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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 40.1925(1926)

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Delbrück, Richard: Zwei Porträts
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https://doi.org/10.11588/diglit.44818#0018
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ZWEI PORTRÄTS
Mit Tafel 2—5
Die kleinen antiken Skulpturen aus Halbedelsteinen und Quarz wurden früher
an den Fürstenhöfen geschätzt und verständnisvoll gesammelt. Die neuere Archäo-
logie hat sie wenig beachtet. Furtwängler streift sie in seinem Gemmenwerk nur
nebenbei, sehr natürlicherweise, wenn man die ungeheure Menge des von ihm ge-
sichteten Materials bedenkt. Später sind sie m. W. bloß gelegentlich erwähnt
worden T).
Bin ich auch nicht in der Lage, dies fast vergessene Material zu sammeln,
so möchte ich doch im folgenden ein paar Stücke neu veröffentlichen, die durch ihre
Qualität auffallen und gute Abbildungen verdienen. Ein drittes hoffe ich bald
folgen zu lassen.
Bei der Beschaffung der Photographien fand ich bereitwilliges Entgegenkommen
der zuständigen Museumsverwaltungen in Florenz und Paris und wurde von dem
Florentiner kunsthistorischen Institut auf das liebenswürdigste unterstützt.

1. ALEXANDER AUS BERGKRISTALL. — Florenz, Museo archeologico, Münz-
kabinett * 2). Tafel 2 u. 3, Abbildung I—3.
Erhalten sind Kopf und Hals einer Büste oder eher Statuette aus sehr schönem
Stein, etwa % lebensgroß, so daß die ganze Figur ungefähr 0,35 m messen würde;
solche Kristalle kommen manchmal vor. Fortgebrochen sind die untere Hälfte der
Nase, die Oberlippe, ein Stück Stirnhaar. An der linken Seite des Schädels ist ein
ziemlich tiefes Bohrloch, durch das wohl ein Einschluß oder sonstiger Fehler im Stein
beseitigt wurde. Der untere Bruch verschont den Ansatz der linken Schulter.
Der Hals ist stark nach links herübergelegt und leicht rechtshin gedreht. Der
linke Arm war erhoben, vermutlich auf eine Lanze gestützt. Die Haltung muß
ungefähr der bekannten Bronzestatuette Alexanders im Louvre entsprochen haben,
nur die Bewegung noch momentaner gewesen sein 3). Vgl. Abb. 4.
Das Gesicht ist tief gefurcht, gealtert, verwüstet; die Augen sind eingesunken,
aber aufgerissen; der Mund erscheint heftig atmend geöffnet, man sieht die obere
Zahnreihe. Das Flaar hängt ziemlich lang, wirr und feucht; über der Stirn steigt

’) Furtwängler, Die antiken Gemmen I 334 ff. —
Watzinger, A. Μ. 26, 1901, 326 ff. ■—- Dennison,
University of Michigan studies, humanistic
series vol. XII 165 f.
2) Inv. 72 717. — Aus Siena, Privatbesitz. —
Milani, Notizie 1884, 234 T. 1, 2. — Photo

Brogi, Negative beim kunsthistorischen In-
stitut, Florenz. —■ Lichtbild Seemann Nr.
82 981.
3) Winter, Anzeiger 1895, 162 f. — Bernoulli, Die
erhaltenen Bildnisse Alexanders des Großen 102
Abb. 31. — Hier Abbildung 4.
 
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