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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 16.1901

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Pernice, Erich: Glaukos von Chios
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https://doi.org/10.11588/diglit.47180#0072
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GLAUKOS VON CHIOS.
Glaukos von Chios erfand nach dem Zeugnis des Eusebius in der 22. Olym-
piade »ferri inter se glutinumz. König Alyattes von Lydien, nach seinem milesischen
Feldzug von schwerer, langwieriger Krankheit genesen, weihte im letzten Decennium
des siebenten Jahrhunderts einen silbernen Krater auf eisernem Untersatz nach
Delphi1, ein Werk des Glaukos von Chios. Der Widerspruch in diesen beiden
Nachrichten, die die Thätigkeit des Künstlers nahezu auf ein Jahrhundert ausdehnen,
ist nicht auszugleichen — man müfste denn annehmen, dafs König Alyattes, um seine
Weihung wertvoller erscheinen zu lassen, ein älteres Kunstwerk aussuchte, das sich
wegen seiner Kostbarkeit und der Eigenart seiner Technik einer besonderen Be-
rühmtheit erfreute. Für eine Zeit, wo gerade die jonische Kunstindustrie in höchster
Blüte stand, wäre diese Annahme freilich ein schlechter Ausweg, weshalb sie schon
Brunn2 und nach ihm andere abgelehnt haben.
An das Weihgeschenk des Königs Alyattes, insbesondere an den eisernen
Untersatz, knüpft die Überlieferung über die sprichwörtlich gewordene Kunst des
Glaukos an, die, wie in seltener Übereinstimmung berichtet wird 3, in der Erfindung
der σιδήρου κόλλησις bestand. Die Bedeutung dieses Ausdrucks und das Wesen der

') Herodot I, 25 άνέθηκε δέ έκφυγών την νοΰσον
δεύτερος ούτος τής οίκίης ταύτης ές Δελφούς
κρητήρά τε άργύρεον μέγαν και ύποκρητηρίδιον
σιδήρεον κολλητόν, θέης άξιον διά πάντων των έν
Δελφοΐσι αναθημάτων, Γλαύκου τού Χίου ποίημα,
ος μοϋνος δή πάντων ανθρώπων σιδήρου κόλλησιν
έξεΰρε.
2) Zur Chronologie der ältesten griechischen
Künstler. Sitzungsberichte der bayerischen
Akademie d. W. 1871 S. 542 Anm. A. Schöne,
ebenda, macht auf die häufig wiederkehrenden
Fälle von doppelter chronologischer und histo-
rischer Tradition im Eusebius-Hieronymus auf-
merksam. So beträgt bei Plialaris die Differenz
21 Olympiaden. »Sollte nicht etwa die Angabe
über Glaukos einer der älteren Datierungsweise
entsprechenden Quelle entnommen sein? In der
jüngeren würde dann der 22. die 43. Olympiade
entsprechen, also gerade die Zeit der Krankheit
des Alyattes.« Urlichs in Fleckeisens Jahr-
büchern Bd. 69 (1854) hält für möglich, dafs
Herodot sich irre und ein Geschenk des Gyges

(den Eusebius 01. 20, 2 ansetzt) mit einem des
Alyattes verwechsele. Das sei um so eher
möglich, da des Glaukos Werk »mit fast allen
Geschenken der lydischen Könige nach dem
Brande des Tempels in das korinthische Schatz-
haus gebracht sein wird«.
3) Nur in der Schrift des Eusebius gegen Marcellus
(Migne, Patrologie XXIV S. 746), wo über die
Möglichkeit verschiedener Auslegung von Sprich-
wörtern gesprochen wird, ist der Untersatz
irrtümlich als bronzen bezeichnet. Die Stelle
ist zuerst von Wieseler in der Abhandlung
über den delphischen Dreifufs S. 24 heran-
gezogen und dann von Curtius benutzt. Ich
führe sie vollständig an, weil sie in Over-
becks Schriftquellen übergangen ist und weil
auch die nicht unmittelbar auf den Untersatz
bezüglichen Notizen von Interesse sind: έστι δέ,
Γλαύκου τέχνη· ταύτης ο'ι έξωθεν σοφοί τής
παροιμίας μνημονεύσαντες διαφορως αύτήν έξηγή-
σαντο. δ μέν γάρ αύτών τις έφη, Γλαυκόν τινα
έπιστήμονα τέχνης τίνος γεγονότα, πολλών ούσαν
 
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