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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 16.1901

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Bulle, Heinrich: Der Barberinische Faun
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https://doi.org/10.11588/diglit.47180#0011
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DER BARBERINISCHE FAUN.1
i.
Im Jahre 1556 liefs Papst Paul IV. die Engelsburg mit einer neuen Art von
Befestigung umgeben, wie sie zuerst Sangallo für die Festung von Civita Castellana
angewendet hatte, mit einem Wall und Graben in der Form eines fünfstrahligen
Sternes. Jedoch schon im nächsten Jahre rifs eine ungewöhnlich hohe Über-
schwemmung des Tiber das ganze aus Erde und ungebrannten Ziegeln hergestellte
Werk wieder hinweg. Der folgende Papst, Pius IV. aus dem Hause Medici, 1561
mit den Türken in Krieg verwickelt, nahm den Plan seines Vorgängers wieder auf,
liefs den Stern in solidem Quaderwerk mit Gräben davor aufführen und schlug zur
Erinnerung daran eine Medaille mit dem Bilde der neubefestigten Burg. Aber be-
reits in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts verlangte die mit den Fort-
schritten des Artilleriewesens sich vervollkommnende Festungstechnik neue Ver-
änderungen. Urban VIII. Barberini nahm in den Jahren 1624—1641 im Innern und
Aufsern eine Reihe von Umbauten vor, bei denen auch Bernini als Architekt thätig
war, und die der Engelsburg im wesentlichen die Gestalt gaben, die sie seitdem
bewahrt hat. Die wichtigste Mafsregel war eine Vertiefung und Verbreiterung der
Gräben, die den fünfstrahligen Mauerstern von aufsen schützten. In diesen Gräbern
wurden in den Jahren 1624—1628 in ziemlicher Tiefe Reste antiker Skulpturen gefunden,
darunter eine verhältnismäfsig sehr gut erhaltene Statue, deren künstlerischer Wert
sofort erkannt wurde, ein überlebensgrofser Satyr aus weifsem Marmor, der schlafend
auf einem Felsen liegt. Urban VIII. liefs ihn in den Palast seiner Familie am
Quirinal bringen. Er ist seitdem unter dem Namen des Barberinischen Fauns
bekannt2.

!) Die vorliegenden Ausführungen, die ursprüng-
lich im Zusammenhang einer gröfseren Arbeit
über die Darstellung Schlafender in der antiken
Kunst erscheinen sollten, sind in anderer Form
der 45. Philologenversammlung zu Bremen vor-
getragen worden (Verhandlungen der 45. Philol.
Vers. 1899, S. 34). Nachdem sodann dieser Auf-
satz in den Händen der Redaktion des Jahrbuchs
war, ist Furtwängler’s Beschreibung der Glypto-
thek erschienen, worin S. 199 f. der Faun ein-
gehend behandelt wird. Jedoch wird in dem
Nachfolgenden die Geschichte der Statue aus-
Jahrbuch des archäologischen Instituts. XVI.

führlicher ermittelt, und in der Frage der Ergän-
zung gehen Furtwängler’s und meine Resultate
auseinander. Ich konnte in der Korrektur noch
Anmerkungen über die wichtigsten Differenz-
punkte einfügen.
2) Über die Geschichte der Engelsburg vergl.
Mariano Borgatti, Castel Sani’ Angelo di
Roma, storia e descrizione (Rom 1890), S. 131;
135; 146 — 148. Nibby, Roma nell’ anno 1838,
'parte II antica, p. 496. — Die älteste Notiz
über die Auffindung des Satyrs, auf die
ich durch eine gütige Mitteilung Prof. Hülsen’s
I
 
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