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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0053
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Römische Medaillons. . „

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wie das Bild auf der Rückseite unseres Medaillons beweist, schon von den ersten Tagen der Regierung des
Carus selbst; denn die Feier der Vota decennalia (suseepta), der ersten Gelübde des Kaisers für den°gün-
stigen Verlaufseiner und der Regierung des Caesars, war eine der ersten priesterlichen Handlungen" des
Kaisers, nachdem er das Imperium angenommen hatte. Eine Bestätigung hiefür findet sich in der Erzäh-
lung der Historia Augusta, nach welcher Carus, sobald er Kaiser geworden, dem einstimmigen Wunsche
des Heeres folgend, den Perserzug angetreten, zuvor aber noch seine Söhne zu Caesaren ernannt habe.1
Die Uebernahme der Vota hat nicht in Rom, sondern in Sirmium, wo Probus ermordet und Carus
proclamirt worden ist, stattgefunden. Auch dafür liefert unser Medaillon den Beweis, indem auf ihm das
nahegelegene Siscia (Sissek in Croatien) als Prägestätte bezeichnet ist; hätte jene Feierlichkeit in Rom statt-
gefunden, so würden sicher mindestens die goldenen Multipla eben hier und nicht in der fernen panno-
nischen Stadt geschlagen worden sein. Darin scheint ein Fingerzeig zu liegen, dass der Kaiser überhaupt
nicht daran dachte, vor dem Aufbruch nach Persien noch einmal in die Hauptstadt zurückzukehren, in
welchem Falle ja gewiss die Votafeier für den Aufenthalt in Rom aufgespart geblieben wäre. Zu einem
solchen mangelte damals in der That die Zeit. Nach dem Medaillon des Carinus mit TRAIECTVS AVGG
fand der Uebergang über den Bosporus, also der Aufbruch in den orientalischen Feldzug, noch im Jahre
282 statt;2 noch bevor aber dies geschah, hatte Carus einen Einfall der Sarmaten zurückzuweisen, welche,
durch die Nachricht von dem Tode des Kaisers Probus kühn gemacht, in Pannonien eingefallen waren.
Es wurden damals von den Römern 16.000 Feinde erschlagen und 20.000 gefangen genommen; also war
diese Unternehmung der Sarmaten von grösserer Tragweite, was auch daraus hervorgeht, dass sie Thracien
und Italien zu überfallen drohten; unter solchen Umständen konnte an einen auch nur kurzen Besuch der
Hauptstadt nicht gedacht werden. Der Aureus des Carus mit dem Adventus3 darf daher nicht auf eine
wirkliche Ankunft des Kaisers in Rom bezogen werden, sondern scheint auf den Adventus seines Sohnes
und Stellvertreters im Abendlande, Carinus, als er in dieser Eigenschaft in Rom einzog, zu zielen. Es wird
noch im Folgenden sich der Anlass ergeben, auf eine merkwürdige Erscheinung hinzuweisen, welche be-
züglich der Anwendung der Münzbilder auf den Geprägen des Kaisers Carus und seiner Söhne zu beob-
achten ist. (Siehe unten S. 48.)

Numerianus.

196. Taf.V, Fig. 196 (Vorderseite).

IMPCNVMERIANVSPFAVGCOS Brustbild von rechts, mit dem Lorbeerkranz, im Staatskleide, einer
bestickten Tunica mit langen Aermeln und einem Mantel, dessen breiter, verbrämter Rand Laubzüge
aufweist; der übrige Theil scheint reihenweise angeordnete gestickte Figuren in Umrahmungen enthalten
zu haben/i In der Rechten hält der Kaiser das Scepter, dessen Spitze ein Adler auf einer Kugel bildet; in
der Linken eine grosse Kugel mit Kreuzbändern, auf ihr eine Victoria, welche dem Kaiser einen Kranz
entgegenhält.

Rev. ADLOC V TIO AVGG Die Kaiser in der Rüstung nebeneinander stehend, von links, die Rechte
im Sprechen erhebend, die Linke an die Seitenwehr legend; hinter ihnen der Praefectus praetorio (?) in der
Toga; alle drei Figuren stehen auf einer niederen, mit Füssen versehenen Bühne. Unten vor dieser stehen,
den Blick zu den Rednern erhebend, vier Figuren hintereinander, alle gerüstet und Feldzeichen haltend.
Man gewahrt zwei Signa und zwischen diesen ein Vexillum.

Perlenrand auf beiden Seiten. Röthliche Bronze mit gelbem Rande, in Feuer versilbert, auf der
Vorderseite ist der Kaisermantel mit aufgeschmelztem Blattgold bedeckt; 41 Mm. Durchmesser, 5 Mm. dick,
5y56o Gr.

1 VitaCari c. 7. Auf diesen Anlass beziehen sich augenscheinlich ein Bronzemedaillon und eine Bronzemünze (Cohen,
Carus et Carinus, no. 4 und 9).

2 Eckhel, VII, 540; Coh en, V, 350, 35. Die Vorderseite zeigt das Bildniss des Carinus noch ohne Imperatortitel.

3 Cohen, V, 316, I. Vergl. über den Adventus Eckhel, D. N. V., VII, 508 cf. 497 und VIII, 7.

4 Sie sind auf den erhaben vortretenden Theilen der Mantelfalten angebracht; täuscht mich mein Auge nicht, so soll die
erste am besten wahrzunehmende Figur den Hercules vorstellen.

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