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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 16.1901

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Herrmann, Paul: Zu den antiken Sarkophagreliefs
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https://doi.org/10.11588/diglit.47180#0048
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ZU DEN ANTIKEN SARKOPHAGRELIEFS.
Im II. Bande der antiken Sarkophagreliefs S. 3 bildet Robert eine vierseitige
Ara mit den Gestalten der vier Jahreszeiten ab, und zwar nach einer Zeichnung des
Codex Coburgensis fol. 134, indem er im Text angiebt, das Original sei »wie es
scheint verschollen«. Bei meinem letzten Aufenthalt in Paris im Herbst vorigen
Jahres ist es mir indefs gelungen, das scheinbar verschollene Denkmal aufzufinden.
Zwar birgt es sich nicht in einer der öffentlichen oder Privatsammlungen der Haupt-
stadt selbst, vielmehr steht es im Schlofs von Chantilly, der ehemaligen Be-
sitzung der Herzöge von Aumale, die der letzte Sprofs des Hauses samt allen
Kunstsammlungen, zu denen auch eine Anzahl Antiken gehören, dem Institut de
France vermachte. Seitdem sind die Sammlungssäle an bestimmten Tagen der
Woche dem öffentlichen Besuch zugänglich gemacht.
Unsere Ara steht im ersten Saale der Gemäldegalerie. Aus weifsem Marmor
gefertigt erreicht sie nur etwa halbe Manneshöhe. Die Erhaltung ist eine recht
gute, nur ganz Unwesentliches ist ergänzt. An der Identität mit der Coburgensis-
Zeichnung kann nicht der geringste Zweifel bestehen, die Übereinstimmung der
Relief-Figuren und Ornamente mit der Zeichnung ist eine totale. Als einzige
Abweichung notierte ich mir, dafs die Frühlings-Hora auf dem Original in der linken
Hand ein paar Zweige hält, während sie auf der Zeichnung leer erscheint und nur
leicht in die Falten des Gewandbausches greift. Diese Falten sind aus den Zweigen
des Originals mifsverstanden. Das Attribut in der linken Hand der Herbst-Hora
(mit dem Böckchen), das auf der Zeichnung unklar erscheint und vom Zeichner
selbst wohl nicht verstanden wurde, ist nach Ausweis des Originals die wulstige
Symposionbinde (ύποθυμίς).
Dresden.

P. Herrmann.
 
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