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3 2 Schulz, Die Porta aurea in Spalato.

nicht zum wenigsten dies Prinzip, das die allmählich sich einbürgernde Bezeichnung
„Antik-römischer Barock“ für diese Spätzeit der Kunst des Altertums so berechtigt
erscheinen läßt. Ja es scheint, daß dieser antike Barock in dem Streben nach Kon-
trastwirkung noch weiter gegangen ist und noch mehr als andere Zeiten es auch
auf den Gegensatz ausgedehnt hat zwischen sorgfältig- fertig ausgearbeiteten und
unfertig in Bosse stehen gelassenen Teilen, wie er etwa bei einem Florentiner Palast
der Früh-Renaissance zwischen den rauhen Bossenquadern und dem fein und zier-
lich ausgearbeiteten Ornament auftritt. Wenigstens scheint bei den syrischen Bauten
des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. der überall vorhandene unfertige Zustand ein-
zelner Bauteile dieser künstlerischen Absicht zu entsprechen. „Man muß fast glauben“,
sagt Puchstein darüber5), „daß diese Zeit das Unfertige und Skizzenhafte liebte und
mit der rohen Fläche gegen andere reich ornamentierte und mit großem Fleiß stark
plastisch gearbeitete Partien zu kontrastieren suchte“. Was wir hier in der Spät-
zeit. als Gegensatzwirkung virtuos ausgebildet sehen, ist offenbar ein allgemeines
Prinzip aller Architektur, da ja jede Erscheinung in Form und Farbe überhaupt
nur durch den Gegensatz zu dem, was sie umgibt, erst erkennbar und in ihrer Wirkung
bestimmt wird.
Hannover. Bruno Schulz.

5) Jahrbuch des Instituts XVII 1902, 141.
 
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