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Wide, Geometrische Vasen aus Griechenland.

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Trennungsglieder in metopenartige Felder geteilt sind. Vertical
oder Metopendecoration.
Man könnte leicht vermuten, dafs hier eine stilistische und geschichtliche
Entwicklung vorläge. Die erste Gruppe hat sehr einfache und primitive Verzierungen.
Etwas mehr entwickelt scheint die zweite Gruppe (Schwarzdipylon). In der dritten
Gruppe streckt sich die Decoration über das ganze oder beinahe ganze Gefäfs und
in der vierten Gruppe beginnt man, um die horizontalen Streifen zu beleben, sie in
metopenartige Felder zu teilen. Das wäre ja eine anschauliche und verständliche
historische Entwicklung. Leider stimmen die wenigen sicheren Fundnotizen, die
wir besitzen und die von Stais’ Ausgrabungen im Jahre 1891 stammen, mit dieser
Theorie nicht überein.
Oberhalb des Grabes III stand als Grabmal, crJjua sirt-üjxßiov, das bei Brückner-
Pernice, Athen. Mittheil. 1893 S. 92 abgebildete Gefäfs, das der Decoration nach
zu der dritten Gruppe gehört. Dies Gefäfs kann nicht sehr lange nach dem Begräbnis
errichtet worden sein. Im Grabe selbst befand sich unter den Beigaben das oben
unter Attika Nr. 4 aufgeführte Gefäfs mit dem am Halse gemalten Vogel als einziger
Verzierung. Dies Gefäfs gehört der ersten Gruppe an. Ferner wurde unter den
Beigaben eine Büchse gefunden, deren Bauch durch verticale Abgrenzungen in
metopenartige Felder geteilt ist. Dies Gefäfs gehört also zu der vierten Gruppe.
Endlich wurde in demselben Grab eine Kanne gefunden, die oben unter Attika Nr. 43
abgebildet ist und der Technik nach den Schwarzdipylonvasen (Gruppe 2) am nächsten
steht. Wir finden also in diesem Grab Vasei. zusammengestellt, die man, nach der
Decoration zu urteilen, verschiedenen ZeitefP zuschr iben möchte. So viel man
weifs, war in diesem Brandgrab nur ein einzelner Mensch beerdigt. Die wenigen
Beigaben, die dort gefunden sind, dürften nur einem Menschen gelten. Also ist
die Vermutung ausgeschlossen, als wären die Beigaben zu verschiedenen Zeiten ins
Grab gesetzt. Da dies Grab das einzige bei Stais’ Ausgrabungen gefundene Brand-
grab aus der Dipylonepoche war, dürften wohl die dazu gehörigen Vasen aus der
späteren Dipylonzeit stammen.
Zu demselben Ergebnis führt uns auch eine Betrachtung des Inhalts vom
Grab XIII. Unter den Beigaben dieses Grabes war die oben unter Attika Nr. 1
abgebildete Amphora, die am Halse mit primitiven Verzierungen, am Bauche mit
einfachen Firnisstreifen verziert ist und also der ersten Gruppe angehört. In dem-
selben Grab befand sich auch eine Kanne (oben unter Attika Nr. 29 abgebildet) mit
durchgeführter Metopeneinteilung, also der vierten Gruppe angehörig. In demselben
Grab wurde endlich auch eine Büchse mit metopenartiger Decoration gefunden.
Diese Thatsachen belehren uns, dafs die verschiedenen Gruppen des Dipylon-
stiles in Attika etwa gleichzeitig nebeneinander bestanden haben, und wir dürfen
daraus den Schlufs ziehen, dafs dieser Stil in Attika eine verhältnismäfsig kurze
Dauer gehabt hat.
Aus ästhetischem Gesichtspunkt lässt sich dies auch gut erklären. Betrachten
wir genau die riesengrofsen Grabamphoren, in welchen man die höchste Entwicklung
Jahrbuch des archäologischen Instituts XV. C
 
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