Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

DOI Artikel:
Drexel, Friedrich: Über den Silberkessel von Gundestrup
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0045
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fr. Drexel, Über den Silberkessel von Gundestrup.

33

mag denn das hier Abb. 14 wiedergegebene Denkmal als Ausnahme die Richtigkeit
der Regel bestätigen. Es ist ein Medaillon aus Bronzeblech mit getriebenen Tier-
figuren vom Südufer des Genfer Sees, jetzt im Museum zu Saint-Germain aufbewahrt1').
Der Durchmesser, 24 cm, ist ziemlich genau der des Medaillons von Roermond.
Dargestellt ist in der Mitte ein Löwe, der einen Stier in den Nacken beißt, darunter
ein einsamer Eber, oben Tigerin und Esel im Ansprung aufeinander. Niemand wird


Abb. 14. Bronzerelief aus Lyaud bei Thonon (Haute-Savoie).

hier den provinzialrömischen Stil verkennen, niemand auch, daß der Künstler Tiere
der Arena hat wiedergeben wollen, wofür der Leibgurt des Stieres ohne weiteres
beweisend ist. Andererseits wird man sich sofort an die pontischcn Silbermedaillons
erinnert fühlen. Der Künstler hat das Dekorationsschema und wohl auch einzelne
Tiere, wie mindestens Stier, Löwen und Eber — man erinnere sich auch der Beliebtheit
des Pantherweibchens in der altionischen Kunst, das hier zur Tigerin geworden
ist — von einem solchen Medaillon übernommen, wobei die Beibehaltung der alten
antithetischen Gruppierung zu dem grotesken Bild führte, daß Tigerin und Esel
mit gleicher Tapferkeit auf einander losspringen. Bis auf gewisse Kleinigkeiten des
Stils ist sonst aber alles Archaische verschwunden.
In den gleichen Zusammenhang gehören zwei vielbesprochene Denkmäler,
nämlich die beiden Hildesheimer Humpen. Als provinziale Arbeiten gelten sie ja
seit langem. Studniczka (s. S. 32) hat für die Form auf Spätlatenegefäße aus Ober-

J) Reinach, Bronzes figures nr. 254. Ich verdanke dem Verfasser die hier wiedergegebene Photographie.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXX. 3
 
Annotationen