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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

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Noack, Ferdinand: Amazonenstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0159
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F. Noack, Amazonenstudien.

133

Für die Meisterfrage und die von Plinius an die Originale angeknüpfte Künstler-
geschickte kann aber das Relief gar nichts besagen, und doch, was hätte auch nur
eine Relieffigur mehr uns zur Lösung des Amazonenproblems nützen können! Gleich-
viel, auch dieses eine Bild, das wir als letzten Rest eines inhaltreichen Ganzen der
αγαθή Τύχη zu danken haben, wird, wenn wir es genau prüfen, zu dieser Lösung ein
wenig beizutragen berufen sein.
Nach Schraders freundlicher Mitteilung gehen die erwähnten Architekturstücke
»in der Gliederung des Gebälkes wie in den Einzelformen völlig zusammen mit dem
Athenatempel von Priene«. Wenn sie zu einem Aufbau führen, wo »wie am dortigen
Athena-Altar, auf Balustraden zwischen ionischen Halbsäulen einzelne Figuren in
Hochrelief« gestanden haben, so kann ich im Hinblick auf die obenerwähnten Indizien
allerdings die Einfügung unseres Amazonensteines in eine solche, ringsum laufende
Architektur einstweilen noch nicht verstehen. Hoffentlich wird die sachkundige Her-
stellung, die wir von W. Wilbergs erprobter Hand zu erwarten haben, bald die er-
wünschte Entscheidung bringen.
Der Stil des Reliefs weist, nach Schrader, »auf die hohe Kunst des 4. Jahr-
hunderts; der ungemein eindrucksvolle Kopf der Amazone, mit den tief eingesenkten
Augenhöhlen, dem schmerzlich bewegten Munde, bei einfacher und flüchtiger Be-
handlung von Stirn und Wangen, ist aufs nächste verwandt mit dem Kopf des
»Thanatos« auf dem ephesischen Säulenrelief. Nach diesen Indizien möchte man den
Bau der Zeit um 340 zuweisen, und es ist schwer, die Vermutung zu unterdrücken,
die ich vor Jahren Benndorf ausgesprochen habe, daß diese Reste dem von ihm mit
Schmerzen gesuchten Altar der Artemis in deren ephesischem Heiligtum angehören,
das nach der Überlieferung voll war von den Werken des Praxiteles (Strab. 641).
Entgegensteht der Fundort aller Stücke des Gebäudes innerhalb des erst von König
Lysimachos begründeten Neu-Ephesos. Diese mir von R. Heberdey und W. Wil-
berg betonte Schwierigkeit vermag ich einstweilen nicht zu überwinden. Stammt
der Bau tatsächlich erst aus der Zeit der Neugründung der Stadt, so müßte man ein
zähes Festhalten an den um die Mitte des 4. Jahrhunderts ausgebildeten Formen bis
in den Beginn des 3. hinein annehmen — wogegen schwerlich viel einzuwenden wäre« *).
Auch wenn diese Auffassung zu Recht bestehen bleiben sollte, so ändert
das nichts an dem ungewöhnlichen Werte dieses Überrestes als der ältesten, un-
mittelbar nach der Originalstatue geschaffenen Nachbildung. Nach Schraders
zweifellos richtiger Beobachtung kommt der Typus des Kopfes dabei nicht

zonentyp griff, so kann er den Typus, den ihm
als den berühmtesten das heimische Heiligtum
bot, an seinem Reliefwerk nicht übergangen
haben; er hätte also nur deshalb auch den Ber-
liner Typus darstellen können, weil er eben eine
Mehrzahl von Amazonen zu bilden hatte. Da
sollte es doch näher liegen, daß er in Ephesos
selbst diese Mehrzahl vor sich hatte.
Jedenfalls wird man über Schraders ersten Ansatz
den Späteren gesehen

noch höher hinauf nicht gehen können. Auch die
Klammerform spräche dagegen. Daraus folgt für
die Geschichte des Originals, daß sein Standort,
da es den Herostratischen Brand glücklich über-
standen haben muß, wenigstens damals wohl
noch nicht in templo Dianae (Plin. 34, 53)> son"
dern eben nur im Temenos außerhalb des Tempels
gewesen sein wird. Erst im Neubau des Paionios
kann es zusammen mit den anderen Statuen von
worden sein.
io*
 
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