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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Washburn, Owen Redington: Eine protokorinthische Lekythos in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0126
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Washburn, Eine Protokorinthische Lekythos in Berlin.

116

EINE PROTOKORINTHISCHE LEKYTHOS
IN BERLIN.
Hierzu Tafel 2.
Die merkwürdige kleine Lekythos, die hier Taf. 2 auf % verkleinert veröffent-
licht wird, ist eine der vielen Schätze des Berliner Antiquariums (Inventarnummer
3773) *- Ihre Höhe beträgt 7 cm, der größte Durchmesser 3,6 cm, und mit Aus-
nahme von Kleinigkeiten bei den plastischen Figuren ist sie vollständig erhalten.
Der Ton ist grünlich-gelb, wie der schwächer gebrannter altkorinthischer Gefäße, gut
geschlämmt und geglättet. Der Firnis ist meist abgesprungen und abgerieben, und
damit sind nicht wenige Feinheiten verloren gegangen. Immerhin ist die Gravierung,
die reichlich angewendet war, fast vollständig erhalten, und überall sieht man
wenigstens Schatten an den Stellen, wo sich einmal Firnis befand. Obwohl die
Einzelheiten auf den Tafeln schärfer als jetzt auf der Vase selbst hervortreten, so
wird sich doch, wie ich glaube, alles bei sorgsamer Prüfung des Originals bestätigen.
Schwarz, Purpur und Fleischfarbe wurden gebraucht, letztere nur für die nackten
Teile der Krieger im Hauptstreifen.
Von den plastischen Figuren dient der große Löwenkopf als Ausguß.
Augen, Ohren, Nase, Lippen und Zähne sind modelliert und mit Ausnahme der
Zähne gehrnist. Die Zunge ist hervorgestreckt wie die Zunge einer Gorgone.
Wange und Stirn sind mit feinen braunschwarzen Punkten versehen, die Haare dar-
stellen sollen. Auf der Rückseite des Kopfes und Nackens, soweit sie nicht durch
die anderen plastischen Figuren verdeckt werden, erkennt man leicht die hammen-
artige Mähne. Der Hals ist vorn mit einem schematischen Muster bemalt; auf jeder
Seite sieht man ein Kreuz inmitten eines Kreises und darunter mit je einem Punkt
gefüllte Strahlen.
Als Henkel dient ein plastischer Löwe. Er hockt auf der Schulter der Vase
und ruht mit dem Vorderkörper auf dem Löwenkopfe des Ausgusses. Sein Körper
ist mit einer saftigen Purpurfarbe bemalt; auf der Seite des Kopfes zeigt sich die
gezackte Mähne.
Auf beiden Seiten des Oberteils der Vase ist plastisch ein weiblicher Kopf
angesetzt. Die zwei Köpfe scheinen aus freier Hand modelliert und nicht aus einer
Hohlform zu stammen, denn sie sind nicht ganz gleich; jedenfalls stammen sie nicht
aus derselben Form, was das Natürliche wäre, wenn sie überhaupt mit der Form
hergestellt wären. Das Haar bilden je zwei horizontal geriefelte Locken, die dicht
an Kopf und Hals vorbeifallen und vorn auf der Schulter endigen. Das Haar war

1) Der Direktor der königlichen Museen, Geheim-
rat Kekule von Stradonitz, erlaubte mir freund-
lichst, die Vase zu publizieren. Die Zeichnungen,
die der abgeriebene Zustand der Vase sehr
schwierig machte, sind in meisterhafter Weise

von M. Lübke ausgeführt und von Dr. Watzinger
sorgfältigst mit dem Original verglichen und
Dr. Karo haben mir mehrere wertvolle Ratschläge
erteilt.
 
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