Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
io6

E. Maaß, Pannychis.

Ein himmlisches Rosenlicht
Umschwamm des Kindes Löckchen und Stirne.
Seliger Knabe du,
Hauchten segnend die Geisterstimmen,
Seliger Knabe du,
Einst wer dein Lied vernimmt,
Dem werd' es wohl, der werde froh,
Leicht, leichter rinne sein Blut!
So Fr. Vischers Hymnus auf Goethe im Faust. Dritter Teil S. 210.
Musaios ließ den Zeusknaben von Amaltheia und Themis erziehen^: ein
Bild wie die Findung des Telephos; nur daß der böse Vater notwendig fehlt und
das nährende Tier die Ziege der Nymphe Amaltheia ist. Das Füllhorn charakteri-
siert sie vollends als Erdwesen, und so entspricht ihr die Arkadia unseres Bildes,
und die Anlage und die beteiligten Wesen sind nun wirklich gleich. Die Natur-
geister sorgen für die hilflos ausgesetzten Kinder, auch wenn es sterbliche Kinder
sind; »wie ist Natur so hold und gut«! Goethe entzückte diese Naturinnigkeit noch
bei Kongos, dessen idyllisches Paar in manchen Zügen eine ähnliche Geschichte
hat; »es ist darin der hellste Tag, und man glaubt darin lauter herculanensische
Bilder zu sehen« (zu Eckermann II S. 21 $D.).
III.
Uber die letzte Heimat der beiden kampanischen Bilder läßt sich nichts
wissen. Ist es auch wahrscheinlich genug, dßß der Sohn des Lysippos, Euthykrates,
das Original des erstbehandelten Fresko geschaffen hat: für wen und für welchen
Ort, wissen wir nicht mehr. Das zweite Bild mag auf ein pergamenisches Original
zurückgehen; die ihm zugrunde liegende Poesie weist nach meinem Empfinden auf
Pergamon V Ich stelle sie mir vor wiePindars schon erwähntes Gedicht NemeenI,
jene in das Siegeslied auf Chromios eingelegte Prophetie über Herakles, bei der
Schlangenwürgung des Säuglings vor den Eltern und den Thebanern gesprochen
von Teiresias, aber gehalten in Andeutungen, ohne auszuführen; es ist ein
Erinnern an Allbekanntes. Die anhörenden Ätnäer kannten wie alle Dorier die
Einzelheiten aus dem Leben und den Leiden des dorischen Nationalheros. Die
Sage vom Gründer aber ist immer die Geschichte der Gründung: wie alle
Sage Personifikation ist, so verwandelt sich der Sage die Gründung mit Not-
wendigkeit in den Gründer. Und noch eins muß hier scharf aufgefaßt werden.
Auf dem Gemälde findet Herakles, nicht Hirten, den Telephos. Das schilderte zwar
auch ein attisches Drama (gegen Aischylos' und Sophokles' Myser), nämlich Euri-
pides Auge, ebenso aber auch die in Pergamon gepflegte Legende, wie wir sie
auf dem pergamenischen Friese dargestellt sehen. Es versteht sich wirklich von

Hygin II iß p. 48,21 Musaeus autem dicit Iovem autem liabuisse capram quandam ut in deliciis,
nutritum a Themide et Amalthea nympha, quibus quae Iovem dicitur aluisse.
eummaterOpstradidisseexistimatur;Amaltheam *9) Vgl. Helbig, Untersuch. S. 15.
 
Annotationen