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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Schrader, Hans: Bekrönung einer Kolossalen Grabstele in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0084
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Schräder, Bekrönung- einer kolossalen Grabstele in Athen.


sicher vermuten. Offenbar handelt es sich um die Bekrönung einer gewaltigen Stele.
In der Unterfläche befindet sich, in der Axe, ein Dübelloch, etwa 0,108x0,09 m tief,
seine Mitte vom vorderen Rande des Steins etwa 0,17 m entfernt.
In Höhe von 0,35 m ist — nur an der rechten Seitenfläche erhalten, sonst
abgearbeitet — ein schlichtes Profil angebracht, 0,12 m hoch, 0,03 m ausladend. In
Höhe von 0,66 m sieht man auf der
Vorderseite einen wagerecht verlaufen-
den gezackten Rand, offenbar den
oberen Rand von vier völlig abge-
pickten Akanthosblättern, die, nach
unten umgelegt, dicht nebeneinander
aufgereiht waren. Darüber dann, deut-
lich erkennbar, obwohl auch durch
Abpicken sehr beschädigt, ein Palmet-
tenakroter. Trotz der Beschädigung
kann man beobachten, daß die Arbeit
nicht gleichmäßig durchgeführt war.
Die aufsteigenden Spiralranken und
der Grund um sie herum sind mit dem
Zahneisen nur angelegt, das am
höchsten aufstrebende Blatt der Akan-
thosstaude ist links viel weiter gebracht
als rechts. Die Blätter des Palmetten-
fächers sind, wie es scheint, gleich-
mäßig gut ausgeführt.
Ein besonderes Interesse erhält
das Denkmal durch den deutlichen
Rest einer Porträtbüste, welche sich
über den Spiralranken auf dem Grunde
des Palmettenfächers erhebt, ein wenig
überlebensgroß, leicht zur rechten
Schulter überblickend. Die Brust be-
deckt ein auf der rechten Schulter mit
einem großen runden Knopf genestelter
Mantel, unter dem nur eben der Rand des Chitons vorn und über der rechten Schulter
sichtbar wird. Ein älterer Mann, nach den vielen Runzeln des Halses und den hohlen
Wangen zu schließen; unbärtig. Das Gesicht ist leider ganz fortgemeißelt. Im
lockigen Haar liegt ein Lorbeerkranz.
Die Unfertigkeit der Arbeit und die starke Beschädigung erschweren das
Urteil über Stil und Zeit des Stückes, das meines Wissens in der Verzierung des
Akroters mit einer Porträtbüste einzig dasteht. Nur als verwandt können angeführt
werden das Akroterion im Vatikan (Attische Grabreliefs n. 1660) mit der Halbfigur
 
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