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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 24.1909

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Filov, Bogdan D.: Erosstatue aus Nicopolis ad Istrum
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https://doi.org/10.11588/diglit.44284#0071
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B. Filow, Erosstatue aus Nicopolis ad Istrum.

61

Körper ruht auf dem rechten Bein, neben dem sich ein Baumstamm als Stütze mit
daran hängendem Köcher befindet. Das linke Bein ist in Schrittstellung zurück-
gesetzt. Der rechte Arm, der den Bogen hielt 3), ist nach unten gesenkt und etwas
vorgestreckt; der linke ist ebenfalls gesenkt und in rechtem Winkel gebogen. Der
Kopf ist nach Angabe Seures trotz eifrigen Suchens nicht aufgefunden worden. Es
fehlen weiter noch der größere Teil des linken Flügels und beide Hände, sonst ist
aber der Erhaltungszustand der Statue durchaus befriedigend. Der Körper, mit
Ausnahme der Rückseite, ist glänzend poliert, dagegen sind der Baumstamm mit
dem Köcher, der erhaltene Flügel und die Basis rauh gelassen und haben eine schmutzig-
graue Farbe angenommen. Die Höhe der Statue beträgt ohne Basis 1,21 m, mit
Basis 1,32 m 4). Das Material ist weißer feinkörniger Marmor, der in Struktur und
Glanz große Ähnlichkeit mit dem pentelischen hat. Ob er einheimischer oder aus-
ländischer Provenienz ist, läßt sich ohne genauere Untersuchung der in Nordbulgarien
Vorkommenden Marmorarten nicht entscheiden.
Auf der Außenseite des linken Oberschenkels befindet sich der Ansatz einer
starken Querstütze, die darauf hinweist, daß an dieser Seite der Statue ursprünglich
noch etwas vorhanden war. Diese Stütze ist nicht einfach gebrochen, sondern, wie
die noch deutlich erkennbaren Meißelhiebe zeigen, absichtlich abgemeißelt und
etwas geglättet. Anfangs habe ich, bevor mir die Statue im Original bekannt war,
gedacht, daß der Eros mit der Linken sich auf den in den Boden gestemmten Bogen
aufstützte, wie das auch sonst vorkommt 5), und daß die fragliche Stütze zur Ver-
bindung des Bogens mit dem Körper diente. Diese Annahme mußte aufgegeben
werden, sobald sich herausstellte, daß der Bogen, von dem die Hälfte auf dem Baum-
stamm hinter dem Köcher noch erhalten ist, von der Rechten gehalten wurde. Es
bleibt nichts anderes übrig, als anzunehmen, daß der Eros mit dem linken Arm sich
auf eine Stütze auflehnte 3 4 5 6). Diese Annahme wird auch durch andere Gründe be-

3) Die Hälfte des Bogens, in der Richtung der Hand,
ist noch an dem Baumstamm hinter dem Köcher
erhalten.
4) Die von Dobrusky und Seure angegebenen
höheren Zahlen haben sich als unrichtig er-
wiesen. — Die Höhe bis zum Nabel beträgt
0,85 m, vom Nabel bis zum Halsansatz 0,32 m,
Entfernung der Brustwarzen 0,205 m-
5) So auf dem bekannten pompeianischen Stuck-
relief in den Forumsthermen: Mus. Borbon II
Taf. LIII; Niccolini, Pompei, Terme presso l’arco
della Fortuna Taf. III; vgl. Furtwängler, Meister-
werke 542,9. — Daß der Bogen als Stütze auch
statuarisch verwendet wurde, beweist z. B. eine
schöne Apollostatue im Louvre mit falsch auf-
gesetztem Venuskopf (Froehner, Notice 77;
Villefosse, Catalogue sommaire 614; Reinach,
Repert. I 136, 2). Der Gott, der rechtes Spiel-
und linkes Standbein hat, stützt seinen linken

Arm auf einen Baumstamm. Auf der Basis vor
dem Baumstamm ist ein Stück des Bogens er-
halten, dessen Richtung deutlich zeigt, daß der
Bogen frei nach oben ging und von Apollo mit
der 1. Hand (die jetzige Hand mit dem Hand-
gelenk ist modern) gehalten wurde.
6) Dobrusky (a. a. 0. 743 Nr.5 und Taf. 13) und Seure
(a. a. 0. 273, 5) beschreiben ganz übereinstimmend
eine Münze des Caracalla Caesar aus Nicopolis,
die den Eros in einer der Statue genau ent-
sprechenden Stellung zeigen soll. Der linke Arm
soll sich auf einen Baumstamm stützen. Diese
Beschreibung ist unrichtig (Dobrusky hat nach
einem Exemplar der Münze im Museum zu Sofia
geurteilt, während Seure das falsche Zitat Pick
Nr. 339 angibt. Gemeint ist Nr. 1489). Auf
Grund einiger Mitteilungen und Gipsabdrücke,
die ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. Regling
verdanke, läßt sich folgendes feststellen. Es
 
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