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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Washburn, Owen Redington: Eine protokorinthische Lekythos in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0127
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Washburrt:

Eine protokorinthische Lekythos in Berlin.

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mit Purpurfarbe bemalt. Die Augen sind modelliert und schwarz bemalt. Einer
der Köpfe zeigt deutlich Spuren eines Halsbandes, wie es wahrscheinlich auch der
andere Kopf trug. Daß diese Figuren einst mit Fleischfarbe bemalt waren, ist ganz
unwahrscheinlich, weil diese Farbe von allen auf der Vase angewandten die dauer-
hafteste ist und sicher Spuren hinterlassen hätte, falls sie hier vorhanden gewesen
wäre. Die Gesichtszüge sind länglich; das Kinn gut geformt; die Augen groß, weit
geöffnet, wie es in dieser Zeit üblich ist, und wagerecht gestellt; die Fippen fest
zugepreßt.
Schulter und Bauch der Vase tragen einen Schmuck von sechs Streifen, die
voneinander durch parallele Horizontallinien in der bekannten protokorinthischen
Weise getrennt sind.
Der oberste Streifen ist 7 cm breit und stellt ein Fotosblütengeschlinge dar,
welches durch die oben beschriebenen plastischen Figuren vielfach unterbrochen
wird. Die Blüten sind abwechselnd nach oben und unten gerichtet; die Farbe war
schwarz^, ohne Gravierung.
Unterhalb der Schulter befindet sich der Hauptstreifen des Gefäßes; Breite
1,6 cm. Drei Schlachtszenen sind durch zwanzig Krieger dargestellt. Die beiden
linken Gruppen zeigen Massenkampf mit geschlossenen Gliedern; von der rechten
Gruppe ist die linke Partei in die Flucht geschlagen, dabei ist einer im Rücken
getroffen worden und stürzt hin (Nr. 16, von links her gezählt). Dazu gehört wohl
auch Nr. 19, der eben den Todesstoß mit der Tanze erhält; er ist bei der Flucht
hingestürzt. Die jeweilige rechte Partei scheint keine Bärte gehabt zu haben, die
bei der linken Partei stets vorhanden zu denken sind. Die nackten Fleischteile der
Krieger sind hellbraun bemalt; ihre Helme waren wenigstens zum Teil mit Purpur-
büschen versehen; sonst ist die Farbe fast vollständig verschwunden, und die Einzel-
heiten müssen aus der Gravierung wieder hergestellt werden. So oft der Chiton
zum Vorschein kommt, wird er um das Gesäß herum tief ausgeschnitten, während
ein Streifen zwischen den Beinen durchgezogen wird. Eine Ausnahme ist der des
16. Kriegers, welcher länger ist als der der anderen; unten ist er wagerecht
abgeschnitten. Die Krieger tragen Helm, Rundschild, Beinschienen und in der
gehobenen Rechten die Tanze. Nur bei dem am weitesten links stehenden Krieger
der ersten und der dritten Gruppe sieht man den Panzer ganz; sonst ist er ganz
oder fast ganz unsichtbar. Die Schildzeichen sind: 1. fliegender Adler, 2. Stierkopf,
ß. und 4. nicht mehr zu erkennen, $. Greifenkopf mit Knopf und weitgeöffnetem
Schnabel, 6. fliegender Vogel, 7. fliegender Adler, 8. Stierkopf, 9. Schwan, 10. ver-
schwunden, 11. und 12. fliegende Vögel, der erste wohl ein Adler, iß. Föwenkopf,
14. Stierkopf, iß. fliegender Vogel, 16. Hase, 17. fliegender Adler, 18. fast ganz ver-
schwunden, der Schild selbst nur noch im Umriß und an einem kleinen Rest des
Schildzeichens zu erkennen, 19. fliegender Vogel, 20. Stierkopf.

9 Es ist keine Spur einer roten Mittellinie vorhanden, wie auf der Macmillan-Lekythos (J. H. St. XI
1890 Taf. I 4).
 
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