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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 29.1914

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Weigand, Edmund: Baalbeek und Rom, die römische Reichskunst in ihrer Entwickelung und Differenzierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.44616#0047
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BAALBEK UND ROM, DIE RÖMISCHE REICHSKUNST
IN IHRER ENTWICKELUNG UND DIFFERENZIERUNG.
Mit Tafel i—5 und Beilage 1 — 5.
Römische Kunst und römische Reichskunst sind zu einem viel umstrittenen
Begriff geworden. Die einen wollen gar nichts Römisches anerkennen, selbst die
Bezeichnung soll aus der Kunstgeschichte verschwinden (Strzygowski und An-
hang); andere lassen Rom darum gelten, weil sie in ihm nur den spätesten Vertreter
der hellenistischen Großstadtkunst sehen ohne Eigenart und römischen Eigenwert:
die römische Kunst sei »Hellenismus in Rom, getragen von Griechen und griechisch
Geschulten« (Sybel). Besonderen Nachdruck auf die kunstgeschichtliche Be-
deutung der römischen Kaiserzeit legt Riegl; Träger der Kunst sind auch ihm die
Griechen. Nur Wickhoff wagt es, eine selbständige Mission des römisch-lateinischen
Elements anzunehmen, und glaubt sogar den Zeitpunkt bestimmen zu können, in
dem der Römer den Griechen ablöste in der künstlerischen Weltherrschaft der
antiken Oikumene T). An der Schaffung solcher Theorien haben allgemeine Er-
wägungen einen großen Anteil, in jedem Falle ist das Architekturornament nicht
gebührend und niemals in dem notwendigen breitesten Ausmaße herangezogen
worden, um auf Grund sicher bestimmbarer Tatsachen zu einem ebenso sicher
begründeten Urteil zu gelangen. Bei Riegl und Wickhoff spielen stilistische
Wertungen und ästhetische Formeln, das subjektivste Element in aller kunstge-
schichtlichen Forschung, eine überwiegende Rolle und verdichten sich zu kunst-
philosophischen Systemen; aber das primäre Untersuchungsmaterial ist viel zu spär-
lich, viel zu wenig in sich klar in seine jeweilige Entwickelungsreihe eingestellt, viel
zu wenig tragfähig für so weitreichende Schlüsse. So anregend das alles ist, so
unsicher ist es in seinen Grundlagen, so leichteres Spiel für die Gegner, so gefähr-
licher für formelgierige Schüler. Andere vergessen in ihren Erwägungen allzusehr,
daß Rom denn doch eine ganz andere Stellung zum griechischen Osten einnimmt als
je Antiochia oder Alexandria gegenüber Kleinasien und Hellas und als alle diese
untereinander im späteren Hellenismus: dort ist wirkliche Kulturgemeinschaft, die
auf dem stärksten Fundament, der Sprachgemeinschaft, ruht. Rom ist nie so weit
griechisch geworden, daß es seine Sprache aufgegeben hätte, es hat vielmehr im Westen
die griechische Sprache aus ältestem Besitz ohne Anwendung von Gewalt ganz natur-
*) Sybel, Christi. Antike II, Marburg 1909, referiert Orient über die hauptsächlichsten Forschungen
im einleitenden Kapitel: Hellas, Rom und der und Hypothesen und trägt seine eigenen An-
schauungen vor (17 ff.).

Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIX.

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