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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 16.1901

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Schöne, Hermann: Das Visirinstrument der römischen Feldmesser
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https://doi.org/10.11588/diglit.47180#0138
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Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser.

Ein Instrument, das diesen Angaben im wesentlichen entspricht, ist auf
dem Grabstein des Mensors L. Aebutius Faustus (i. Jahrh. n. Chr.) im Museo Civico
zu Ivrea dargestellt3 (Taf. II). Die Inschrift (C. I. L. V 6786), welche von einem
Giebel mit Schild und zwei schräggestellten Lanzen überragt wird, lautet:
TRJIB CLAVDIA-
LJAEBVTIVSLL-
F] AVSTVS · MENS®
V]l · VI R · SIBI · ET·
ARRIAE QL’AVCTAE
VXORI · ET · SVIS · ET
ZEPYRE LIBERT[AE
V· F
Darunter erblickt man die Attribute des Sevirs: rechtmäfsig Bisellium mit
Polster und darunterstehender Fufsbank, unrechtmäfsig dagegen zu beiden Seiten
fasces cum securi. Zu unterst hat der Mensor sich sein Instrument aushauen lassen.
In der Mitte steht ein senkrechter, sich nach oben verjüngender Stab (73 cm)
mit Wulst und kurzem Dorn an der Spitze; am unteren, stark zerstörten Ende
sind noch zwei Voluten erkennbar, und die Darstellung kann sich unterhalb der-
selben noch fortgesetzt haben. Davor erblickt man ein in Aufsicht dargestelltes
Winkelkreuz (jeder der vier Arme 35 cm lang), das im Mittelpunkt offenbar
durchbohrt war; rechts und links je einen Faden mit Gewicht. Es ist deutlich,
dafs wir hier eine stellet vor uns haben, die auf das in der Mitte abgebildete
ferramentum aufgesetzt werden konnte; dafs die Arme sich nicht im rechten
Winkel schneiden und statt vier nur zwei Lote dargestellt sind, beruht auf
Unkenntnis oder Bequemlichkeit des Steinmetzen und kann die Wahrscheinlichkeit
dieser Erklärung, die zuerst von Cavedoni4 gegeben worden ist, nicht ver-
mindern. Ob die Verjüngung der vier Arme der Stella und die Abschrägung ihrer
Kanten in dem verjüngten Teile einen bestimmten technischen Zweck gehabt hat
oder nur des gefälligeren Aussehens wegen vorgenommen ist, weifs ich nicht zu
entscheiden. Auch die Gestaltung des Stativs an seinem unteren Ende bleibt
ungewifs; nur so viel ist klar, dafs kleine Voluten, wie sie auf dem Steine noch
erkennbar sind, selbst wenn deren drei oder vier gewesen sein sollten, zur festen
senkrechten Aufstellung des Apparats nicht genügt haben würden.
Ähnlich, aber in einigen Einzelheiten abweichend, ist ein Instrument zu-
sammengesetzt, das bei den Ausgrabungen am Limes gefunden worden ist und sich

3) Herrn Galileo Pinoli in Ivrea bin ich für seine
gütige Hülfe bei Untersuchung des Steins zu
Dank verpflichtet.
4) Gazzera, Abhdlg. der Accad. di Torino (1854)
serie II, vol. XIV S. 25 nebst Tafel IV. Cavedoni,
Bulletino arch. Nap. 1852 S. 69ff. nebst Tafel V, 3.

Promis, Storia del! antica Torino (1869) S. 455.
Rossi, Groma e squadro (1877) S. 43 und Fig. 3.
Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathe-
matik I2 S. 501· Legnazzi, Del catasto Romano
(1887) S. 51 ff., 270fr. nebst Taf. XXXVIII.
 
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