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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 16.1901

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Graeven, Hans: Die thönerne Sparbüchse im Altertum
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Pernice, Erich: Kyrenäische Schale in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.47180#0199
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Pernice, Kyrenäische Schale in Berlin.

189

Geldbehälter, und der Putto giebt durch den Gestus der linken Hand zu verstehen,
dafs die Füllung desselben davon abhängig ist, wie die Glücksgöttin ihr Ruder
drehen wird. Die Allegorie ist sehr durchsichtig und für ein Geldkästchen durchaus
passend.
Die Darstellung eines Geldbehälters, wie sie das Elfenbeinrelief bietet, steht
meines Wissens bisher in den antiken Bildwerken ganz vereinzelt, sie ist aber sehr
klar und offenbar wahrheitsgetreu. Man bemerkt das Charnier, das die beiden
Schalen verbindet und an dem gegenüberliegenden Rande einen runden Bügel, der
beim Zusammenklappen der Schalen in die Öse greifen mufste, die der Putto mit
den Fingern gefafst hat. Das Gerät enspricht unserem heutigen Muschelportemonnaie.
Die Römer hatten für das Portemonnaie, in dem man beim Ausgehen seinen
Bedarf an kleiner Münze mitnahm, den Namen loculi. Die landläufige Anschauung
ist, dafs die loculi der Alten kleine Kästchen mit mehreren Abteilungen oder Fächern
gewesen seien" und dafs deshalb das plurale tantum zur Bezeichnung des einzelnen
Geldbehälters gebraucht worden sei10'1. Das Elfenbeinrelief giebt die glaubwürdigere
Erklärung an die Hand, dafs der Name loculi entstanden ist, weil die Geldbehälter
aus zwei Hälften, deren jede als loculus bezeichnet werden konnte, zusammengesetzt
waren. Da solche loculi vorzugsweise aus Holz gefertigt waren, ist es erklärlich,
dafs kein Original auf unserere Tage gekommen ist, aber in den thönernen Spar-
büchsen, die aus zwei zusammengesetzten Schalen bestehen, haben wir zweifelsohne
Nachahmungen der loculi zu erkennen.
Hannover. H. Graeven.

KYRENÄISCHE SCHALE IN BERLIN.
Hierzu Tafel III.
Die auf Taf. III und umstehend abgebildete kyrenäische Schale1, von der hier
eine kurze Beschreibung gegeben werden soll, vermehrt den immerhin noch geringen
Bestand dieser Vasengattung um ein Exemplar, das die charakteristischesten male-
rischen und darstellerischen Eigentümlichkeiten der Klasse besonders deutlich hervor-
treten läfst. Die Schale, mit ausgezeichneter Kunstfertigkeit wie die meisten
kyrenäischen Schalen sehr dünnwandig gearbeitet, ist im Jahre 1898 für die Samm-

") Ein solches Kästchen ist z. B. das hier be-
sprochene elfenbeinerne; sein Innenraum war in
drei Fächer geteilt, die Zwischenwände fehlen
jetzt zwar, aber man sieht die Rillen, in die sie
eingefalzt waren.
100)Vgl. Thedenats mehrfach citierten Artikel loculi

bei Daremberg et Saglio, Dictionnaire des an-
tiquites grecques et romaines.
]) Vas. Inv. no. 3404. Aus Corneto. Die Höhe
beträgt 0,105 m> der Durchmesser 0,15 m; es
fehlt nur sehr wenig, dagegen ist das Gefäfs
aus sehr vielen kleinen Stücken zusammengesetzt.
 
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