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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Bulle, Heinrich: Der Leichenwagen Alexanders
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Schrader, Hans: Bekrönung einer Kolossalen Grabstele in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0083
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Schräder, Bekrönung einer kolossalen Grabstele in Athen.

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doch nur in einer Reihe von Tieren und bei einer unbehüifiichen Kriegsmaschine,
von deren Existenz wir, soviel ich sehe, aus realen historischen Schilderungen des
persischen Heeres nichts erfahren. Diese Zeugnisse aus der Kyropaidia dürfen wir
daher als phantastisch bei Seite lassen. Dann bliebe noch die Bespannung des
Zeuswagens, der vor Xerxes mit 8 weißen nisaeischen Rossen einherfährt (Herod. VII
40). Ob diese aber nebeneinander gingen, wird nicht gesagt, und eine Anordnung
von 2 Jochen zu je vieren voreinander ist das Glaublichere für einen Wagen, der
mit dem ganzen Kriegszug Schritt hält. Das ist auch deshalb wahrscheinlich, weil
nach Herodots Angabe der Lenker hinter dem Wagen herging, den kein Mensch
betreten durfte. Mit welchem Zügelsystem aber ein Mann eine Breite von 8 Pferden
(— 6 m) hätte regieren sollen, scheint mir unerfindlich, während das für 2 Joche
hintereinander wohl denkbar scheint.
Auch bei unverändert gelassenem Diodortext läßt sich also eine praktisch
durchführbare Form für die Bespannung des Alexanderwagens aufzeigen, für die es
zwar an unmittelbaren Belegen fehlt, die sich aber aus der ungewöhnlichen Aufgabe
begreift. Auch hier war eine praktische Notwendigkeit zu einer eigentümlichen
künstlerischen Wirkung erhöht worden: die sechzehn Joch Maultiere, mit Kränzen
und edelsteinbesetztem Geschirr geschmückt, mit ihren Glöckchen klingelnd, zogen
wie eine bunte bewegliche Schlange voraus vor dem goldenen, über sie emporragenden
Gehäuse, dem kostbarsten und prächtigsten Gefährt, das vielleicht jemals erbaut
worden ist, würdig und angemessen für denjenigen Helden, dessen reale Großtaten
wie bei keinem anderen umwoben sind von dem Zauber der Phantasie.
Erlangen. Heinrich Bulle.

BEKRÖNUNG EINER KOLOSSALEN GRABSTELE
IN ATHEN.
Der umstehend abgebildete Stein ist, soviel wir wissen, zuerst von A. Wilhelm
gesehen worden, obwohl er — nach glaubwürdiger Angabe der Umwohner — schon
seit 20 Jahren auf offener Straße liegt, freilich in einer wenig besuchten Gegend
der Stadt, dicht am Ilissos, etwa mittwegs zwischen der Brücke der großen Straße
zum Friedhof und der kleineren Brücke beim Hag. Panteleimon, und zwar am rechten
Ufer, rund 90 m außerhalb eines stattlichen Restes der Stadtmauer, der wohl von
einem Turme herrührt (verzeichnet auf Plan I in Judeichs Topographie von Athen).
Daß der Stein etwa an der Stelle, wo er jetzt liegt, gefunden ist, versichern die
Umwohner, und es versteht sich bei dem gewaltigen Gewicht fast von selbst.
Pentelischer Marmor. Höhe noch 1,74 m (ursprünglich rd. 1,76). Breite
(ganz erhalten) 0,935 m. Dicke 0,45 m.
Alle vortretenden Teile des Reliefs sind grob abgepickt, offenbar um den Stein
für einen Bau zu verwenden. Trotzdem läßt sich der ursprüngliche Zustand ziemlich

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