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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 16.1901

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Pernice, Erich: Kyrenäische Schale in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.47180#0204
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IQ4 Pernice, Kyrenäische Schale in Berlin.
sondern sie erzählen21. Eine Fülle von Sagen und Geschichten ist in den verhältnis-
mäfsig wenig zahlreichen kyrenäischen Vasen erhalten, die, je nachdem es der
Raum gestattet, in behaglicher Breite oder in verkürzter Form dem Beschauer vor-
geführt werden.
Wenn die Form der Schale und vielleicht auch die Ornamentik von Ionien
entlehnt ist, so kann man dasselbe nicht von der Darstellung sagen. Es ist hier
thatsächlich ein Vorgang eingetreten, der von Boehlau22 als zu kompliciert und
ohne Analogie für unmöglich gehalten wird, aber in dem Erzählungsbedürfnis der
kyrenäischen Maler seine genügende Erklärung findet, dafs nämlich eine Vasenform,
die in dem Ursprungsland ohne bildliche Darstellung geführt wird und nur mit
Ornamenten ausgestattet ist, weil sie praktisch oder gefällig ist, von einem erzählungs-
bedürftigen Volk ergriffen und in seinem Schmuck umgestaltet wird. Die Dar-
stellungen selbst aber weisen, wie Studniczka23 begründet hat, nach Korinth zurück,
die korinthischen Vasen und Pinakes geben nicht allein für die Komposition der
Bilder die nächsten Parallelen ab. Studniczka führte als Beispiele für diesen
Zusammenhang die dickbäuchigen Zecher und die Pferde an, aber auch ganze
Bilder, wie die Scenen mit den Gelagen, die Reiterdarstellungen in Verbindung
mit den dämonischen Wesen24, der sog. Prometheus, für den Studniczka passend
auf eine arkadische Münze hingewiesen hat, führen auf Korinth zurück, von Einzel-
heiten namentlich die ionischer Übung widersprechende Gewohnheit, die Gewänder
mit durchlaufenden Borten geometrischen Stils, nicht aber mit Streuornamenten zu
verzieren.
Erich Pernice.

die mit schwarzem Firnis auf den roten Thon, der
ganz wie attischer Vasenthon aussieht, aufgemalt
sind. Der Überzug fehlt also. Das Innenbild zeigt
die Fig. 2; es ist ganz mit gelblichem Thon
überzogen und der charakteristische Vogel rechts
scheint den kyrenäischen Ursprung zu verbürgen
Dennoch glaube ich, hier eine Imitation erkennen
zu müssen, nicht etwa ein jüngeres, geringeres
Stück der kyrenäischen Fabrik, wie Zahn mir
gegenüber äufserte. Die Schale könnte — ein

in Böotien sehr häufiger Vorgang — nach
kyrenäischem Muster gearbeitet sein. Für das
Bild käme als nächste Analogie der weit bessere
korinthische Teller bei Benndorf, Griechische und
sicilische Vasenbilder Taf. VI, in Betracht.
21) Winter, Archäol. Anzeiger 1898 S. 176 f. Vgl.
Boehlau, Athen. Mittheil. 1900 S. 81 fg.
22) Nekropolen S. ißifg.
23) Kyrene S. 7 fg.
24) Vgl· Löschcke, Jahrbuch 1887 S. 277.
 
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