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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Pernice, Erich: Zwei Vasenbilder
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Bulle, Heinrich: Der Leichenwagen Alexanders
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0062
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Bulle, Der Leichenwagen Alexanders.

glaube, das bildliche Material für älteste derartige szenische Aufführungen in großem
Umfang nachweisen lassen. Schon allein die unglaubliche Produktivität der attischen
Künstler des sechsten Jahrhunderts in burlesken Szenen und Darstellungen aus dem
dionysischen Kreise kann man kaum verstehen, wenn man nicht Anregungen aus
wirklich gesehenen Situationen voraussetztA
Greifswald. E. Per nie e.

DER LEICHENWAGEN ALEXANDERS.
Daß Kurt Müller in seiner sorgfältigen und ausgreifenden Leipziger Dissertation
von seinem Lehrer Studniczka auf ein fruchtbares und interessantes Thema geführt
worden war, zeigt die lebhafte Beschäftigung mit dem Stoffe, die gleichzeitig an
mehreren Stellen dadurch hervorgerufen worden ist. Nach Wilamowitz (Jahrbuch XX
190$, ioß) und Six (Deutsche Literaturzeitung' 1905, 1266), die sich auf eine schrift-
liche Behandlung beschränkten, hat Petersen in den Neuen Jahrbüchern für das
klassische Altertum 1905, XV, S. 689ff. eine neue graphische Rekonstruktion ver-
öffentlicht. Zur selben Zeit hatte ich einen Versuch skizziert, den ich mit einem
regsamen Jahrgange des Erlanger archäologischen Seminars im einzelnen durch-
arbeitete, wobei Herr Gymnasialpraktikant F. Ebert ein vortreffliches Referat geliefert
hatte. Das Resultat wurde dann in den Weihnachtsferien von K. Reichhold ins
reine gezeichnet.
Ich veröffentliche den Versuch in Abb. 1 und 2, obwohl und auch weil er
mit Petersens Entwurf in manchen Dingen übereinstimmt. Denn dieses unabhängige
Zusammentreffen gibt eine gewisse Gewähr, daß wir auf dem richtigen Wege sind.
Andrerseits glaube ich, in vielem weiter gekommen zu sein als Petersen.
Müllers Verdienst ist es, mit großer Umsicht alle verfügbaren Anhaltspunkte
aus dem Denkmälervorrat herangezogen zu haben, wobei sich dann allerdings her-
ausgestellt hat, daß die erhaltenen Monumente nur geringe Analogien bieten, un-
mittelbar brauchbare Parallelerscheinungen aber überhaupt nicht. Die Aufgabe war
eben bei diesem Wagen eine ganz ungewöhnliche und ist später kaum je wieder so
gestellt worden. G. Niemann hatte sich in seiner Rekonstruktion ganz von dem
althergebrachten Gedanken an einen fahrbaren Tempel leiten lassen und hatte bei

1859 Taf. 125 aufgefaßt bat, der jetzt allgemein
als antik betrachtet zu werden scheint. Herakles
ist dort unter Hermes' Führung zum Palast des
Hades hinabgestiegen und bedroht den Gott, um
seine Absicht durchzusetzen, mit Steinwürfen;
mutig stellt sich Persephone dem kühnen Ein-
dringling entgegen, während Hades von seinem
Throne aufspringt und sich angstvoll entfernt; die
Gelegenheit benutzt der Höllenhund, um zu ent-

wischen. Ich kann mir nicht denken, daß diese
Darstellung, die so drastisch wirkt, nicht auch
wirklich so gemeint sein sollte.
13) Für die streng-rotfigurigen Vasen ist die direkte
Einwirkung des Satyrspieles, wie es scheint, all-
gemein zugegeben (Furtwängler-Reichhold, Gr.
Vasenmalerei S. 240. 248). Auch hier läßt sich
das Material noch sehr vermehren.
 
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