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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 40.1925(1926)

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Malten, Ludolf: Bellerophontes
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https://doi.org/10.11588/diglit.44818#0135
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BELLEROPHONTES

WALTER AMELUNG
ZUM 60. GEBURTSTAG
15. OKTOBER 1925
Die sprachlichen und archäologischen Entdeckungen auf kleinasiatischem und
ältestgriechischem Boden geben auch für die Sagenforschung eine Reihe von Voraus-
setzungen, die kurz umrissen und so fixiert sein mögen, daß die Einzeluntersuchung
in ihrem Rahmen eine feste Stelle einnehmen kann. P. Kretschmer hat seinen
Nachweis, daß gewisse sprachliche Bildungsformen Kleinasien und dem vorhelle-
nischen Festland gemeinsam sind1), neuerdings befestigt und erweitert2), so daß
mit ethnologischer Verwandtschaft der ältesten Bevölkerung westlich und östlich
des Mittelmeeres als einer sicheren Basis gerechnet werden kann, mag man diese
nun als Luwier 3), Kleinasiaten, Ägäer oder Karer bezeichnen. Die Sprache dieser
Bevölkerung hat in Orts- und Berg-, Pflanzen- und Tiernamen tiefgehende Spuren
hinterlassen; spätere Zentren wie Mykene, Tiryns, Korinth gehen in ihrer ersten
Besiedlung und Namengebung in diese Zeit hinauf. Namen wie Rhadamanthys4),
Hyakinthos u. a. lehren, daß auch in der späteren Heroenwelt Gestalten aus dieser
Phase sich erhalten haben; Athene (in ihrer ursprünglichen Gestalt) 5), Flephaistos6)
u. a. entsprechen dem in der Götterwelt. Wird nun unter solchen Namen einer
gleichermaßen im Westen und Osten des Mittelmeeres greifbar, so ist eine erste
Möglichkeit, daß er bei der Rassenverwandtschaft der Bevölkerung hier wie dort
bodenständig ist, ohne daß eine Wanderung anzunehmen wäre; Ost und West mögen
in solchem Falle zunächst gesehen werden unter dem Bilde kommunizierender Röhren.
Läßt sich aus bestimmten Gründen ein Ursprungsort fixieren, ist also die Annahme
einer Übertragung nahegelegt, so muß die Forschung sich die Freiheit bewahren,
je nach Lage des Falles eine solche Beeinflussung innerhalb dieser ältesten Schicht
auf dem Ostwestwege für ebenso denkbar zu halten wie auf dem umgekehrten.
Hephaistos konnte als ursprunghaft festgelegt werden in Kleinasien an den Erd-

fi Einleitung in die Geschichte der griech. Sprache
1896, 293 ff.
fi Kretschmer bei Gercke-Norden, Einleitg. 3 1923,
I 6, 69 ff., Glotta 14, 1925, 102, 103, i.
3) E. Forrer, Mitt, der Deutschen Orient-Gesellsch.
61, 1921, 23 f.; A. Ungnad, Zeitschr. f. Assyriol.
N. F. 1 (35) 1 ff.; A. Götze, Kleinasien zur
Hethiterzeit (= Orient und Antike I) 1924, 26.
4) J. d. I. 28, 1913, 35 ff. Ich mache auf die
Darlegungen J. J. G. Vürtheims Medede el. Ko-
ninkl. Akad. Wetensch. Amsterdam 59, Serie A,

Nr. 1, 1925, 1 ff. aufmerksam, ohne meinerseits
von meinem Standpunkt abgehen zu können.
5) Der Anstoß zur richtigen Erkenntnis ihrer ältesten
Phasen wird G. Rodenwaldt verdankt (A. Μ.
37, 1912, 129 ff.) ; auf ihm bauen Μ. P.
Nilsson, Chr. Blinkepberg und U. v. Wilamowitz,
Sitz. Berl. Akad. 1921, 950 ff. Ich darf bemerken,
daß ich in meinen Religionsvorlesungen in Kö-
nigsberg Sommer 1920 die gleichen Folgerungen
vorgetragen habe.
6) J. d. I. 27, 1912, 232 ff.
 
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