Pernice, Glaukos von Chios.
Erfindung haben ausführlich Curtius und Michaelis erörtert4. Curtius ist der Ansicht,
dafs Glaukos zuerst das Zusammenschweifsen, d. h. das Zusammenfügen von Eisen-
stücken ohne Bindemittel erfunden habe; dadurch allein könne er jedoch einen so
aufserordentlichen Ruhm nicht erlangt haben, denn das Eisen habe als Kunstmaterial
bei den Hellenen eine sehr untergeordnete Rolle gespielt. Erst die Übertragung
der Technik von Eisen auf Bronze, wofür es freilich noch eines Bindemittels,
nämlich der Lötmasse, κόλλα, bedurft habe, sei das eigentliche Verdienst des
Künstlers5. Sonach dürfe man Glaukos von Chios als Erfinder der Kunst, Bronze
zu löten, ansehen, die nach dem Erstlingsverfahren, dem Eisenschweifsen, die Be-
zeichnung σιδήρου κόλλησις beibehalten habe.
Michaelis bestreitet die Möglichkeit, κόλλησις als Benennung für ein Verfahren
gelten zu lassen, bei dem ein Bindemittel überhaupt nicht angewendet werde; das
Wort κόλλησις heifse in jedem Falle Lötung und könne für Schweifsen nicht ge-
braucht werden. Dem Urteil eines Fachmanns folgend, sieht er die Erfindung des
Glaukos in der Eisenlötung und zwar nicht in der für Bronze üblichen Weichlötung
durch Zinn oder Zinnlegirungen, die weit älter sei, sondern in der Hartlötung, die
mit Hilfe von Kupferlegirungen erfolge. Die Schwierigkeit dieser Hartlötung liege
darin, dafs nicht einzelne Teile des zu lötenden Gegenstandes, sondern die ganzen
Objekte ins Feuer gebracht werden müfsten und diese Schwierigkeit überwunden zu
haben, sei Glaukos’ Ruhm. Auch Pausanias hebe die Anwendung des Bindemittels
bei dem Untersatze des Glaukos ausdrücklich hervor. Die Hartlötung in vollem
Feuer sei an dem Untersatze aber nötig gewesen, »um das Eisen noch weiter ver-
arbeiten und alle jene Ornamente, ζωδάρια και άλλα τινά ζωύφια και φυτάρια, darauf cise-
liren zu können, welche Hegesandros Bewunderung erregten«.
Die ausführliche Beschreibung, die von dem Untersatz überliefert ist, ge-
stattet, wenigstens soweit eine Vorstellung von ihm zu gewinnen, um in dem
erhaltenen Denkmälervorrat nach Analogien suchen zu können. Pausanias6 ver-
θαυμασιωτάτην, άπολέσθαι άμα έκείνω κατά θά-
λατταν, μηδενός πω διακηκοότος αύτής* έτερος δέ,
την έπ’ ά'κρον μουσικής έμπειρίαν μαρτυρήσας τφ
Γλαύκορ, τούς κατασκευασθέντας δπ’ αύτοΰ δίσκους
χαλκούς φησι τέσσαρας, προς τδ έμμελή τινα τής
κρούσεως την συμφωνίαν τών φθόγγων άποτελεΐν
ένθεν τε ειρήσθαι την παροιμίαν, ά'λλος δέ τις
Άλυαττικών αναθημάτων φησιν άνακεϊσθαι κρατήρα
και δποκρατήριον θαυμάσιον, Γλαύκου Χίου ποίημα,
έτερος δέ, Γλαύκον αύτόν άναθεΐναι εις Δελφούς
τρίποδα χαλκούν, οΰτω δημιουργήσαντα έντέχνως
ώστε (so Schneidewin, παχέως τε ist überliefert)
κρουομένου τούς τε πόδας, έφ’ ών βέβηκε, και τον
ά'νω περικείμενον..., και την στεφάνην την έπι
τού λέβητος, καί τάς ράβδους διά μέσου τεταγμένας
φθέγγεσθαι λύρας φωνή, και αύθις έτερος, άπό
Γλαύκου τίνος δόςαντός τι πλέον πεποιηκέναι
είρήσθαι τήν παροιμίαν.
4) Curtius, die Kunst des Glaukos, Archäologische
Zeitung 1876 S. 37. Michaelis, σιδήρου κόλλησις,
ebenda S. 156. Semper, der Stil II, 511 er-
klärt die Erfindung ohne nähere Begründung
als Schweifsen. Overbeck, Plastik4 S. 77 und
Collignon, histoire de la sculpture grecque I, 154
schliefsen sich Michaelis an, während Blümner,
Technologie IV, 293 eine definitive Meinung
nicht äufsert, jedoch weder mit Curtius noch
mit Michaelis völlig übereinstimmt.
5) Dafs Glaukos wirklich auch in Bronze ge-
arbeitet habe, schliefst Curtius aus der Anm. 3
angezogenen Stelle des Eusebius gegen Marcellus.
6) X, 16, i: τών δέ αναθημάτων ä οί βασιλείς
άπέστειλαν οί Λυδών, ούδέν έτι ήν αύτών εί μη
σιδηρούν μόνον τδ υπόδημα τού’Αλυάττου κρατήρος.
τούτο Γλαύκου μέν έστιν έργον τού Χίου, σιδήρου
κόλλησιν άνδρός εύρόντος. έλασμα δέ έκαστον τού
Erfindung haben ausführlich Curtius und Michaelis erörtert4. Curtius ist der Ansicht,
dafs Glaukos zuerst das Zusammenschweifsen, d. h. das Zusammenfügen von Eisen-
stücken ohne Bindemittel erfunden habe; dadurch allein könne er jedoch einen so
aufserordentlichen Ruhm nicht erlangt haben, denn das Eisen habe als Kunstmaterial
bei den Hellenen eine sehr untergeordnete Rolle gespielt. Erst die Übertragung
der Technik von Eisen auf Bronze, wofür es freilich noch eines Bindemittels,
nämlich der Lötmasse, κόλλα, bedurft habe, sei das eigentliche Verdienst des
Künstlers5. Sonach dürfe man Glaukos von Chios als Erfinder der Kunst, Bronze
zu löten, ansehen, die nach dem Erstlingsverfahren, dem Eisenschweifsen, die Be-
zeichnung σιδήρου κόλλησις beibehalten habe.
Michaelis bestreitet die Möglichkeit, κόλλησις als Benennung für ein Verfahren
gelten zu lassen, bei dem ein Bindemittel überhaupt nicht angewendet werde; das
Wort κόλλησις heifse in jedem Falle Lötung und könne für Schweifsen nicht ge-
braucht werden. Dem Urteil eines Fachmanns folgend, sieht er die Erfindung des
Glaukos in der Eisenlötung und zwar nicht in der für Bronze üblichen Weichlötung
durch Zinn oder Zinnlegirungen, die weit älter sei, sondern in der Hartlötung, die
mit Hilfe von Kupferlegirungen erfolge. Die Schwierigkeit dieser Hartlötung liege
darin, dafs nicht einzelne Teile des zu lötenden Gegenstandes, sondern die ganzen
Objekte ins Feuer gebracht werden müfsten und diese Schwierigkeit überwunden zu
haben, sei Glaukos’ Ruhm. Auch Pausanias hebe die Anwendung des Bindemittels
bei dem Untersatze des Glaukos ausdrücklich hervor. Die Hartlötung in vollem
Feuer sei an dem Untersatze aber nötig gewesen, »um das Eisen noch weiter ver-
arbeiten und alle jene Ornamente, ζωδάρια και άλλα τινά ζωύφια και φυτάρια, darauf cise-
liren zu können, welche Hegesandros Bewunderung erregten«.
Die ausführliche Beschreibung, die von dem Untersatz überliefert ist, ge-
stattet, wenigstens soweit eine Vorstellung von ihm zu gewinnen, um in dem
erhaltenen Denkmälervorrat nach Analogien suchen zu können. Pausanias6 ver-
θαυμασιωτάτην, άπολέσθαι άμα έκείνω κατά θά-
λατταν, μηδενός πω διακηκοότος αύτής* έτερος δέ,
την έπ’ ά'κρον μουσικής έμπειρίαν μαρτυρήσας τφ
Γλαύκορ, τούς κατασκευασθέντας δπ’ αύτοΰ δίσκους
χαλκούς φησι τέσσαρας, προς τδ έμμελή τινα τής
κρούσεως την συμφωνίαν τών φθόγγων άποτελεΐν
ένθεν τε ειρήσθαι την παροιμίαν, ά'λλος δέ τις
Άλυαττικών αναθημάτων φησιν άνακεϊσθαι κρατήρα
και δποκρατήριον θαυμάσιον, Γλαύκου Χίου ποίημα,
έτερος δέ, Γλαύκον αύτόν άναθεΐναι εις Δελφούς
τρίποδα χαλκούν, οΰτω δημιουργήσαντα έντέχνως
ώστε (so Schneidewin, παχέως τε ist überliefert)
κρουομένου τούς τε πόδας, έφ’ ών βέβηκε, και τον
ά'νω περικείμενον..., και την στεφάνην την έπι
τού λέβητος, καί τάς ράβδους διά μέσου τεταγμένας
φθέγγεσθαι λύρας φωνή, και αύθις έτερος, άπό
Γλαύκου τίνος δόςαντός τι πλέον πεποιηκέναι
είρήσθαι τήν παροιμίαν.
4) Curtius, die Kunst des Glaukos, Archäologische
Zeitung 1876 S. 37. Michaelis, σιδήρου κόλλησις,
ebenda S. 156. Semper, der Stil II, 511 er-
klärt die Erfindung ohne nähere Begründung
als Schweifsen. Overbeck, Plastik4 S. 77 und
Collignon, histoire de la sculpture grecque I, 154
schliefsen sich Michaelis an, während Blümner,
Technologie IV, 293 eine definitive Meinung
nicht äufsert, jedoch weder mit Curtius noch
mit Michaelis völlig übereinstimmt.
5) Dafs Glaukos wirklich auch in Bronze ge-
arbeitet habe, schliefst Curtius aus der Anm. 3
angezogenen Stelle des Eusebius gegen Marcellus.
6) X, 16, i: τών δέ αναθημάτων ä οί βασιλείς
άπέστειλαν οί Λυδών, ούδέν έτι ήν αύτών εί μη
σιδηρούν μόνον τδ υπόδημα τού’Αλυάττου κρατήρος.
τούτο Γλαύκου μέν έστιν έργον τού Χίου, σιδήρου
κόλλησιν άνδρός εύρόντος. έλασμα δέ έκαστον τού