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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Graef, Botho: Bruchstücke einer Schale von der Akropolis
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0054
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44 Graef, Bruchstücke einer Schale von der Akropolis.

Die Technik bekundet also durchweg Sorgfalt und Geschicklichkeit, in
der Tliat gehören die Scherben zu dem Vortrefflichsten, was es in dieser Art
giebt. So stimmen sie denn auch gerade mit den besten Vasen des Hieron bis
auf Einzelheiten des Stils so genau überein, dafs man kein Bedenken tragen
wird, sie diesem Töpfer zuzuschreiben. Ich meine die vier Vasen Klein n,
12, 14, 18, von denen die beiden 11 und 18 ganz genau bis in die unbedeu-
tendsten Einzelheiten übereinstimmen: Gewandung und Tracht der Männer, Chiton
mit Apoptygma, herabfallende Haarlocken, Kränze, Stäbe, Ärmel und Busen der
Frauen, Halsschmuck aus Punkten, Ohrschmuck, Zeichnung des Fisches. Daichnr. 18,
den Triptolemosnapf des Britischen Museums im Original nicht kenne, beschränke
ich mich für die eingehende Vergleichung, welche überdies fast überflüssig ist, auf
die Berliner Schale mit dem Dionysischen Opfer (nr. 11). Bei ihr ist der Ton von
warmem, stellenweise recht rötlichem Gelb2, der Überzug ist glänzend schwarz,
die Technik ist genau die eben beschriebene, wenige stumpfe Vorreifsungen be-
kunden die sichere Hand, welche sich überall in der Zeichnung erkennen läfst. Das
verdünnte Schwarz ist auch hier besonders blafs und sehr reichlich angewendet.
Die Figuren sind durchweg etwas gröfser als auf den Athenischen Scherben, daher
ist auch die Zeichnung bei aller Übereinstimmung etwas gröber. Von Einzelheiten
stimmt der Kopftypus des Dionysos im Innenbilde der Berliner Schale mit dem
Zeus und Poseidon der Athenischen. Ebenso ist die Strichelung der Barthaare, die
Ausführung der Weintrauben dieselbe. Das Aufsenbild zeigt in den Typen der
Frauenköpfe eine ebenso grofse Ähnlichkeit, namentlich gleicht die Mänade mit
dem Thyrsos rechts vom Henkel und auf derselben Seite die fünfte Mänade,
welche den Thyrsos horizontal gehoben hält, der Kannenhalterin der Athenischen
Vase. Eine charakteristische Kleinigkeit ist, dafs der senkrechte Strich, welcher
den Mundwinkel bezeichnet, von der Trennungslinie der Lippen nur nach oben
geht, sich also nur neben der Oberlippe befindet. In der Zeichnung der Hände
auf der Schale aus Athen mufs es auffallen, dafs neben überzierlichen geziert
gehaltenen Händen sich ganz besonders plumpe finden, offenbar waren dem Maler
nur gewisse Stellungen geläufig; dasselbe läfst sich auf allen Vasen des Hieron
beobachten: die rechten Hände der Mänade an dem Altar und der ersten auf
derselben Seite der Berliner Schale sind ganz besonders ungeschickt gezeichnet,
die rechte der letzten auf derselben Seite stimmt mit der rechten Bland des Zeus
auf unserer Tafel überein, von ähnlichem Ungeschick zeugt auch die rechte Hand
des Eumolpos auf dem Triptolemosnapf des Britischen Museums, während daselbst
die rechte Hand der Eleusis der gezierten Hand des Hermes entspricht. Man
kann überhaupt kaum eine Vase des Hieron ansehen, ohne diese beiden extremen
Bildungen der Hände zu finden.
Eine Reconstruction der gesamten Darstellung und damit eine vollständige
2) Andere Vasen des Hieron, z. B. die in Rom im Studniczka, Jahrbuch II S. 164 abgebildete Schale,
Museo Papa Giulio befindlichen, und die von zeichnen sich durch einen besonders gelben
Ton aus.
 
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