Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0255
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
226

Dr. Friedrich Kenner.

in dem schon genannten Werke: »Fuggerorum et Fuggerarum« etc." gibt sie im Gesichte ähnlich aber
in älteren Jahren, beleibter und in anderer Kleidung.
Alexander Harthauser siehe unten Nr. 134.

III, 112. Gerhard IV. und Gebhard VII., die letzten Grafen von Hirschberg, Söhne Geb-
hard VI.,

welcher in erster Ehe seit ca. 1249 mit der jugendlichen Witwe des Herzogs Otto von Meran, zugleich Erbtochter
des letzten Grafen von Tirol, Albrecht, vermählt und nach dessen Tode 1254 Herr von Tirol geworden war.2 Aus
der zweiten Ehe Gebhard VI. mit Sophia, Herzogin von Bayern, Schwester der Herzoge Ludwig und Heinrich,
vermählt nach 1257,3 gingen die obengenannten letzten Sprossen dieses sehr alten fränkischen Dynasten-
geschlechtes hervor.

Gerhard IV.,

der nur in einigen Urkunden als Zeuge genannt wird und nicht weiter in der Geschichte auftritt, war um den
1. October 1259 geboren und soll, wie sein erst 150 Jahre später, nach einem Todtenbuche gefertigter Grabstein
in der Dominicanerkirche zu Eichstädt aussagt, am 22. Februar 1280 kinderlos gestorben sein.

Zierliche Schrift in gelber Farbe: GERHART . GRAF . ZV . HlRSPERGK. Brustbild rechts, fast im
Profil, mit braunen Augen und Vollbart und fahler Gesichtsfarbe, das Antlitz etwas nach aufwärts
gewendet, auf dem Kopfe eine schwarz- und gelbgestreifte Haube, mit Gold gestickt und schwarz-
goldener Schnur am Saume, in einfachem Plattenharnische. Grund dunkelgrau. — Katalog Nr. 23g.*

Gebhard VII.,

geboren 1261, frühzeitig der Herr eines ausgedehnten Besitzes, verlebte eine tolle Jugend, vermählte sich 1291
mit der Tochter des Grafen Ludwig VII. von Oeningen, Sophia, ohne Erben zu erhalten, und führte einen kost-
spieligen Haushalt, der ihn in Schulden stürzte. Nachdem er schon 1284 seinen Antheil an Tirol um 4000 Mark
Silbers an seines Schwagers Sohn Meinhard von Tirol und Görz verkauft hatte, verpfändete er zur Tilgung seiner
Schulden mehrere Güter, verschenkte andere an Klöster (darunter an Zwettl in Niederösterreich) und übertrug 1291
für den Fall seines kinderlosen Ablebens die Grafschaft Hirschberg und 1296 andere Güter an das Bisthum Eich-
städt, weshalb sein Verhältniss zu den Herzogen von Bayern als seinen künftigen Erben ein gespanntes wurde
und zu vielfachen Fehden ihrer Ministerialen führte. Erst der Krieg der beiden Herzoge gegen König Albrecht,
der dem Grafen von Hirschberg günstig gesinnt war, und ihre Niederlage (i3oo) bewirkte einen Vergleich, in
welchem die Erbfolge der Bayern in Sulzbach und Hirschau sowie das freie Verfügungsrecht des Grafen über
die Einkünfte seiner Güter anerkannt wurden. Letzterer fuhr fort, Geld gegen Pfänder aufzunehmen und Kirchen
und Klöster zu beschenken. Nachdem er 1304 den Krieg des Kaisers gegen Böhmen mitgemacht, aus dem er
kränkelnd zurückkehrte, starb er am 4. März i3o8 und wurde in der Augustiner-Chorkirche zu Rebdorf beige-
setzt; ein Jahr darauf folgte ihm seine Gemahlin im Tode nach.5

Dieselbe Schrift: GEBARD (sie) • GRAF • ZV • HlRSPERGK. Brustbild links, in Dreiviertelprofll,
den unbedeckten Kopf etwas zur Rechten geneigt, mit braunen Augen, röthlichbraunem Haupthaare
und dünnem Vollbarte, das Gesicht bleich und mager, in unverziertem Plattenharnische, über der Brust
ein rothes Band (wie eine sehr dicke Schnur) gekreuzt. Grund dunkelgrau. — Katalog Nr. 240.

Erzherzog Ferdinand von Tirol, welcher Bildnisse älterer tirolischer Landesfürsten zu erhalten
strebte, erbat sich 1570 vom Bischof von Eichstädt die Copie eines Gemäldes, welches den Grafen Geb-
hard VII. (mit seinem Bruder Gerhard) darstellte.6 Diese in Oel auf Leinwand gemalte Copie, Halb-
figuren in Lebensgrösse,7 zeigt die beiden Brüder nebeneinander. Als Original für diese Bildnisse ist

1 Tafel ohne Nummer. In der Ausgabe Pinacotheca Fuggerorum vom Jahre 1754 auf Taf. 49 (recte 51).

2 Die zweite Tochter des Grafen Albrecht von Tirol vermählte sich mit dem Grafen Meinhard von Görz, ihr Sohn
Meinhard III. 1254 mit Elisabeth, der Schwester der Herzogin Sophia von Bayern; die Brüder der Letzteren, die oben ge-
nannten bayrischen Herzoge, bewogen Gebhard VI. von Hirschberg, dem Meinhard III. 1263 den südlichen Theil von Tirol
abzutreten.

3 Sophia starb 1289 und wurde in der Dominicanerkirchc zu Eichstädt, die sie gestiftet hatte, neben ihrem älteren
Sohne Gerhard beigesetzt.

4 Primisser und v. Sacken nennen den älteren der beiden Brüder irrthümlich Eberhard.

5 Vgl. die treffliche Abhandlung: Collectaneen-Beiträge zu einer pragmatischen Geschichte der Grafen Hirschberg
vom Nordgau von Regierungsrath Sax im 27. Jahresbericht des historischen Vereines für Mittelfranken, Ansbach 1859, S. 79f.

6 Hirn, Geschichte des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, II, S. 432.

7 Primisser, Die k. k. Ambrasersammlung, S. 105, Nr. 23 (jetzt im Depot der Gemäldegalerie des Allerhöchsten Kaiser-
hauses).
 
Annotationen