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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 27.1912

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Frickenhaus, August: Der Schiffskarren des Dionysos in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44287#0073
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A. Frickenhaus, Der Schiffskarren des Dionysos in Athen.

Nr. II A und B. Als die Vase für Judica gezeichnet wurde, war sie noch intakt.
Sie ist jetzt zerbrochen und stark geflickt, zum Teil in Gips ergänzt und übermalt;
den gegenwärtigen Zustand zeigt die Photographie beider Seiten bei Farnell, The
Cults of the Greek States V Taf. 42. Unter diesen Umständen sind neben der letzten
Beschreibung von Walters noch folgende ältere Autoren heranzuziehen, von denen
jeder Einzelheiten erwähnt, die in dem neuen Kataloge fehlen: Judica, a. a. 0. S. 137;
de Witte, Description des antiquites. ... de feu Μ. le chev. Durand (1836) Nr. 197;
Birch-Newton, Catalogue Nr. 687. Außerdem hat Walter Müller zusammen mit
J. Marshall 1908 den jetzigen Zustand genau für mich untersucht. —Die Darstellung
wird durch zwei unter den Henkeln gemalte Vögel x) in zwei Bilder zerlegt. Das
eine (Beilage Nr. II B) stimmt so genau zu dem Athener Fragment (Nr. I), daß
beide zweifellos von derselben Hand stammen. Da nun bei der Londoner Vase die
aufgesetzten Farben fast vollständig verschwunden sind, so belehrt uns das Fragment
über ihr einstiges Aussehen: offenbar trug auch bei ihr Dionysos einst eine rotge-
malte Blume in der Rechten (deren Haltung erst dann verständlich wird), das Schiff
vorn ein großes Auge usw. Für das andere Bild ist aber das Londoner Exemplar
unser einziger Zeuge: hier führen zwei mit dem Schurz bekleidete Priester (sacri-
ficateurs, wie schon de Witte erkannte) am Strick einen Opferstier 2), dahinter folgen
ein Flötenbläser und drei Männer 3); der erste von ihnen und der vordere Priester
tragen je einen Zweig in der Hand, andere Zweige hat der Maler in den freien Raum
oben gesetzt, ohne sie bis zu einer bestimmten Hand herabzuführen.
Ob die beiden Seiten der Londoner Vase zueinander gehören, wäre von ihr
allein aus nicht sicher zu entscheiden. Doch ein weiterer Skyphos gewährt völlige
Sicherheit:
III. Bologna, Museo Civico; gefunden in einem Grabe bei Bologna. Be-
schrieben von Brizio, Museo Italiano II 30 Nr. 7; abgebildet nur der Schiffskarren
ebenda Taf. I 4. Auf dieser Zeichnung und der recht fehlerhaften Beschreibung 4)
beruhen alle späteren Besprechungen. Die erste vollständige Publikation nach einer

Taf. 90 Nr. 2321 (zum Artikel »Wagen«); Harri-
son-Verrall, Mythology and Monuments of an-
cient Athens S. 253.
’) Da weißaufgesetzte Vögel an dieser Stelle von
spät-sf. Skyphoi auch sonst vorkommen (vgl.
z. B. Athen Suppl. Nicole Nr. 928 Taf. 12), so
haben sie mit der Darstellung, wie Panofkr und
ihm folgend Inghirami und Wieseler glaubten,
nichts zu tun. Sie waren auch bei der Londoner
Vase mit aufgesetzter Farbe wiedergegeben, wie
die Umrißzeichnung bei Judica (vgl. Abb. II A
und B) und eine Angabe de Wittes (peintes en
brun) lehren, sind aber jetzt fast ganz zerstört.
2) From the head of the bull hangs the sacrificial
stemma or garland (Birch-Newton). Herr Pro-
fessor Walters, der mir über mehrere Einzel-
heiten in liebenswürdigster Weise Auskunft er-

teilte, bestätigte das Vorhandensein eines weiß
aufgesetzten Stemma, das in der Abbildung fehlt.
3) Dem ersten von ihnen ist in der Zeichnung irr-
tümlich eine φορβεΰζ gegeben, die aber in keiner
der Beschreibungen erwähnt wird und auch nach
Professor Walters’ ausdrücklicher Mitteilung nicht
vorhanden ist. Für den folgenden, sich um-
blickenden Mann bezeugt die Zeichnung und Be-
schreibung Judicas weißen Bart und weißes Haar.
Herr Professor Walters versichert aber keine
Spuren von Weiß mehr zu sehen; das Haupthaar
könne zwar weiß gewesen sein, aber der Bart
sei sicher rot. Also unterschied sich dieser Mann
nicht von seinen Nachbarn.
4) Die Zeichnung ist wiederholt von Dümmler,
Rhein. Museum XXXXHI 1888, 355 = Kleine
Schriften III 26; Usener, Sintflutsagen S. 118;
 
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