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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Prandtl, Antonin: Zur Rekonstruktion des Parthenon-Ostgiebels
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Pernice, Erich: Zwei Vasenbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0052
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42


Wir haben schließlich noch unter den erhaltenen Fragmenten Umschau zu
halten, ob sich vielleicht das eine oder andere dem neu gewonnenen Bild einordne.
Jedoch glaube ich mit einiger Bestimmtheit nur ein einziges auf unsere Gruppe be-
ziehen zu dürfen, nämlich den Fuß no. 336 des britischen Museums (Michaelis
T. VIII, 32), der mit dem rechten Fuß Athenas identisch zu sein scheint (Abb. 2a
und 2 b). Man bezieht denselben gewöhnlich auf Athena im Westgiebel, welche
nach Carrey den rechten Fuß mit ganzer Sohle so aufgesetzt hatte, daß er für
den Beschauer nur in der inneren Prohlansicht zu sehen war. Aber gerade diese
Innenseite scheint an dem Londoner Fragment vernachlässigt, wogegen der vordere
Teil mit den Zehen sehr schöne Modellierung und exakte Arbeit aufweist. Der Fuß
dürfte danach für Vorderansicht berechnet sein. — Ferner: Die Unterfläche der
Sandale bildet nicht eine Ebene: ungefähr unterhalb des Ristes wird der hintere
Teil der Sohlenhäche gegenüber dem vorderen um einen spitzen Winkel nach auf-
wärts gebrochen; der hintere Teil ist fein geglättet, der vordere zeigt gröbere
Spitzeisenarbeit: sollte es danach nicht wahrscheinlich sein, daß der Fuß nur mit
seinem vorderen Teil, dem Ballen und den Zehen, auf den Boden aufgesetzt, die
Ferse dagegen mit der angrenzenden Partie ein wenig über denselben erhoben war,
und daß letztere eben deswegen so sorgfältig geglättet worden, nämlich als ein
Teil der Oberfläche der Statue? — Die Dimensionen des Fußfragmentes (Ballen-
breite ungefähr 18 cm) deuten auf eine ursprüngliche Gesamthöhe der Statue von
nahezu 3 m, in Übereinstimmung mit unsrer Annahme für Athena und in Überein-
stimmung mit den Mittelfiguren des Westgiebels.
Weiden i. d. Oberpfalz. A. Prandtl.

ZWEI VASENBILDER.
I. EIN BESUCH BEI DIONYSOS.
(Tafel 1.)
Dionysos hat sich zu einem Schmause unter den Schatten eines mächtigen
Weinstocks zurückgezogen. Da steht ein mit Speisen reich besetzter Tisch und
daneben eine Kline, über die eine bequeme Matratze gebreitet ist. Auf ihr läßt sich
der Gott nieder, hüllt sich in seinen bunten, weichen Mantel und gedenkt nun in
aller Ruhe und Behaglichkeit zu tafeln und dazu seinen Wein zu trinken. Doch
noch hat er nicht lange gelegen, da hört er von fern lauten Jubel, untermischt mit
Zitherklängen, und nun weiß er, daß es mit seinem Frieden zu Ende ist. Aber seinen
schönen, vollen Weinschlauch will er doch wenigstens in Sicherheit bringen, denn
wird der bemerkt, so wird er ihm rettungslos ausgetrunken; ihn heißt es also schleunigst
und so gut wie möglich zu verstecken. Kaum hat das der Gott bewerkstelligt, da
umringt ihn schon die lärmende Schar von allen Seiten, um an seinen Tafelfreuden
teilzunehmen. Mit Efeukränzen im Haar tanzen Silene und Mänaden heran, ihnen
hat sich Hephaistos und der listige Hermes angeschlossen. Und als dieser nun von
 
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