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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Bulle, Heinrich: Der Leichenwagen Alexanders
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0082
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Bulle, Der Leichenwagen Alexanders.

setzen. Die Breite der Bespannung entsprach dann ungefähr der Breite des Wagens.
Jede der Deichseln*^ war dann, mit ihren vier Jochen zu je vier Maultieren, für das
Auge eine TeTpctciotyG, eine Vierzeile. Die Deichseln mußten alle horizontal in der
Höhe des Widerrists liegen. Unter sich konnten sie mit Ketten oder auch nur mit
Ringen verbunden sein. Bei jeder, selbst einer schwachen Kurve mußten diese
Gelenke in der langen Kette dem Auge sichtbar werden. Die Zugkraft auch des
vordersten Vierersystems wurde auf diese Weise unmittelbar auf den Wagen über-
tragen, besser vermutlich, als durch bloße Zuggurte wie heutzutage üblich. Die Länge
der ganzen Bespannung wird dann ungefähres m betragen haben (i Tier lang 3 Schritt
zu 80 cm; Zwischenraum je ein kleiner Schritt; also für die Tetrastoichia etwa 12 m).
Wenn man sich den Gesamteindruck klar macht, so wird man zugeben müssen, wie
anders diese lange Kette gewirkt haben muß, in der sich auch für den unmittelbaren
Anblick die Zugkraft ausspricht, als die unförmliche Masse von 16 Tieren Front.
Bei dieser Anordnung konnten die Lenker bequem jedes Viererpaar^ von der Seite
her zügeln. Im Text steht nichts, was gegen diese Anordnung der vier pop.ot geltend
gemacht werden könnte.
Allerdings könnte man einwenden, daß ja bei den Persern die Anschirrung
an mehreren, ja an vier Deichseln bezeugt ist. Aber die von Müller S. 72 angeführten
Beispiele können bei näherer Betrachtung nichts unmittelbar beweisen, da sie sich
auf ganz andere Verhältnisse beziehen. Zwei Deichseln für ein Viergespann haben
wir gesichert an den kleinen persischen Goldmodellen vom Oxus (Nuoffer, Renn-
wagen S. 62, Nr. 48, 49; Tafel 8), doch ist es hier wohlgemerkt nur eine Gabeldeichsel
für die beiden Mittelpferde, dient also nur zur Verbesserung der Lenkung, nicht zur
Vermehrung der Bespannung über das normale Maß hinaus. Die ot'ppop.d rs xcd
Tpippoua isG] bei Aischylos (Pers. 47) weisen auf vier- und sechsspännige Kriegswagen,
und dies scheint mit der Wirklichkeit noch vereinbar (Breite der Bespannung 4,3 m,
mit einem persischen Kastenwagen von entsprechender Ausdehnung dahinter). Eine
dichterische Erfindung und Übertreibung ist es dann aber sicher, wenn Xenophon
in seinem Kyrosroman (Kyrop. VI, 1,31; 32) seinen Lieblingshelden Abradatas einen
Kriegswagen mit 4 Deichseln und 8 Rossen erfinden läßt, der dann gleich von Kyros
überboten wird durch Turmwagen mit 8 Deichseln und 16 Ochsen. Da hätten wir
ja allerdings wieder die angebliche Bespannungsbreite des Alexanderwagens. Aber

25) Die Deichseln starr zu denken, steht, wie meine
Sachverständigen sagen, kein technischer Hin-
derungsgrund im Wege. Auch ich hatte, wie
Petersen S. 6$8, 2, daran gedacht, pup.oi mit Zug-
gurten zu übersetzen, doch würde dann nicht
verständlich sein, warum die ganze Bespannung
sichtbar in vier Teile zerfiel.
es doch Zweigespann, Paar, bedeute, und daß
also Oyov, Joch, stehen müßte. Wilamowitz

(S. ioy, 12) hat schon eine Polluxstelle angeführt,
wo ^EÜyo$ auch für Drei- und Viergespanne ge-
braucht wird. Petersen (S. 6$8, 2) ist davon
nicht überzeugt, sondern will ^uyov statt ^eüyo;
emendieren, was aber wirklich nicht nötig ist,
denn die Belege lassen sich leicht mehren. Man
denke andasTpmdp&evov ^EÜyog der Tauschwestern;
beiAeschyl. fragm. ß$y steht: (JsüycuTE&ptmuov.
Unser »Viererpaar« zeigt den gleichen laxen
Sprachgebrauch.
 
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