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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Schulz, Bruno: Bogenfries und Giebelreihe in der römischen Baukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0232
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B. Schulz, Bogenfries und Giebelreihe in der römischen Baukunst.

Die beiden letztgenannten Motive haben besonders mannigfaltige und reiz-
volle Durchbildungen erfahren (vgl. Archäol. Jahrb. XVI 1901, i^.2ff.); ja die Wand-
dekoration der Spätzeit bewegt sich vornehmlich in der Abwandlung dieser beiden
Motive. Bald für sich allein, bald mit einem der erstgenannten Motive kombiniert,
scheinen sie in der Fülle wechselnder Formen alle Möglichkeiten der Durchbildung
zu erschöpfen k
Die rechteckige Wandnische ist meist mit einer Ädicula kombiniert, die
halbkreisförmige oben fast immer mit einer Flalbkuppel abgeschlossen, in der als
charakteristischer Schmuck die Muschel, auf- oder abwärts gerichtet, wiederkehrt,
wonach die ganze Form der Halbkreisnische Concha genannt zu werden pflegt. Sie


Abb. 1. Schema einer Ädiculenreihe, in zwei Variationen.

ist meist von Pilastern oder Säulen flankiert, die entweder nur eine Archivolte als
vordere Umrahmung der Halbkuppel tragen oder ein vollständiges Gebälk, das dann
entweder vorn vor der Wandfläche die Stirnseite der Halbkuppel umrahmt oder
ganz oder teilweise horizontal durch die Conche hindurchgeführt ist.
Die Ädicula erscheint mit Dreieck- oder Flachbogengiebel, der über den
Säulen bald verkröpft ist, bald nicht. Der Kropf geht im letzteren Falle entweder
durch beide Gebälke — Horizontalgebälk und Giebelgeison — hindurch oder nur
durch das Horizontalgebälk, während das Geison des Giebels über dem zurück-
gekröpften Teil des Horizontalgebälks auf einem Flachbogen oder auf einer Aus-
kragung des Tympanons aufruht.
Das alles sei hier nur der vollständigen Übersicht wegen angeführt, um
nun auf die weiteren Ausbildungen hinzuweisen, die beide Motive — Conche und
Ädicula -— dadurch erfahren haben, daß sie in Reihen zu mehreren nebeneinander

9 Die seit der italienischen Hochrenaissance so
beliebte Kombination des Fensters mit der
Ädicula scheint aber nur sehr selten angewandt
worden zu sein. Mir ist nur ein Beispiel dafür
bekannt, an der Rückwand einer kapellenartigen

Exedra, die sich im Untergeschoß der großen
Tempelanlage von Baalbek an der Südseite nach
außen öffnet (s. Jahrb. XVI 1901, i$i Abb. 8).
Das wie eine kleine Tür ausgebildete Fenster,
das dazu diente, den dahintergelegenen Keller-
 
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