224.