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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 16.1901

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Foerster, Richard: Zu den Skulpturen und Inschrifen von Antiochia
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https://doi.org/10.11588/diglit.47180#0049
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ZU DEN SKULPTUREN UND INSCHRIFTEN
VON ANTIOCHIA.
I.
Die Ringergruppe.
Lotosblatt oder Feder, ein Kopfschmuck des Hermes?
Wie ich bereits im Archäologischen Anzeiger 1898 S. 241 bemerkt habe,
ist es ein eigentümliches Zusammentreffen, dafs Furtwängler (Jahrb. d. Vereins von
Alterthumsfreunden im Rheinlande 103 S. 6f.) und ich (Arch. Jahrb. XIII, 181 f.) gleich-
zeitig auf einen bisher wenig oder gar nicht beachteten Kopfschmuck des Hermes
aufmerksam gemacht haben, er bei der Veröffentlichung einer römischen Statuette
des Gottes in Regensburg, ich bei der Behandlung der Ringergruppe von Antiochia.
Nur in der Deutung des Schmuckes gehen wir auseinander, indem er in ihm eine
Feder, ich ein noch nicht entfaltetes Blatt des ägyptischen Lotos (Nymphaea lotus)
erkenne.
Indem ich mich anschicke, das Ergebnis der bereits im Archäologischen An-
zeiger angekündigten δεύτεραι φροντίδες den Fachgenossen vorzulegen und sie zur
Nachprüfung anzuregen, mufs ich folgendes vorausschicken. Wenn ich sagte, dafs
wir beide zuerst auf diesen Kopfschmuck aufmerksam gemacht haben, so ist dies
cum grano salis zu verstehen. Beobachtet ist er schon öfter, aber noch nicht in
einem gröfseren Zusammenhänge behandelt. Chabouillet, Catalogue des came'es de la
bibliotheque imperiale p. 504, und ihm folgend Babelon und Blanchet haben im Catalogue
des bronzes antiques de la bibliotheque nationale p. 167 von einer Feder als dem
von Apollon auf Hermes übertragenen Attribut der Musen gesprochen, eine Deutung,
in deren Abweisung Furtwängler und ich Zusammentreffen. Denn abgesehen da-
von, dafs die Federn auch bei den Musen erst spät begegnen, Apollon hat sie
überhaupt nicht.
Adr. de Longperier äufserte (Notice des bronzes antiques du, Louvre I. p. 54
n. 239) eine Ansicht, welche als direkte Vorläuferin der vonFurtwängler ausgesprochenen
anzusehen ist. Denn wenn F. in der Feder die Übertragung eines Symboles des
ägyptischen Gottes Thoth auf Hermes sieht, so erklärte Longperier dieselbe für die
Nachahmung der Doppelfeder des ägyptischen Gottes Nefer-Atmu1. Wir beide aber,
’) An einer andern Stelle freilich (p. 50 n. 223) une sorte de feuille en cornet comme celle de
sagt er von diesem Ornament: il est reduit a l’arum.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI.

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