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Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser.
wie zuerst Venturi11 ausgesprochen hat, der αστερίσκος mit der Stella der römischen
Feldmesser identificiert werden. Heron erwähnt zunächst, dafs man bisweilen bei
der Handhabung des αστερίσκος die Perpendikelgewichte in hölzerne, auf die Erde
gestellte Hohlcylinder hineinhängen lasse, um sie vor dem Winde zu schützen. Die
abfällige Kritik, die er sodann an dem Apparate übt, läuft auf den mathematischen
Beweis hinaus, dafs die beiden durch je zwei sich gegenüberhängende Lote gelegten
Ebenen nicht in jedem Fall aufeinander senkrecht stehen, sondern — wie der Leser
ergänzen mufs — nur bei genau horizontaler Lage des Winkelkreuzes, die in der
Praxis nicht immer leicht zu erreichen gewesen sein wird. Auf den ersten Blick
liegt es nahe, aus dieser theoretischen Darlegung zu schliefsen, dafs man beim αστερίσκος
von einem Perpendikel zu dem ihm gegenüberhängenden visiert habe. Jedoch würde
ein solcher Schlufs voreilig und nicht zwingend sein; denn aus Herons Beweis er-
gab sich für jeden mathematisch geschulten griechischen Techniker ohne Weiteres,
dafs auch die beiden durch je zwei benachbarte Lote bestimmten Ebenen nicht in
jedem Fall aufeinander senkrecht stehen; seine Kritik ist also ebenso treffend, wenn
an zwei sich benachbarten Loten vorüber visiert wurde. Bei dieser Lage der Sache
darf behauptet werden, dafs Herons Zeugnis die oben entwickelte Hypothese über
die praktische Verwendung des römischen Visirinstruments zwar nicht ausdrücklich
bestätigt, aber auch nicht widerlegt, sondern sehr wohl damit vereinbar ist.
Charlottenburg. Hermann Schöne.
H) Commentarj sopra la storia e le teorie dell’ ottica I 77ff.
Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser.
wie zuerst Venturi11 ausgesprochen hat, der αστερίσκος mit der Stella der römischen
Feldmesser identificiert werden. Heron erwähnt zunächst, dafs man bisweilen bei
der Handhabung des αστερίσκος die Perpendikelgewichte in hölzerne, auf die Erde
gestellte Hohlcylinder hineinhängen lasse, um sie vor dem Winde zu schützen. Die
abfällige Kritik, die er sodann an dem Apparate übt, läuft auf den mathematischen
Beweis hinaus, dafs die beiden durch je zwei sich gegenüberhängende Lote gelegten
Ebenen nicht in jedem Fall aufeinander senkrecht stehen, sondern — wie der Leser
ergänzen mufs — nur bei genau horizontaler Lage des Winkelkreuzes, die in der
Praxis nicht immer leicht zu erreichen gewesen sein wird. Auf den ersten Blick
liegt es nahe, aus dieser theoretischen Darlegung zu schliefsen, dafs man beim αστερίσκος
von einem Perpendikel zu dem ihm gegenüberhängenden visiert habe. Jedoch würde
ein solcher Schlufs voreilig und nicht zwingend sein; denn aus Herons Beweis er-
gab sich für jeden mathematisch geschulten griechischen Techniker ohne Weiteres,
dafs auch die beiden durch je zwei benachbarte Lote bestimmten Ebenen nicht in
jedem Fall aufeinander senkrecht stehen; seine Kritik ist also ebenso treffend, wenn
an zwei sich benachbarten Loten vorüber visiert wurde. Bei dieser Lage der Sache
darf behauptet werden, dafs Herons Zeugnis die oben entwickelte Hypothese über
die praktische Verwendung des römischen Visirinstruments zwar nicht ausdrücklich
bestätigt, aber auch nicht widerlegt, sondern sehr wohl damit vereinbar ist.
Charlottenburg. Hermann Schöne.
H) Commentarj sopra la storia e le teorie dell’ ottica I 77ff.