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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

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Noack, Ferdinand: Amazonenstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0158
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F. Noack, Amazonenstudien.

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Die Bezeichnung des Vorsprunges als Pilaster könnte zu einer falschen Vor-
stellung führen. Dieser Vorsprung (Abb. I die Oberansicht des Steines nach dem Ab-
guß) tritt zwar gleichmäßig 0,12 m vor die Relieffläche vor, hat aber nach links eine
nur derb zugehauene Begrenzung, die nicht einmal senkrecht verläuft (Vorsprung-
breite oben 0,35, unten ca. 0,32 cm). Auch die ebene Vorderseite zeigt nur rechts
einen 0,065 bis 0,07 m breiten, vollständig geglätteten Streifen (a), der, weil un-
mittelbar daneben auf der Oberseite die Bettung einer flachen U-Klammer (b) zu
erkennen ist, wohl nur als Anschlußfläche eines zweiten Blockes verstanden werden
kann, dessen Fassade rechtwinklig zur Relieffläche unseres Steines zu denken ist.
Da die Amazone selbst bis an die rechte Kante herangerückt ist, so daß zwischen
ihr und dem Vorsprung eine verhältnismäßig breite Fläche leer bleibt, wird man
rechts von ihr doch wenigstens den gleichen Abstand auf einem anschließenden Steine
anzunehmen haben. Man gewinnt so das Bild einer nischenartigen Anlage, deren


Abb. 1. Relief von Ephesos. Oberansicht.

Wandflächen oder Felder natürlich mit gleichen oder ähnlichen Relieffiguren ge-
schmückt waren. Daß diese gleichfalls Amazonen darstellten, liegt nahe — wir sind
ja in Ephesos, dessen Artemisheiligtum den fliehenden Amazonen als Asyl gedient
haben, ja von ihnen gegründet sein sollte —, und da das erhaltene Relief den einen
der bekannten statuarischen Amazonentypen zeigt, so wird man nicht irre gehen,
wenn man sich daneben die Wiederholungen der anderen im Artemision vereinigten
Statuen vorstellt. Wird man doch in dem glücklichen Funde die endgültige Be-
stätigung für den Kern der plinianischen Überlieferung sehen müssen, daß diese
Statuen tatsächlich in dem Artemision zu Ephesos vorhanden gewesen sind (Michaelis,
Jahrbuch I, 47). Dagegen wird auch das geistreichste Drehen und Wenden nicht an-
kommen können *).

*) So sollte z. B. nur eine Amazonenstatue in Ephe-
sos gestanden haben können, die eben darum als
die siegreiche erschienen sei, denn die anderen
wären, weil unterlegen, der Ehre der Aufstellung
im Artemision nie gewürdigt worden (Klein, G. d.
gr. K. II, 63, u. schon Schöll, Philol. 1863,
426). Und da die ephesische Statue (d. h.

in diesem Falle die kapitolinische Amazone)
eben zufällig die polykletische gewesen, so habe
der Schluß auf Polyklet als den Sieger in einer
Künstlerkonkurrenz auf der Hand gelegen! —
Aber auch, wer so argumentiert, kann einem
Schlüsse nicht entgehen: wenn der ephesische
Reliefkünstler schon zu einem auswärtigen Ama-
 
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