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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 40.1925(1926)

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Deubner, Ludwig: Hochzeit und Opferkorb
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https://doi.org/10.11588/diglit.44818#0230
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HOCHZEIT UND OPFERKORB

Das nebenstehend abgebildctc Weihrelief der Artemis Eupraxia (Abb. i) stammt
aus Tyndaris an der Nordküste Siziliens und führt in der Ny-Carlsberg-Glyptothek die
Nr. 232. Es wurde schon im Jahre 1849 von Brunn in den Annali 21, 264 ff. Taf. H
veröffentlicht und besprochen. Auf seinen Ausführungen fußen die erklärenden
Bemerkungen, die Arndt, Glyptotheque Ny-Carlsberg S. 131 gegeben hat; das Relief
ist ebenda auf Taf. 87 abgebildct. Über den Erhaltungszustand hat Arndt das
Wesentlichste gesagt. Ich trage nach, daß auch ein Teil des Halses der Artemis
und ihre linke Hand ergänzt ist. Das Ganze ist aus drei Stücken zusammengesetzt;
vom Profil der Bodenleiste ist ein größeres Stück weggebrochen. Die je zwei Dübel-
löcher, die sich an der linken und rechten Kante des Reliefs befinden J, weisen
wohl darauf hin, daß es bestimmt war, in einen Rahmen eingelassen zu werden 2);
das Loch unterhalb der am oberen Rande eingehauenen Inschrift Πρώτος και Μενί-πη
Άρτέμιδι Εύπραςία diente zum Aufhängen an einer Wand des Heiligtums der
Göttin. Nach Stil und Buchstabenformen 3) gehört das Relief, wie schon Arndt
ausgesprochen hat, in die Zeit des späteren Hellenismus, also ins zweite oder erste
Jahrhundert v. Chr. Der dargestellte Vorgang ist in der Hauptsache klar: Protos
scheint in das von Artemis mit der Fackel entzündete Altarfeuer etwas zu opfern,
wahrscheinlich Räucherwerk.
Artemiskult ist für mehrere Orte Siziliens und gerade für Tyndaris bezeugt,
vgl. Nilsson, Griech. Feste 205 f.: sie führte dort den Beinamen Phakelitis. Eine
Artemis Eupraxia erscheint nur auf unserem Relief, auch mit anderen Göttinnen
ist dieser Beiname nicht verbunden 4). Was er besagt, ist klar. Er bezieht sich,
genau genommen, nicht, wie Arndt meint, auf Glück und Wohlseins), sondern auf
eine erfolgreich durchgeführte Handlung. Das Wort findet sich schon in Aesch.
Septem, wo Eteokles die Frauen ermahnt (224 f.): πει&αρχία γάρ έστι τής εύπραξίας
μήτηρ, »Gehorsam gegen die Vorgesetzten ist die Bedingung des Erfolges«, und
bei Pindar, 01. 8, 13 f. πολλά! δ’ όδο'ι συν Βεοΐς εύπραγιας, »viele Wege des Erfolges
gibt es, wenn die Götter helfen«. Auf welchem Gebiet wurde von Artemis Eupraxia
ein erfolgreiches Wirken erwartet?
Die richtige Antwort hat Brunn mit Wahrscheinlichkeit schon gegeben: die
Göttin sorgte für glückliche Eheschließung. Ihr war auch die Verheiratung der
Tochter zu danken, die auf dem Relief hinter den Figuren des Elternpaares Protos

') Frederik Poulsen hatte die Freundlichkeit, sie
auf meine Bitte zu untersuchen, und »glaubt
versichern zu können, daß sie antik sind«.
Dies ist auch die Meinung Poulsens.

3) Vgl. auch Larfeld, Griech. Epigraphik 3 269 ff-
4) Als Frauenname kommt Eupraxia zuweilen vor,
z. B. Schol. zu Lukian Katapl. 12 p. 46, 2 Rabe.
5) Vgl. Jessen, RE. VI 1237, 42 ff.
 
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