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Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
Fufsboden, die Wände und die Säulenreihen der sämtlichen Bauten um die sehr
hoch gelegten Höfe und spiegeln daher wie in einem Kellergeschofs die oben
befindlichen Hallen und Exedren ganz genau wieder.
Bei dem Sonnentempel hatte Koldewey festgestellt, in welcher Weise er
auf einer hohen, zum Teil mit jenen drei berühmten Quaderkolossen von ca. 20 m
Länge und ca. 31/2 m Höhe und Breite gebauten Terrasse angelegt und wie diese
Terrasse samt der Cella nach dem Einsturz des Tempels abgebrochen worden war,
um das Material für eine ansehnliche altchristliche Basilica und späterhin für eine
grandiose mittelalterliche Befestigung zu liefern.
Die Resultate ihrer Untersuchungen hatten Koldewey und Andrae in
mehreren Zeichnungen dargestellt, namentlich in einem Schnitte, der die Höhen-
verhältnisse und die Schuttlagerung des grofsen Tempels mit seinen Höfen und
des kleineren südlich davon gelegenen »Jupitertempels« veranschaulicht, und in
einem grofsen Situationsplane, der aufser den antiken eben genannten Bauten auch
die mittelalterlichen Burgmauern enthält und diese zum erstenmale vollständig, ein-
schliefslich des Grabens und der Contreescarpe verzeichnet.
Vorgeschlagen und wegen der grofsen Bedeutung, die die Baalbeker Ruinen
einschliefslich des in der Stadt gelegenen Rundtempels für die Geschichte der
römischen Architektur besitzen, dringend empfohlen hatte Koldewey sodann eine
Säuberung und Aufräumung der antiken Bauten bis auf den ehemaligen Fufsboden
hinab, eine gründliche Untersuchung des grofsen, zum Teil sehr tief hinab zerstörten
»Sonnentempels«, ferner einige Conservierungsarbeiten und, um womöglich Reste
des älteren vorrömischen Kultes zu entdecken, eine Tiefgrabung etwa bei dem
Brandopferaltar vor dem grofsen Tempel, endlich eine der Ruine würdige Publikation;
er hatte dabei stark betont, dafs auf bemerkenswerte Einzelfunde, Bildwerke und
Inschriften, verhältnismäfsig wenig zu rechnen sei, da die Ruine in byzantinischer
und arabischer Zeit gar zu gründlich durchgearbeitet wäre.
Se. Majestät der Kaiser geruhten, Koldeweys Vorschläge zu genehmigen
und mit deren Ausführung das Königl. preufsische Kultusministerium zu betrauen.
In dessen Auftrage wurde die Expedition nach Baalbek von der Generalverwaltung
der Königl. Museen vorbereitet und dafür als wissenschaftlicher Leiter Professor
Dr. O. Puchstein aus Freiburg i. Br., als technischer Leiter Regierungsbaumeister
Bruno Schulz aus Charlottenburg, als Dolmetscher für den Beginn der Arbeiten und
für die Untersuchung der semitischen Inschriften Dr. Moritz Sobernheim aus Berlin
gewonnen; die photographischen Aufnahmen sollen, wenn die Ausgrabung hinreichend
vorgeschritten ist, von dem Direktor der Königl. Mefsbildanstalt in Berlin, Geheimen
Regierungsrat Meydenbauer gemacht werden. Am 6. Juni 1900 geruhte Se. Majestät,
die genannten Herren sowie den Generaldirektor Dr. Schöne und den Regierungs-
baumeister Professor Borrmann im Neuen Palais bei Potsdam im Beisein des Chefs
des Civilkabinets, Excellenz von Lucanus, und des Kaiserl. türkischen Herrn Bot-
schafters zu empfangen, ihren Vortrag entgegenzunehmen und die Aufgaben der
Expedition definitiv festzusetzen. Ende Juli brachen dann Puchstein, Bruno Schulz,
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
Fufsboden, die Wände und die Säulenreihen der sämtlichen Bauten um die sehr
hoch gelegten Höfe und spiegeln daher wie in einem Kellergeschofs die oben
befindlichen Hallen und Exedren ganz genau wieder.
Bei dem Sonnentempel hatte Koldewey festgestellt, in welcher Weise er
auf einer hohen, zum Teil mit jenen drei berühmten Quaderkolossen von ca. 20 m
Länge und ca. 31/2 m Höhe und Breite gebauten Terrasse angelegt und wie diese
Terrasse samt der Cella nach dem Einsturz des Tempels abgebrochen worden war,
um das Material für eine ansehnliche altchristliche Basilica und späterhin für eine
grandiose mittelalterliche Befestigung zu liefern.
Die Resultate ihrer Untersuchungen hatten Koldewey und Andrae in
mehreren Zeichnungen dargestellt, namentlich in einem Schnitte, der die Höhen-
verhältnisse und die Schuttlagerung des grofsen Tempels mit seinen Höfen und
des kleineren südlich davon gelegenen »Jupitertempels« veranschaulicht, und in
einem grofsen Situationsplane, der aufser den antiken eben genannten Bauten auch
die mittelalterlichen Burgmauern enthält und diese zum erstenmale vollständig, ein-
schliefslich des Grabens und der Contreescarpe verzeichnet.
Vorgeschlagen und wegen der grofsen Bedeutung, die die Baalbeker Ruinen
einschliefslich des in der Stadt gelegenen Rundtempels für die Geschichte der
römischen Architektur besitzen, dringend empfohlen hatte Koldewey sodann eine
Säuberung und Aufräumung der antiken Bauten bis auf den ehemaligen Fufsboden
hinab, eine gründliche Untersuchung des grofsen, zum Teil sehr tief hinab zerstörten
»Sonnentempels«, ferner einige Conservierungsarbeiten und, um womöglich Reste
des älteren vorrömischen Kultes zu entdecken, eine Tiefgrabung etwa bei dem
Brandopferaltar vor dem grofsen Tempel, endlich eine der Ruine würdige Publikation;
er hatte dabei stark betont, dafs auf bemerkenswerte Einzelfunde, Bildwerke und
Inschriften, verhältnismäfsig wenig zu rechnen sei, da die Ruine in byzantinischer
und arabischer Zeit gar zu gründlich durchgearbeitet wäre.
Se. Majestät der Kaiser geruhten, Koldeweys Vorschläge zu genehmigen
und mit deren Ausführung das Königl. preufsische Kultusministerium zu betrauen.
In dessen Auftrage wurde die Expedition nach Baalbek von der Generalverwaltung
der Königl. Museen vorbereitet und dafür als wissenschaftlicher Leiter Professor
Dr. O. Puchstein aus Freiburg i. Br., als technischer Leiter Regierungsbaumeister
Bruno Schulz aus Charlottenburg, als Dolmetscher für den Beginn der Arbeiten und
für die Untersuchung der semitischen Inschriften Dr. Moritz Sobernheim aus Berlin
gewonnen; die photographischen Aufnahmen sollen, wenn die Ausgrabung hinreichend
vorgeschritten ist, von dem Direktor der Königl. Mefsbildanstalt in Berlin, Geheimen
Regierungsrat Meydenbauer gemacht werden. Am 6. Juni 1900 geruhte Se. Majestät,
die genannten Herren sowie den Generaldirektor Dr. Schöne und den Regierungs-
baumeister Professor Borrmann im Neuen Palais bei Potsdam im Beisein des Chefs
des Civilkabinets, Excellenz von Lucanus, und des Kaiserl. türkischen Herrn Bot-
schafters zu empfangen, ihren Vortrag entgegenzunehmen und die Aufgaben der
Expedition definitiv festzusetzen. Ende Juli brachen dann Puchstein, Bruno Schulz,